Spätestens seit dem ersten Lockdown im Zuge der Covid-19-Pandemie ist Homeoffice in der Schweiz salonfähig geworden. Arbeitnehmende kennen mittlerweile die Vorzüge von Büro und Homeoffice, aber auch deren Grenzen sehr genau. Alternative Arbeitsmöglichkeiten sind heute gefragter denn je. Sei es als Flucht aus dem Homeoffice, als Stopp zwischen zwei Terminen oder als Start in den Arbeitstag vor dem Pendeln zur Nebenverkehrszeit. Durch die zunehmende Verschmelzung von Arbeit, Freizeit und Reisen sind künftig flexible Lösungen gefragt. Hier wollen Hotelleriesuisse und die Work Smart Initiative ansetzen und die Vielfalt der Arbeitsorte in der Schweiz fördern.
Bestehende Räumlichkeiten neu nutzen
Die Folgen der Covid-19-Pandemie werden sich langfristig auf unsere Arbeitsweise auswirken. Homeoffice allein ist aber nicht für alle Arbeitnehmenden dauerhaft umsetzbar. Beim Pilotprojekt «work-here» stehen die Förderung der Vielfalt der Arbeitsorte und die nachhaltige Nutzung existierender Räumlichkeiten im Fokus, wie HotellerieSuisse heute in einer Mitteilung schreibt. Diese würde fürs mobile Arbeiten (zwischen-)genutzt: für die Verweildauer eines Kaffees vor dem Pendeln, für wenige Stunden oder ganztags als Ersatz fürs Homeoffice. Damit unterscheide sich «work-here» von klassischen Co-Working-Spaces, denn der hybride Ansatz von «work-here» konzentriere sich auf die Nutzung von bereits bestehender Infrastruktur und trägt so ebenfalls einen Teil zur Einsparung von CO2-Emmisionen bei.
Mit diesem Ansatz würden der von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Stadthotellerie Perspektiven geboten, wie sie auf die aktuellen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung reagieren kann, wie es weiter heisst. «Die Beherbergungsbranche hat in den vergangenen Monaten immer wieder gezeigt, dass mit kreativen und innovativen Ansätzen neue Angebote lanciert werden können», sagt Ueli Schneider, Leiter Business Development, von Hotelleriesuisse. Die Erschliessung neuer Geschäftsfelder sei entscheidend, damit die Branche auch in dieser Zeit Perspektiven für langjährige und motivierte Fachkräfte bietet.
Die Erfahrung aus beinahe eineinhalb Jahren mit Anordnung zum Homeoffice zeige, so Prof. Hartmut Schulze von der Fachhochschule Nordwestschweiz, dass das alleinige Arbeiten von zu Hause aus Vor- wie auch Nachteile mit sich bringt. Als positiv für das Wohlbefinden schlagen vor allem der Wegfall der Reisezeit und das relativ ungestörte Arbeiten zu Buche. Als Belastung hätten sich unter anderem der reduzierte soziale Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sowie die gestiegene Einsamkeit herausgestellt. Zukünftig gehe es darum, einen Mix der verschiedenen Arbeitsorte zu ermöglichen, der zu den Aufgaben und Bedürfnissen der Mitarbeitenden und zur Kultur der Organisationen gleichermassen passt. Weiter habe das vergangene Jahr auch gezeigt, dass durch flexiblere Arbeitsformen nicht zuletzt die Umwelt durch weniger Verkehrsaufkommen profitiert, die Pendlerströme im öffentlichen Verkehr besser verteilt werden können und der Strassenverkehr entlastet wird.
Lernen, wie wir in Zukunft Reisen und Arbeiten
Getestet wird, ob und wie die Idee bei den Nutzenden ankommt und wie sich ihre Lebensqualität verbessert. Für HotellerieSuisse soll sich mit dem Piloten zeigen, inwiefern die Nutzung von Hotels zum Arbeiten für lokale Gäste zukunftsweisend sein könnte. Die Work Smart Initiative setze sich dafür ein, dass attraktive und motivierende Rahmenbedingungen für Schweizer Unternehmen und Institutionen sowie deren Mitarbeitende geschaffen werden, der Arbeitsmarkt besser und zeitgemässer erschlossen wird und die vorhandenen Ressourcen und Infrastrukturen besser genutzt werden. Im Pilotprojekt gehe sie der Frage nach, wie sich das flexible und ortsunabhängige Arbeiten durch die aktuelle Pandemie verändert hat und welche Trends sich daraus entwickeln. Denn für Danny Schweingruber, Co-Präsident der Work Smart Initiative ist klar: «Ein «back to normal» wird es nicht geben. Vielmehr werden wir ein «new working normal» kennenlernen. Durch das Pilotprojekt möchten wir Einblicke in diese neue Normalität erhalten».
Der Pilot startet heute mit rund einem Dutzend Gastgeberinnen und Gastgeber – allesamt mit dem Label «Clean & Safe» ausgezeichnet – mehrheitlich in Zürich und Bern. Im Verlauf der mehrmonatigen Pilotphase wird das Projekt auf andere Standorte ausgeweitet. Auf work-here.ch sind alle Lokalitäten mit ihren jeweiligen Angeboten abrufbar.