Hotellerie

Des Hotelgastes Albtraum

Nuria Peón – 12. Januar 2017
Ein schlechter Schallschutz im Hotel schadet vor allem den Gästen. Die Konsequenzen spürt ­jedoch das Hotel.

Die Silvesternacht ist das beste Beispiel: Wenn es draussen kracht und knallt und unvorsichtige Zimmernachbarn in aller Frühe ihre Türen zuschlagen, reisst das so manchen Hotelgast aus dem tiefsten Schlaf. Das führt dazu, dass sich der Gast nicht richtig erholen kann. Dabei will er im Hotel primär eines: gut schlafen. Und dafür sind nicht nur gute Betten von Vorteil, sondern auch ein umfassender Schallschutz. Ist dieser nicht vorhanden, stört es den Gast und schadet auch dem ­Hotelimage – sei es durch Reklamationen, die bis zu Rückerstattungsforderungen gehen können, oder durch negative Kommentare auf Online-­Bewertungsportalen. Wer sich im Bereich Lärmschutz positiv hervorheben kann, ist für Gäste attraktiver. So beispielsweise das Hotel Metropol Basel, das auf Bewertungsportalen diesbezüglich gute Rückmeldungen erhält. «Schallschutz ist uns enorm wichtig. Wir möchten unseren Gästen Ruhe und Entspannung garantieren und so einen Mehrwert bieten», erklärt Hoteldirektorin Isabelle Tanachien. Deshalb hätten die Hotelbesitzer schallisolierte Fenstergläser einbauen lassen. Hier gilt es zu beachten, dass ein Schallschutzglas mehr als 30 Dezibel Schallschutz bieten sollte, eine sehr gute Schalldämmung ist bei 55 Dezibel gegeben. Ein wichtiger Aspekt sind hierbei die Kosten: So ist für ein zweiflügeliges Fenster, das durch ein Schallschutzfenster mit den Massen 1,30 mal 1,30 Meter ausgewechselt wird, mit Kosten um die 1700 Franken zu rechnen. Zusätzlich zu dieser Massnahme hat das Hotel Monopol Türpuffer eingebaut und die Zimmer mit Teppichböden ausgelegt. Ein weiteres Beispiel für gelungenen Schallschutz ist das Hotel Radisson Blu Zurich Airport, das zusätzlich zu Schallschutzfenstern Leichtbauwände eingebaut hat. Solche Wände bestehen aus einer Metallständerkonstruktion, die mit Dämm-Material ausgefüllt ist, um die Schalldämmung zu verbessern. Sie mindern den Schall um mindestens 42 Dezibel. Wenn der Zimmernachbar ein angeregtes Gespräch führt (65 Dezibel), sind im eigenen Zimmer somit lediglich 13 Dezibel zu hören, was etwa dem Lärm von raschelnden Laubblättern entspricht. «Massnahmen wie diese sind hilfreich, um die Privatsphäre der Gäste zu gewährleisten», erläutert Hoteldirektor Daniel Twerenbold. Verbesserungspotenzial sieht das Radisson Blu Zurich Airport noch bei den Türschliessern – im Handel sind solche bereits ab 60 Franken erhältlich. Das Hotel Metropol Basel möchte indes noch seine Zimmertüren optimieren, um Lärm­emissionen im Gebäudeinneren weiter zu reduzieren. Eine einfache Schallschutztüre kostet exklusive Montagekosten rund 950 Franken. Dabei spielt eine gut abgedichtete Türschwelle eine ebenso wichtige Rolle. Eine weitere Möglichkeit, um den Lärm im Hotelzimmer zu senken, ist das Ausstatten der Zimmerlüftung mit Schalldämpfern oder die Isolierung von Wasserleitungen – das hat das Hotel Continental-Park Luzern getan. Für die Hoteliers Gabriele und Ruth Pedrazzetti ist ­Schallschutz unabdingbar, weil «die Qualität eines Hotels aus vielen Investitionen und Massnahmen besteht, die für den Gast oft nicht ersichtlich sind und erst bemerkbar werden, wenn sie fehlen». Schallschutz ist also umso wichtiger, wenn es um die Gästezufriedenheit geht – rechtliche Konsequenzen gibt es jedoch keine.