Erst kürzlich war Dominic S. Müller auf einem Recyclinghof in der Stadt Zürich. «Innert zweier Wochen hatten sie dort einen Schiffscontainer mit alten Pfannen gefüllt», erzählt der 27-Jährige. Wie viele Pfannen direkt im Abfall landen, weiss niemand. Der Umweltingenieur ist Gründer von RePan, einem Start-up und Projekt des Vereins «Gemeinsam Nachhaltig» in Wettingen AG, das abgenutzte und verkratzte Teflonpfannen neu beschichtet, unabhängig von Hersteller oder Fabrikat.
Die Idee dazu kam ihm im Studium. Stets auf Kreislaufwirtschaft und Umwelt fokussiert, interessierte er sich stark für Materialkunde und Chemie. Dazu kommt, dass er gerne kocht, vor allem Rösti. «Ich esse bestimmt zwei bis dreimal pro Woche Rösti», sagt er schmunzelnd. «Aber sie muss perfekt sein, und das geht nicht in einer Pfanne, in der sie ‹anhockt›. Aber muss ich deshalb gleich die Pfanne wegschmeissen?» Das war der berühmte Funke. Müller startete vor drei Jahren ganz klein mit Prototypen, heute bietet der RePan-Onlineshop über 400 neubeschichtete Pfannen an.
Wiederbeschichten: nicht nur Pfannen
Das Projekt basiert auf zwei Vertriebsarten: Einerseits kauft Müller alte Pfannen auf Recyclinghöfen oder Leute bringen alte Pfannen direkt vorbei, die er dann neu beschichtet und im Onlineshop verkauft. Andererseits lassen Kunden ihre persönlichen Pfannen neu beschichten und bekommen auch diese wieder zurück, ein Jahr Garantie inklusive.
Bis zu 40 Prozent der RePan-Kunden stammen aus der Gastronomie – von der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern bis zum Viersternehotel Pirmin Zurbriggen in Saas Almagell VS. «Beschichten kann man fast alles», so Müller. «Ob Gastroblech, Reiskochtopf, Kippbräter, Racletteschaufel, sogar einen einzelnen Löffel.» Die Kosten liegen zwischen 39 und 99 Franken. Je teurer die Pfanne war, desto mehr zahlt sich eine Neubeschichtung wirtschaftlich aus. Für dünne und kurzlebige Discountpfannen aus minderwertigen Materialien lohnt sich diese nicht.
Wie funktionierts? Erst werden die Pfannen gereinigt und abgeschliffen. Um alle Beläge zu entfernen, werden sie im Ofen bei 400 Grad überhitzt. Einzige Bedingung: brennbare Griffe oder Teile müssen abnehmbar sein. Die RePan-Werkstatt befindet sich in Wettingen AG bei der Stiftung Wendepunkt. «Wir bieten Plätze im ergänzenden Arbeitsmarkt an, für Menschen, die einen angepassten Arbeitsplatz brauchen», erklärt Stephanie Vischer (31) von der Kommunikation Wendepunkt.
RePan ist hier eingemietet, die Arbeit in der Montage-Produktionslogistik kommissioniert. «Es ist viel Handarbeit», erklärt Müller. «Für mich war es eine tolle Entscheidung, denn die Klienten haben Freude an dieser Arbeit, es ist win-win.» Müller entwickelt RePan neben seinem 100-Prozent-Job in der Fotovoltaikbranche seit drei Jahren ehrenamtlich im 60-Prozent-Pensum. Irgendwann einen Lohn zu beziehen, ist Müllers Ziel.
Eingesparte Ressourcen: 80 bis 95 Prozent!
Der Pfannenrohling erhält dann seine neue, hochwertige Antihaftbeschichtung in drei Schichten: einer Grundierung für stabilen Halt, einer härtenden Mittelschicht aus Keramik plus der PTFE-Antihaftbeschichtung (Teflon). Die Induktionsfähigkeit der Pfanne wird erhalten, der Griff gegebenenfalls neu vernietet, der Boden geebnet und aussen frisch lackiert. «Besser als neu! Obwohl sie manchmal nicht neu aussehen», sagt der gebürtige Berner. «Sie oxidieren manchmal leicht ins Orange, manche mögen es sogar.»
Der Beschichtungsprozess passiert im grenznahen Deutschland, in der Schweiz gibt es keine Anbieter. Die Rohlinge reisen gesammelt in Chargen zur Beschichtung. «Im März waren es 300 Pfannen, der nächste Termin ist am 17. Mai 2024», so Müller. Es zieht an, es werden immer mehr Pfannen und die Zeiten zwischen den Beschichtungstransporten immer kürzer. Bis die Pfannen zurück sind, dauert es rund fünf Wochen. «Es ist ein aufwendiger Prozess, viel Handarbeit, und der Zoll und das Rechtliche sind nicht auf die Kreislaufwirtschaft abgestimmt.»
Langlebigkeit, Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung sind die Themen, die Müller umtreiben, und die er mit RePan einlöst. Dazu kommt durch das Upcycling der massiv geringere Ressourcenverbrauch: Eine Neubeschichtung spart 80 bis 95 Prozent der Ressourcen ein. «Ich weiss, wie viel fossile und chemische Energie die intransparente Metallverarbeitung benötigt.» Neben einer Umweltschonung halten die neubeschichteten Pfannen bei richtiger Handhabung auch oft länger als das Original. Den qualitativen Härtetest hat laut Müller eine neu beschichtete Pfanne in einer WG mit sieben Bewohnenden bestanden: «Sie hielt während zweieinhalb Jahren, und es war erst noch B-Ware!»