Hotellerie

Schlafen in der Hotellerie: von Kissen- und Deckenvielfalt

Christine Bachmann – 16. November 2018
Die Wahlfreiheit ist ein Mega­trend, dem sich die Gast­geber in der Hotellerie heute nicht mehr ent­ziehen können.

Welches Kissen hätten Sie den gerne? Eine Frage, die in den Schweizer Hotels immer häufiger gestellt wird. Gab es vor einigen Jahren für jeden Gast dasselbe Standard­kissen, darf er sich heute der Qual der Wahl stellen. Denn der vom Zukunftsinstitut definierte Megatrend «Individualisierung», also ein Anpassen an die Bedürfnisse des Einzelnen, hat längst auch in der Hotellerie Einzug gehalten. Wen wundert es da, dass die Gastgeber inzwischen nicht nur beim Kochen individuell auf den Gast eingehen, sondern auch, wenn es um ihre Kernkompetenz Schlaf geht. Also Hirse-, Arven- oder doch lieber ein Seegraskissen (siehe auch Kasten)? Die Auswahl ist immens – und sie wird von den Gästen geschätzt, wie Gastgeberin Lena Goosmann vom Hotel & Restaurant Blausee in Blausee bestätigt: «Da viele Menschen unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich ihrer Kopfkissen haben, bieten wir ein Kissenmenü.» Zum einen könne sie so sicherstellen, dass die Gäste gut schlafen, zum anderen wolle sie den Gästen auch eine Kopfkissenerfahrung schenken, die sie zu Hause vielleicht so nicht machen könnten. «Oder haben Sie schon einmal auf einem Seegraskissen geschlafen?», meint sie mit einem Schmunzeln. Doch werden Kissenmenüs überhaupt beansprucht? «Grob geschätzt testen 20 Prozent unserer Gäste die Kissen», konstatiert Goosmann. «Eher selten» wird das Angebot indes im Hotel Schweizerhof Bern & The Spa genutzt. Wobei hier Demi Naomi Schneider, Marketing Coordinator, festhält, dass sie die Präferenzen der Stammgäste ohnehin hinterlegt hätten, und diese ihr Spezialkissen schon bei der Anreise auf dem Zimmer vorfinden würden. Mehr genutzt wird der Kissenservice in den Sorell Hotels Switzerland, wo ihn die Gäste regelmässig nachfragen und die Resonanz zunimmt. Das trifft auch auf das Hotel Landgasthof Kemmeriboden-Bad zu, für die der Schlüssel zu einem glücklichen Gast ein gut schlafender Gast ist. Deshalb bieten die Gastgeber dort ihren Gästen nicht nur ein Kissenmenü an, sondern weiter noch spezielle Duvets: angefangen bei Kapok-Primo-Duvets über Arven-Wolle-­Duvets bis hin zu Allergiker-Duvets. «Unser Angebot wird im Schnitt etwa jede zweite Nacht genutzt, wobei die Frequenz am Wochenende deutlich höher ist», berichtet Réceptions-Mitarbeitende Barbara Röösli. Sind Kissenmenüs heutzutage also ein Muss? «Ja», ist Nadya Abbiati, Instruktorin Hauswirtschaft bei Hotel & Gastro formation, überzeugt. Sie rät nicht nur «unbedingt» dazu, ein solches Menü anzubieten, sondern auch noch Tipps zur richtigen Reinigung der Kissen und Decken zu geben sowie Informationen zur Lebensdauer. «Die Kissen und Decken sollten täglich ausgelüftet werden, und der Bettinhalt halbjährlich, jedoch mindestens einmal pro Jahr gereinigt werden. Die Lebensdauer der Kissen beträgt circa zwei bis drei Jahre, diejenigen der Duvets fünf bis acht Jahre.» Beim Essen in der Gastronomie existiert seit einigen Jahren ein Trend hin zu veganen Speisen, wobei diese Essensphilosophie auch beim Schlaf eine Rolle spielt. Will heissen: Gibt es hier auch einen «veganen» Trend weg von Tier­federn hin zu synthetischen Materialien? «Klar gibt es Gäste, die synthetische Materialien bevorzugen, sei es wegen Allergien oder weil diese nicht ganz so warm geben. Einen Trend dahingehend kann ich allerdings nicht feststellen», hat Nadya Abbiati beobachtet. Diese Beobachtung haben auch Demi Naomi Schneider und Barbara Röösli gemacht: «Wir geben den Gästen mit Allergien die synthetische Variante, sonst ist die Nachfrage nach ‹veganen› Kissen sowie Decken gering», hält Schneider fest, und Röösli meint: «Unsere Gäste fragen ab und an nach synthetischen Bettinhalten. Dabei ist es für uns jedoch oft nicht nachvollziehbar, aus welchem Beweggrund eine solche Anfrage gestellt wurde.» Ein Trend hin zu «vegan» ist also nicht zu erkennen. _________________________________________________________________ Kissenwelt: von nicht alltäglichen Kissen Allergikerkissen sowie Nackenstützen sowie -rollen gehören im Kissenmenü praktisch zum Standard. Was bietet ein Gastgeber an, der was ganz Spezielles sucht? Eine kleine Auswahl etwas exotischerer Kissen: Arvenkissen: Schafschurwolle und Arvenspäne beruhigen das Herz und wirken schlaffördernd. Bio-Hirsekissen: Diese Kissen bestehen aus 100-prozentigen Hirse­spelzen und passen sich jeder Kopfbewegung an. Weiter bieten sie auch bei unruhigem Schlaf eine gute Stützkraft. Kräuter-Duftkissen: Diese Kissen mit Bio-Kräutern und Heu wirken positiv auf Nasen-Rachen-Raum und lindern rheumatische Beschwerden. Seegras-Kissen: Diese Kissen werden in Latex-Milch eingelegt, damit sie weich und weniger brüchig sind. Die Hülle besteht aus reiner Baumwolle. Seitenschläfer-Kissen: Dieses Kissen bietet optimalen Stützkomfort in seitlicher Schlafposition, es können Rücken- und Gelenkbeschwerden gelindert werden. Quellen: Hotel Blausee, Hotel Kemmeriboden-Bad, Sorell Hotels Switzerland.