Gastronomie

Warum nur, Monsieur Berset?

Reto E. Wild – 09. Dezember 2020
Bundesrat Berset informierte, dass die Restaurants um 19 Uhr schliessen sollen und sonntags schon gar nicht öffnen. Er erhofft sich damit, die Coronapandemie einzudämmen. In einer Medienmitteilung schreibt GastroSuisse: "Mit seiner planlosen Strategie widerspricht er sich und dem Bundesamt für Gesundheit: Denn die Gastronomie ist kein Hot-Spot." Entschieden wird morgen Freitag.

14 Tage dauert es, bis man sieht, ob Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus wirken. Das sagte der Bundesrat noch letzte Woche. Doch schon gestern verlangte Bundesrat Berset an einer Pressekonferenz, dass weitere stark einschränkende Massnahmen beschlossen werden sollen. Allen voran will er, dass die Restaurants vom 12. Dezember 2020 bis 20. Januar 2021 bereits um 19 Uhr schliessen und sonntags gänzlich geschlossen bleiben.

"Das Schutzkonzept der Gastronomie funktioniert"

„Die anvisierten Massnahmen des Bundesrates sind nicht nachvollziehbar und willkürlich“, sagt Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse. Das Bundesamt für Gesundheit hat nämlich bestätigt, dass die Gastronomie kein Hot-Spot ist. Dass der Bundesrat das Gastgewerbe einschränken will, private Feiern – wo es keine Schutzkonzepte und keine Kontrolle gibt – dadurch aber fördert, bleibt somit umso unverständlicher. Das Schutzkonzept der Gastronomie funktioniert. Mit seinem gestrigen Vorgehen zeigt der Bundesrat einmal mehr, dass er seine Strategie alle Tage ändert. „Das ist inakzeptabel und unglaubwürdig“, ärgert sich Platzer. In vielen Kantonen, in denen die Restaurants mehrere Wochen geschlossen waren, steht man nun kurz vor der Wiedereröffnung. "Dass der Bundesrat genau jetzt weitere Einschränkungen fordert, ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt Platzer. GastroSuisse fordert daher eindringlich, dass die Öffnungszeiten in den Restaurants nicht weiter eingeschränkt werden. „Alles andere wäre ein K.-o.-Schlag für unsere Branche“, warnt Platzer. Schon jetzt kämpft die Gastronomie ums Überleben. Weitere Massnahmen führen zu unzähligen Konkursen und zerstören tausende Arbeitsplätze. „Der Bundesrat scheint vergessen zu haben, dass die Gastronomie systemrelevant ist“, bedauert Platzer.

"Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bald halb zwei und Geisterstunde"

Besonders brutal für das Gastgewerbe: Aufgrund der bundesrätlichen Homeoffice-Empfehlung ist das Geschäft bereits am Mittag weggebrochen, die Weihnachtsfeiern von Firmen wurden ebenfalls praktisch ausnahmslos abgesagt. An diesem Wochenende haben aber viele Wirte relativ gute Reservationsstände. "Nun will uns der Bundesrat auch noch das Abendgeschäft abwürgen", ärgert sich Ruedi Stöckli von GastroLuzern. Für Patrick Grinschgl, Präsident GastroRegionLuzern, ist es nicht fünf vor zwölf, sondern "halb zwei und wohl bald Geisterstunde. Ausser bei der Kurzarbeitsentschädigung läuft in der Schweiz nichts. Keine Mietentschädigung, aus dem Härtefallfonds gibt es nichts für Gastronomen, welche diesen Sommer erfolgreich waren, und auch gewisse Versicherungen legen sich mit Zahlungen quer, wie soll das gehen?"  Einzige Chance für die Branche: Dass die Kantone den Ernst der Lage erkannt haben, den Bundesrat von seinem Fehlkurs abbringen, dessen Forderungen einem Lockdown gleichkommen. „Die Menschen im Gastgewerbe wollen arbeiten“, sagt Platzer und betont: „Sie müssen auch arbeiten können, um zu überleben.“ Die Branche ist allerdings seit der ersten Welle stark angeschlagen. Viele Betriebe haben keine Reserven mehr. Die Kantone stehen nun in der Verantwortung. Nehmen sie diese nicht war, braucht es für das Gastgewerbe dringend A-fonds-perdu-Beiträge, die sofort ausbezahlt werden. Kleine Beiträge reichen dabei nicht aus. „Es braucht dann erhebliche Summen“, betont Platzer. Morgen Freitag informiert der Bundesrat. Hoffentlich siegt die Vernunft.