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GastroSuisse fordert Bundesrat zu schnellerer Rückkehr zur Normalität auf

– 11. August 2021
Der Bund will ab Oktober nicht mehr für Covid-Tests für Event- und Partygänger aufkommen. Wie wirkt sich das auf die Branche aus?

An der heutigen Bundesratsmedienkonferenz gab Alain Berset die neusten Beschlüsse bekannt: Gemäss dem Drei-Phasen-Modell (Schutz, Stabilisierung, Normalisierung) wird nun die Normalisierungsphase eingeleitet, zumal nun alle impfwilligen Personen geimpft seien.

Aufgrund der unsicheren epidemiologischen Lage (negative Dynamik, Ferienrückkehrer, Deltavariante) und weil eine Überbelastung der Spitalstrukturen nicht ausgeschlossen werden könne, beschloss der Bundesrat , das begrenzte Massnahmendispositiv aufrechtzuerhalten (beispielsweise Masken in Innenräumen und im öffentlichen Verkehr, Zertifikate für Grossanlässe und Clubs). Er wird die Lage an seiner Sitzung vom 1. September 2021 neu beurteilen und allenfalls die Massnahmen anpassen, wenn die Auswirkungen der Ferienrückkehr besser erkennbar sind.

"Die bestehenden Massnahmen schränken das Gastgewerbe massiv ein"

Zu langsam, zu zögerlich, findet GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer. „Wir fordern, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren“, sagt Platzer und fügt an: „Alles andere wäre unverständlich.“ Die bestehenden Massnahmen schränken das Gastgewerbe weiterhin massiv ein. Denn die Kapazitätsbeschränkungen in den Innenräumen führen weiterhin zu starken Umsatzeinbussen.

„Die Gefahr, dass das Gesundheitswesens überlastet wird, ist jetzt somit nochmals tiefer als noch im Frühjahr“, sagt Platzer. Vor diesem Hintergrund sei weiter zu beachten, dass längst eine Entkoppelung der Fallzahlen von der Anzahl Hospitalisierungen oder der Anzahl Todesfälle stattgefunden habe. "Die Fallzahlen sind somit als Richtwert für die Beurteilung der epidemiologischen Lage längst obsolet geworden. Auch die anderen derzeit geltenden Richtwerte weisen im Hinblick auf eine verhältnismässige Gefahrenabwehr erhebliche Mängel auf und sind zwingend durch neue geeignete Richtwerte zu ersetzen."

Erfreut zeigt sich GastroSuisse daher, dass der Bundesrat erkannt zu haben scheint, dass es neue Richtwerte brauche. In jüngster Zeit hat dieser nämlich signalisiert, bei künftigen Entscheidungen stärker zu berücksichtigen, wie sehr das Gesundheitswesen ausgelastet ist. Konkret geht es um die Auslastung der IPS-Betten. Aktuell ist noch mehr als ein Drittel davon frei und nur 8,7 Prozent sind überhaupt mit Covid-19-Erkrankten belegt.

Anpassung der Teststrategie

Eine Anpassung schlägt der Bundesrat bei der Teststrategie vor: Ab 1. Oktober 2021 sollen weder Tests für Personen ohne Symptome (Test aus persönlichen Gründen) noch die fünf Selbsttests pro Monat für nicht geimpfte und genesene Personen mehr finanziert werden. Davon ausgenommen sind Tests für Kinder bis 12 Jahre und für Personen, die sich nicht impfen lassen können. Nicht geimpfte und nicht genesene Personen, die an einem zertifikatspflichtigen Anlass teilnehmen wollen, müssen ab 1. Oktober 2021 den Test selber bezahlen oder sich inzwischen impfen lassen.

Dies könnte Auswirkungen auf die Event- und Ausgangsbranche haben. Alexander Bücheli, Pressesprecher der Bar & Club Kommission Zürich, betont: "Bleibt das Zertifikat weiterhin obligatorisch, stellen kostenpflichtige Covid-Zertifikatstest einen zusätzlichen staatlichen Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit von Kultur-, Sport-, Messen-, Konzert- und Nachtkulturunternehmen dar. Die Gefahr ist gross, dass dann das soziokulturelle Leben vor allem auf dem Lande zum Erliegen kommt und somit Unternehmen wieder durch den Staat unterstützt werden müssen." 

Die Frage stehe im Raum, ob das Abschaffen von kostenlosen Tests, tatsächlich zu einer höheren Impfquote führe. "Zielt diese Massnahme doch eher auf ein junges und urbanes Publikum ab. Doch die Zahlen zeigen, dass in Bezug auf die Impfungen, eher in ländlichen Regionen, die traditionellerweise nur über wenig Veranstaltungen verfügen, angesetzt werden muss", so Bücheli. In der Stadt Zürich liege beispielsweise die Impfquote bei den 20- bis 40-Jährigen schon jetzt bei über 70 Prozent (mindestens einmal geimpft).

Ob sich das ungeimpfte Partygänger künftig auf eigene Kosten testen lassen oder doch lieber zu Hause bleiben, wird sich zeigen. Oder führt diese Strategie gar zu mehr illegalen Partys, bei denen kein Zertifikat gefordert ist? Ein spannender Herbst steht bevor.