«Die Medaille ist eine grosse Belohnung für die harte Arbeit»

Oliver Borner – 20. Oktober 2022
Vor zehn Tagen gewann Tim Oberli an den WorldSkills in Montreux VD in der Sparte Hotelrezeption die Silbermedaille. Mit dem GastroJournal spricht er über seinen jüngsten Erfolg und seine Pläne für die Zukunft.

Tim Oberli, herzlichen Glückwunsch zum Vizeweltmeistertitel! Wie fühlt sich dieser Erfolg an?
Tim Oberli: Vielen Dank. Ich bin einfach nur stolz über meine Leistung. Es ist eine Bestätigung und eine Genugtuung dafür, was ich in den letzten Jahren für diesen Wettkampf investiert habe.

Kein Ärger darüber, dass es nicht für die Goldmedaille gereicht hat?
Überhaupt nicht. Meiner Meinung nach sind alle Teilnehmenden Sieger. Alle durften auf höchstem Niveau gegeneinander antreten und haben ihr Bestes gegeben. Allein das wäre für mich schon Belohnung genug gewesen.

Es wurde aber der Vizetitel. Wie verlief Ihr Wettkampf?
Rückblickend fühlte sich der Wettkampf wie einer Achterbahnfahrt an. In vier Tagen wurden wir mit den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen getestet und ans Limit getrieben.

Zum Beispiel?
Oft wurden wir mit verschiedenen Situationen gleichzeitig gefordert und mussten ständig die Prioritäten neu setzen. Da wir dabei immer auf die Bedürfnisse jedes Gastes eingehen mussten, kam es immer wieder zu neuen und unvorhersehbaren Herausforderungen

Was hätten Sie rückblickend anders gemacht?
Das ist schwierig zu beantworten, weil es sich dabei um kleine Details handelt. Ich bin generell zufrieden mit meiner Leistung und bereue keinen meiner Schritte.

Sie wurden vor zwei Jahren Schweizermeister, nun sind Sie Vize. Was fasziniert Sie an Wettkämpfen?
Vor zwei Jahren wollte ich wissen, wo ich im nationalen Vergleich stehe und mein Können unter Beweis stellen. An den WorldSkills hat mich vor allem die internationale Bühne gereizt. Ich bin stolz, die Schweiz nach aussen zu vertreten und zu zeigen wo unsere Stärken liegen. Es war mir wichtig, den Mitstreitern das duale Bildungssystem näher zu bringen.

Was nehmen Sie abgesehen von der Silbermedaille von den WorldSkills mit?
Zu einen eine grosse Erfahrung. Ich durfte zeigen, was ich kann und habe gleichzeitig auch gelernt, zu was ich im Stande bin. Daneben nehme ich viele Bekanntschaften mit anderen Wettkämpfern, Coaches und Branchenkennerinnen mit. Die Mission «WorldSkills 2022 Special Edition» war für mich eine Art Lebensschule.

Sie leben für den Beruf des Hotelrezeptionisten. Was fasziniert Sie an diesem Beruf?
Mich interessiert vor allem die Vielfältigkeit der Hotelleriebranche. In wohl keiner anderen Branche unterscheiden sich die Arbeitstage so voneinander wie in der Hotellerie. Dazu tragen in erster Linie die Gäste bei, welche ich täglich betreuen darf. Der stetige Kontakt zum Team und den Gästen ist mir sehr wichtig und ist einer der Hauptgründe, warum ich meinen Beruf liebe.

Sie sind erst 19 Jahre alt und haben schon sehr viel erreicht. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Zunächst will ich wieder in einen geregelten Alltag zurückfinden. Die Vorbereitungen auf die WorldSkills über die vergangenen Jahre waren anstrengend und intensiv. Langfristig will ich auf jeden Fall in der Hotellerie bleiben und mich in der Schweiz in eine Kaderposition hocharbeiten. Sollte es sich ergeben, bin ich auch von einer Anstellung im Ausland nicht abgeneigt.