Starhotelier Peter Borer: «In den USA sind die Zahlen besser als vor Covid»

Reto E. Wild – 20. Oktober 2022
Das GastroJournal hat Peter C. Borer, Chief Operating Officer Hongkong and Shanghai Hotels, zum Interview getroffen

Peter C. Borer (69), der gebürtige Glarner und Absolvent der Ecole hôtelière de Lausanne (EHL), stiess 1981 zur asiatischen Luxushotelgruppe The Peninsula Hotels und wurde 1994 zum Hoteldirektor von The Peninsula Hong Kong ernannt. Zehn Jahre später wurde Borer zum Chief Operating Officer der Holdinggesellschaft The Hongkong and Shanghai Hotels (HSH) befördert und ist heute Chef von gegen 10 000 Angestellten. Er wohnt in Hongkong und hat das GastroJournal im Hotel Baur au Lac zum Interview empfangen.

Peter Borer, was für ein Jahrgang ist 2022 für die Luxushotelgruppe Peninsula?

Peter Borer: Das ist von Region zu Region sehr unterschiedlich: Schnell und gut erholt haben wir uns in den USA, wo die Zahlen inzwischen besser als vor Covid sind. Gleich sieht es in Paris aus. In Asien sorgt Manila für das beste Ergebnis. Thailand und Japan haben sich ebenfalls kräftig erholt. Nach Hongkong kann man seit vorletzter Woche wieder ein- und ausreisen. Allerdings werden nach wie vor Tests verlangt. Und China wird sich nach dem Parteikongress vom November über das weitere Vorgehen entscheiden. Unsere Hotels in Peking und Shanghai sind noch nicht ganz voll in Betrieb. Dafür betreiben wir dort Ladenstrassen, die sehr profitabel sind. 

Was veränderte die Pandemie?

Wir hatten praktisch drei Jahre lang jeden Tag eine andere Herausforderung mit neuen Regeln der Regierungen, neuen Arbeitsgesetzen und so weiter. Das war für mich mit Abstand die strengste Zeit meines Lebens. Ich bin froh, dass sich das alles langsam normalisiert. Inzwischen reisen die Leute wieder wie verrückt. Ich war vor einigen Tagen am Flughafen Doha. Es hat dort vor Menschen gewimmelt wie am Zürcher Sechseläuten. Ob das nachhaltig ist, zeigt sich allerdings erst in einem Jahr.

Was haben Sie gemacht, um «die strengste Zeit» Ihres Lebens zu bewältigen?

Ich habe das Glück, dass ich an einem schönen Ort in Hongkong wohne und hinter dem Wohnhaus jeden Tag 20 000 Schritte gehe. Das beruhigte mich und gab mir Zeit zum Nachdenken. Ich stehe jeden Tag um 4.30 Uhr auf und bin ab 6 Uhr im Büro. Um 17 Uhr gehe ich in den Feierabend.

Was halten Sie von der Frage am Check-in, ob die Anreise angenehm war?

Das Check-in sollte eigentlich nicht mehr stattfinden. Der Gast sollte vom Auto direkt ins Zimmer gebracht werden. Peninsula hat flexible Ankunfts- und Abreisezeiten. Wir werfen unsere Kunden nicht um 12 Uhr raus…Zurück zur Frage betreffend Anreise: Diese ist wie aus Plastik. Das wurde der Rezeptionistin eingetrimmt. Sie meint es nicht ehrlich. Wir müssen viel menschlicher werden. Unsere Angestellten merken sich bei Peninsula neun Pfeiler, haben Freude am Arbeiten und zeigen ihre Persönlichkeit. Sie sollen sich mit unseren Gästen ehrlich und normal unterhalten.

Den zweiten Teil des Interviews über Fachkräftemangel und die Hotelprojekte in London und Istanbul lesen Sie exklusiv im GastroJournal vom 27. Oktober 2022.