Letzten Winter hat Nenad Mlinarevic und sein Team ins Pop-up Restaurant «Stadthalle» in Zürich geladen. Ein Erfolg! Wenn auch Mlinarevic mit diesem temporären Gastronomie-Konzept nicht zu den ersten gehört. Denn Pop-ups sind in der Restauration längst keine Seltenheit mehr, überall in den «hippen» Schweizer Städten schiessen sie wie Pilze aus dem Boden. Was sich in der Gastronomie etabliert hat, ist bislang in der Hotellerie noch weniger bekannt. Bislang, denn zwischenzeitlich ist das Phänomen auch hier angekommen – Schweiz Tourismus (ST) nutzt es gar für seine Städtekampagne (siehe Kasten). Denn gemäss Markus Berger, ST-Leiter Unternehmenskommunikation, seien Pop-up Hotels «genau das, was Gäste in den Schweizer Städten suchen». Dass sich das Konzept offenbar bewährt, konstatiert, dass die Pop-up Hotels bislang infolge breiter Publizität gut gebucht bis gar ausgebucht sind. Für die beteiligten Betriebe erfreulich, wie auch für ST, für die genau dieser Publizitäts-Effekt im Vordergrund stand. Einen etwas anderen Ansatz mit dem Konzept Pop-up Hotel verfolgen indes Einzel-Betreiber wie beispielsweise Gastgeber und Küchenchef Tobias Funke vom Gasthaus zur Fernsicht in Heiden. Funke möchte seinen Gästen mit dem zwei Zimmer grossen Outdoor Boutique-Hotel, das in kürzester Zeit auf- und abgebaut werden kann, eine Ergänzung zur Innovation auf dem Teller bieten, und er liebt es einfach, neue Konzepte auszuarbeiten und zu begleiten. «Als wir uns für das Pop-up Hotel entschieden haben, da gehörten wir noch zu den Ersten. In der Zwischenzeit hat sich diesbezüglich einiges getan – es scheint als hätten viele eine ähnliche Idee zur selben Zeit», erzählt Funke. Insofern kann sich Tobias Funke auch vorstellen, dass Pop-Up-Konzepte in den nächsten Jahren immer mehr Bestandteil der klassischen Gastronomie beziehungsweise Hotellerie werden, oder zumindest in Zeiten von vielseitigeren Bedürfnissen für ein paar Monate bei Überkapazität Abhilfe schaffen können. «Von diesem Standpunkt aus denke ich nicht, dass die Pop-up Konzepte eine kurzfristige Modeerscheinung sind, sondern mit der Zeit einen stetig steigenden Berechtigungsgrad erlangen und auch verdienen.» Diese Aussage stützt auch Reto Bloesch, Mit-Initiant des Pop-Up-Projektes in der Villa Lindenegg in Biel: «Pop-Up-Konzepte haben eine Berechtigung und auch eine Zukunft, vor allem im Bereich der Belebung von Innenstädten.» Denn zu teure Mieten und der Trend des Onlineshopping setzen das Gewerbe der Innenstädte unter Druck. «Das lokale Kleingewerbe und innovative Konzepte sind dagegen immer beliebter und setzen einen entsprechenden Gegentrend.» Doch lohnen sich Pop-ups auch finanziell? «Ja», ist Funke überzeugt. Wenn man ein gutes Konzept habe, das Marketing richtig einsetze und dem Projekt auch seine Zeit zugestehe, dann definitiv. «Aber wichtig ist immer, dass ein solches Projekt von Profis betrieben wird.» Etwas, das gemäss Funke nicht immer der Fall sei. Häufig würden bei Pop-ups Studenten, Ungelernte oder einfach nur Branchenfremde eingesetzt, um die Kosten tief zu halten, «oder weil man sich nicht die Mühe nimmt, um gelerntes Personal zu suchen». Genau bei solchen Voraussetzungen seien Pop-ups leider oft schlecht aufgestellt und repräsentierten alles andere als ein tolles, unvergessliches Erlebnis, «was im Endeffekt der professionellen Gastronomie schadet». Wenig wunderlich setzt ST bei seiner Städtekampagne somit auf professionell betriebene Pop-ups. So werden die insgesamt 11 Pop-up Hotels von Hotelbetrieben, Restaurants, einer Jugendherberge sowie einer Schifffahrtsgesellschaft betrieben. Fazit somit: Wer ein Pop-up Hotel eröffnet, der sollte wohlweislich auf eine professionelle Führung setzen. Pop-Up-Konzepte sind vergänglich, das ist letztlich ihr Anreiz – aber sie können immer wieder wiederbelebt werden. So teilen sowohl die Betreiber der Villa Lindenegg wie auch Funke von der Fernsicht mit, dass sie sich durchaus nach Abschluss des heutigen Projektes ein weiteres Pop-up vorstellen können. «Wir werden sicherlich wieder eines eröffnen, allerdings muss das nicht unbedingt im Hotel- oder Restaurantbereich sein», teilt Bloesch mit. Und auch Funke verrät, dass sich ein nächstes Pop-Up-Projekt im Frühling 2019 bereits in den Startlöchern befinde. Wie das allerdings ausschaut, das möchte Küchenchef Funke an dieser Stelle noch nicht verraten. Schweiz Tourismus: Standorte der Pop-up Hotels
- Baden: Stadtturm by Trafo Hotel
- Basel: Fischergalgen by Youth Hostel Basel
- Bellinzona: Torre Nera, Castelgrande by Hotel & SPA Internazionale
- Bern: Altes Zollhäuschen by Altes Tramdepot
- Lausanne: Zimmer im Hotelgarten by Beau-Rivage Palace
- Luzern: Geheimes Bootshaus by Seehotel Kastanienbaum
- Schaffhausen: Schwimmendes Hotel by MS Konstanz
- Solothurn: «Krummturm» by Hotel an der Aare
- St. Gallen: Turmzimmer by Einstein St. Gallen
- Vevey: Alter Ballraum by Astra Hotel
- Zürich: «Milchbar» by Milchbar / Péclard