«Historische Hotels und Restaurants haben einen speziellen Charme. Sie lassen mit viel Liebe für Details und Echtheit das Gefühl vergangener Zeiten wieder aufleben», sagte Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse, in seiner Ansprache in Bulle FR. «Viele Gäste suchen genau diese Reise in die Vergangenheit, die sie in aussergewöhnlichen Betrieben finden», fügte Platzer an. Solch aussergewöhnliche Betriebe hat die Icomos-Jury auch in diesem Jahr wieder gekürt. Die Auszeichnung «Historisches Hotel des Jahres» ging in den Kanton Glarus ans Ortstockhaus in Braunwald und im Kanton Freiburg wurde Le Tonnelier in Bulle als «Historisches Restaurant des Jahres» ausgezeichnet.
Zur Preisverleihung mitten in den Glarner Bergen versammelten sich der Präsident von Icomos Suisse, Niklaus Ledergerber, und Jury-Präsident Moritz Flury-Rova, um den Preis zu überreichen, den beiden Gewinnerbetrieben für ihr Engagement zu danken und zur Auszeichnung zu gratulieren. «Die Coronazeit hat den Gastrobetrieben eine schwere Zeit beschert. Der Wunsch nach Geselligkeit, aber auch nach Erinnerung, ist uns mehr denn je bewusst geworden», sagte Ledergerber und fügte an: «Heute zeichnen wir zwei Lokale aus, die sich ganz besonders für die Erhaltung des geselligen Lebens und des baukulturen Erbes einsetzen und so einen wichtigen Beitrag für uns und für das Bild der vielfältigen Schweiz leisten.» Per Liveschaltung wurden die Reden nach Bulle übertragen, wo Casimir Platzer sowie Vertreterinnen und Vertreter von ICOMOS Suisse, HotellerieSuisse und Schweiz Tourismus zeitgleich die Auszeichnung überreichten.
Das Ortstockhaus: ein Bijou der klassischen Moderne
Das Ortstockhaus, vom Glarner Architekten Hans Leuzinger 1931 realisiert, ist ein Pionierbau der Schweizer Bergmoderne aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Es befindet sich auf 1772 Metern über Meer auf der Braunwaldalp oberhalb Braunwald und ist als Ausflugsziel weit über das Glarnerland bekannt. Das Ortstockhaus brilliert dank seiner Originalsubstanz, welche über die letzten neun Jahrzehnte erhalten wurde – ein Bijou der Moderne. 2016 wurde das Objekt einer umfassenden Restaurierung durch die neue Besitzerschaft unterzogen – mit sorgfältigen Eingriffen in die bestehende Struktur. Die Einzigartigkeit des Objektes spiegle sich in den Wanddekorationen mit Planmaterial zum Haus, Fotos, sowie einem wunderbar farbigen Werbeaquarell, wie Icomos Suisse in einer Mitteilung schreibt.
(v.l.n.r.) Vinzenz Van Den Berg (Communications Manager Hotelleriesuisse), Franz Graf (Jurymitglied Icomos), Carlos Tenera (Küchenchef und Direktor Le Tonnelier), George Prost (Le Tonnelier), Olivier Perler (Le Tonnelier), Annika Grünig (Marketing Schweiz Tourismus) und Casimir Platzer, Präsident GastroSuisse. (Bild: Caroline Goldschmid)
Le Tonnelier: die Auferstehung der Belle Epoque
Le Tonnelier hat seine Namensgebung erhalten, da es um 1780 eine Werkstatt zur Herstellung von Käsefässern war, bevor es nach einem Brand der Stadt Bulle FR 1805 zu einem Gasthaus umfunktioniert wurde. Das «Historische Restaurant 2023» liegt zentral an der Grand-Rue und wurde 2018 von der heutigen Eigentümerschaft erworben. Diese hat das «Le Tonnelier» einer umfassenden Sanierung und Restaurierung, gemeinsam mit der kantonalen Denkmalpflege unterzogen, welche zu einer schönen und prägenden Aufwertung des Gebäudes sowie des Ortes geführt hat. Insbesondere dank der Restaurierung der zuvor teilweise übermalten Wandbilder von 1900 lebt die Belle Epoque an diesem Ort wieder auf. Das gastronomische Angebot warte mit einer traditionellen Bistrokarte auf und hebe das lokale Angebot auf ein neues Niveau, begründet Icomos die Auszeichnung.
Mehr zum Thema im GastroJournal vom 27. Oktober 2022.