Hotellerie

Der geschlossene Kreislauf

Christine Bachmann – 27. Januar 2017
Bereits in dritter Generation führen die Familien Wengenmaier und Mahler die Eichberg-­Betriebe in Seengen, die nun weiter wachsen sollen. Eine Familiengeschichte.

Nachhaltigkeit und Regionalität: Begriffe, die im Gastgewerbe immer wichtiger werden. Das belegen nicht nur Studien, sondern auch das Konsumverhalten der Gäste. Leicht tut sich hier, wer schon seit Jahren auf diesen Pfaden wandelt, wie etwa die Familien Wengenmaier und Mahler im aargauischen Seengen, die in dritter Generation die Eichberg-Betriebe führen. Denn bereits deren Vorfahren waren davon überzeugt: «Die biologische Anbaumethode ist besser für Mensch, Tier und Natur.» Eine Überzeugung, der die Familien bis heute treu geblieben sind. Begonnen hat alles 1959. Damals haben Johannes Mahler-Ott und sein Schwager Jean Odermatt-Ott den Eichberg gekauft und die Gutsbetrieb und Kurhaus Eichberg AG gegründet. «Zu dieser Zeit waren die Gebäude in einem ziemlich schlechten Zustand», erzählt Gastgeber Eli Wengenmaier, der zur dritten Generation gehört. Infolgedessen begannen Mahler und Odermatt mit ersten Um- und Neubauten sowie dem Aufbau eines landwirtschaftlichen Biobetriebes. «Beide Unterfangen wurden bis heute kontinuierlich fortgesetzt.» Bis 2006 blieb der Eichberg-Betrieb mit den drei Haupt-Geschäftszweigen Kurhaus mit Restaurant, Landwirtschaft und Gemüsebau unter einem Dach. «Aufgrund einer Nachfolgeregelung und dem Gedanken, dass jeder Familienzweig (Wengenmaier sowie Mahler) in seinem Kompetenzbereich Unternehmertum leben soll, wurde der Betrieb reorganisiert», erklärt Eli Wengenmaier. Entstanden sind so drei neue Aktiengesellschaften: die Eichberg Seengen AG, zu der das Kur-, Ferien- und Seminarhotel, das Gilde-Res-taurant sowie der Bio-Gemüsebau gehören, die Wohlfühl-Residenz Eichberg AG, in deren Gebäude sich Suiten für Senioren mit Hotelservice befinden sowie Platz für Seminar- und Banketträumlichkeiten und Mitarbeitendenzimmern, und die Gutsbetrieb Eichberg AG, zu der die Bio-Landwirtschaft sowie seit 2016 auch noch ein Hofladen gehören. «Synergien nutzen» ist das grosse Stichwort bei den Eichberg-Betrieben. Ob beispielsweise im Bereich der Mitarbeitenden, die durch die diversifizierten Angebote der verschiedenen Betriebe unter dem Dach Eichberg ausgelastet werden können, oder ob im Bereich Lebensmittel, die ihren Weg vom Garten direkt in die Küche der Restauration finden. «Die Köche werden bei uns explizit angehalten, zuerst die Produkte zu verarbeiten, welche im eigenen Gemüsebau verfügbar sind, und erst danach von extern zuzukaufen», hält Wengenmaier fest. Rund 10 Prozent des angebauten Biogemüses wird im Haus verarbeitet, 90 Prozent werden via Biopartner an die Kunden geliefert. Nicht nur beim Essen setzen die Gastgeber auf nachhaltig und regional, sondern auch beim Wasser und Heizen. «Wir haben eine eigene Wasserversorgung und können so unseren Gästen unser eigenes Quellwasser anbieten.» Zudem werde C02-neutral mittels Holzschnitzelheizung geheizt, «das spart wiederum rund 100 000 Liter Heizöl im Jahr». Und auch die Speisereste werden im Eichberg mittels spezieller VRS-Maschine zu Dünger verarbeitet. Dünger, der wiederum für den Bio-Landbau verwendet wird – «und was übrigbleibt, verkaufen wir». Nachhaltig gewachsen ist aber nicht nur der landwirtschaftliche Bereich, sondern auch der gastgewerbliche. Denn aus dem Kurhaus mit dezenter Restauration sind zwischenzeitlich ein Hotelbetrieb mit 23 Zimmern sowie ein Restaurationsbetrieb mit 250 Innen- und 100 Aussenplätzen geworden. «Neu bieten wir unseren Gästen seit diesem Winter zudem 120 Plätze in einem mobilen Chäs-Chalet an», erzählt Wengenmaier. Ein Geschäfts-Zweig, der sehr gut angelaufen sei und ihm helfe, die finanziellen Einbussen zu überbrücken, welche die Schliessung der Terrasse mit sich bringe. So könne er auch im Winter das Team stabil halten und das sei toll. Denn: «Konstanz führt zu engagierten Mitarbeitenden und das wiederum merken auch unsere Gäste.» Um diese Konstanz insbesondere bei den Mitarbeitenden zu halten, hat Wengenmaier mit der Genussmanufaktur vor ein paar Jahren noch einen weiteren Geschäftszweig aufgetan. «Das Ganze hat vor 20 Jahren mit einer Praline angefangen und heute stellen wir alle möglichen Produkte her, die wir in unserem Betrieb selber nutzen, mit denen wir aber auch andere Hotelbetriebe und Wiederverkäufer beliefern.» Das gehe aber nur, «weil wir so flexible und engagierte Mitarbeitende haben. Sprich: Ist das Housekeeping im Hotelbereich mit seiner Arbeit fertig, so würde dieses in der Genussmanufaktur wie auch mal im Garten aushelfen. «Der Zusammenhalt des Teams ist hier einfach wunderbar – und letztlich auch nachhaltig.» Um auch wirtschaftlich nachhaltig zu bleiben, möchten Wengenmaiers nun den Hotel-Betrieb vergrössern, «da 23 Zimmer wirtschaftlich einfach zu wenig sind». Deshalb planen sie einen Neubau. «Künftig wollen wir nicht mehr nur ein Kur-, Ferien- und Seminarhotel sein, sondern ein spezialisiertes Gesundheits­paket anbieten. Wir sehen hier ganz grosse Chancen.» Insgesamt soll der neue Hotelbetrieb also nicht nur neu positioniert werden, sondern auch auf 75 Zimmer anwachsen, die Mitarbeitenden sollen verdoppelt und der Umsatz verdreifacht werden. Kostenpunkt des Projektes: 25 bis 26 Millionen Franken. Die Finanzierung sei auf einem guten Weg. Für eine Lücke sucht das Eichberg-Team noch Investoren. «Ebenso sind wir noch am Entwickeln einer Variante mit einem starken Gesundheitspartner. Sobald wir hier komplett sind, legen wir los», betont Wengenmaier. Zurzeit seien sie bereits in Gesprächen mit potenziellen Partnern. Es bleibt somit bei den Eichberg-­Betrieben weiterhin spannend. www.eichberg.com