Hotellerie

Direktbuchen, das war gestern

Christine Bachmann – 02. März 2017
Die Abhängigkeit der Hotelbetriebe von Online-Buchungsplattformen nimmt in bedenklichem Masse zu: Zahlen und Fakten.

Die Motion Bischof «Verbot von ­Knebelverträgen der Internetplattformen gegen die Hotellerie» soll den Hoteliers ihre unternehmerische Freiheit zurückgeben wie auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken (siehe GJ08). Dass dieses Anliegen dringlicher ist denn je, zeigt die jüngste Studie von Roland Schegg vom Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis (HES-SO Wallis). Diese zeigt, dass der Anteil an Buchungen in der Schweizer Hotellerie, die 2016 über Online-Buchungsplattformen (OTA) getätigt wurden, im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 auf 27,3 Prozent angewachsen sind (2015: 20,6%). Diese happige Zunahme erklärt sich Schegg unter anderem durch die technologischen Vorteile wie auch die Marketinganstrengungen der grossen OTA-Giganten. So investierten alleine im Jahr 2015 Expedia rund 3,3 Milliarden Franken und Booking.com rund 2,8 Milliarden Franken in die Stärkung ihrer Marken- und Marktpräsenz. Apropos Booking.com: Dass sich gerade diese Plattform so vehement gegen die Motion Bischof und somit gegen die Aufhebung der Ratenparität wehrt, ist wenig erstaunlich – im Kommissionsgeschäft geht es um viel Geld. Geld, das in der Schweiz vor allem Booking.com für sich beansprucht, was diese Studie ebenfalls zutage bringt: 2016 erfolgten neun von zehn Online-­Buchungen über deren Plattform sowie Expedia und HRS. Wobei Booking.com mit seiner Marktdominanz (73,3%) Expedia (11,9%) und HRS (7,8%) weit hinter sich zurückgelassen hat. Der Gesamtumsatz dieser drei Schweizer Marktführer wird auf mehr als 1 Milliarde Franken geschätzt. Das heisst, dass die Hoteliers den Plattformen schätzungsweise 150 Millionen Franken an Kommissionen berappen. Neben der Marktmacht und der steigenden Dominanz der Online-­Buchungsplattformen hat die Studie auch gezeigt, dass die Massnahmen der Hotels zur Verbesserung ihrer Sichtbarkeit im Internet bescheidene Früchte tragen. So konnten die Echtzeitbuchungen über die hoteleigene Website leicht auf 8,2 Prozent gesteigert werden. Weiter zeigt die Studie auf, dass Direkt-Buchungskanäle der Hotels wie Telefon, Walk-in, E-Mail oder die hotel­eigene Website zwar heute noch die wichtigste Buchungsart darstellen – rund 58 Prozent aller Buchungen werden so getätigt –, wobei diese seit 2005 (77%) erschreckend rückläufig sind. Gemäss Studie dürften bis 2020 die Online-Vertriebskanäle den Anteil der Direktbuchungen auf unter 50 Prozent gedrückt haben. www.hevs.ch