Gastronomie

«Unsere Weine sollten blind erkannt werden»

Reto E. Wild – 26. März 2020

«#stayhome Die Winzer liefern zu Ihnen nach Hause – Swiss Wine ohne Wenn und Aber»: Derzeit sind die sozialen Medien voll von diesem Aufruf. Auch Roland Lampert (31), Kellermeister beim Weingut Heidelberg in Maienfeld GR, spürt die Auswirkungen des Coronavirus: «Alle Veranstaltungen bei uns fallen aus. Die Gastronomie und der Weinhandel bestellen bei uns derzeit keine Weine mehr. Wir haben nur ein paar wenige Aufträge von Privatkunden.» Laut Lampert kommt das Weingut auf eine durchschnittliche Jahresproduktion von knapp 30 000 Flaschen. Drei Viertel davon betreffen Blauburgunder, den Rest Weissweine wie Grüner Veltliner, Chardonnay, die beliebte Cuvée Blanc oder Lampert’s Vin Mousseux. «Je 40 Prozent verkaufen wir über den Weinhandel und Privatkunden, 20 Prozent über die Gastronomie», erklärt Lampert.
Er ist der Neffe des Winzermeisters Hanspeter Lampert (58) und half schon als Bub im Rebberg aus. Doch erst nach seinem Ingenieurstudium wechselte er die Branche und schloss vor zwei Jahren die Ausbildung in Wädenswil ZH als Weintechnologe ab. Er und sein Onkel würden sehr gut harmonieren. Roland bringe frischen Wind ins Weingut, Hanspeter achte darauf, dass er es nicht zu wild treibt. «Wenn man neu in diesem Metier ist, hat man die verrücktesten Vorstellungen, wie der Wein werden soll», sagt Roland Lampert. «Mein Ziel ist, dass unsere Weine blind erkannt werden.» Das sei beispielsweise beim Weingut Friedrich Becker im Süden der Pfalz der Fall, wo Roland ein Jahr arbeitete. Die Weine vom Heidelberg würden sich durch ihre Geschliffenheit und Feinheit auszeichnen. Um für einen eigenen Charakter zu sorgen, hat Roland nun bei den Pinots auf Spontangärung und längeren Hefelager umgestellt.
Die Reblage Badrus besteht aus rund 40-jährigen Rebstöcken und einem Ertrag von nur 600 Gramm pro Quadratmeter. Dieser Maienfelder Pinot Noir, einer von gut einem halben Dutzend verschiedenen aus dem Hause Lampert’s, war 12 Monate in Barrique-Fässern gereift. «Der Boden ist bei Badrus brutal steinig, die Rebe muss wie verrückt kämpfen und bringt deshalb wenig Ertrag», erklärt Roland. Der stoffige Wein begeistert mit seiner Röstaromatik. Im Gaumen zeigt er sich wuchtig, mit einer kräftigen Struktur, langem Abgang und reichlich Tannin. «In fünf Jahren ist dieser Wein noch viel geiler», verspricht der Kellermeister. Pinot Noir Badrus (Barrique) 2017 17.5/20 Punkte, Preis ⚫⚫⚫ _________________________________________________________________________________________________ Preisskala:
⚫ bis 10 Franken
⚫⚫ 11 bis 20 Franken
⚫⚫⚫ 21 bis 30 Franken
⚫⚫⚫⚫ 31 bis 40 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫ 41 bis 60 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫⚫ 61 Franken und mehr Punkteskala:
20–19 perfekt
18–17 Spitzenwein
16–15 überdurchschnittlich
14–13 mit Abstrichen
12–0 unterdurchschnittlich, Fehler ★ Reto E. Wild ist Chefredaktor des GastroJournals, Weinliebhaber und Ehrenmitglied des Sommelier­verbands Deutschschweiz SVS. In dieser Rubrik stellt die Redaktion des GastroJournals regelmässig Trouvaillen zur Empfehlung auf der Weinkarte vor.
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