Bioprodukte liegen im Trend. Der Marktanteil im Detailhandel hat sich in den vergangenen Jahren stetig gesteigert und liegt mittlerweile bei 11,2 Prozent. Pro Jahr gibt der Schweizer Durchschnittsbürger knapp 440 Franken für Bioprodukte aus.
Ganz anders sieht die Entwicklung in der Gastronomie aus. Der Anteil von Bioprodukten in den Schweizer Gastronomieküchen ist verschwindend klein. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, wer aber auswärts ein Gericht aus Bioprodukten essen will, muss grundsätzlich lange suchen, um ein geeignetes Restaurant zu finden.
Neues Label für Bioanteil
Das soll sich in Zukunft ändern. Am Dienstag stellte der Bio Suisse, der Verband der Schweizer Biobäuerinnen und -bauern, das neue Label «Bio Cuisine» vor. Das Label zeichnet Betriebe aus, welche mindestens 30 Prozent ihrer Produkte in Bioqualität verwenden. Vergeben wird das Label in drei Stufen. Bei einem Anteil von 30 Prozent erhält der Betrieb einen, ab 60 Prozent zwei und ab 90 Prozent drei Sterne.
«Mit dem Label wollen wir einen neuen Standard für nachhaltige Gastronomie und dabei mithelfen, das Engagement für Nachhaltigkeit sichtbar zu machen», sagt Projektleiter Reto Thörig von Bio Suisse. Ziel sei es, in den nächsten vier Jahren 1200 Betriebe mit dem Label auszeichnen zu können. Neben Restaurants werden auch Kitas, Cafés und Kantinen das Label tragen können. Kurzfristig schätzt Bio Suisse das Potential von «Bio Cuisine» auf 700 lizenzierte Betriebe und einen zusätzlichen Umsatz für den gesamten Biomarkt von rund 120 Millionen Franken bis 2027. Vier Monate nach der Einführung des Labels erfüllen seit Anfang April schweizweit rund 20 Betriebe die Bedingungen. Darunter unter anderem das Culinarium Alpinum in Stans NW, das Schloss Wartegg in Rorschacherberg SG sowie das Bio-Bistro in Basel.
Einhalten von Mindestwerten
Für die Bio Cuisine-Betriebe gelten diverse Vorschriften .Es muss zwar nicht jedes einzelne Gericht den im Label verankerten Anteil an Bioprodukten enthalten, doch über ein Quartal hinweg müssen die Mindestwerte eingehalten werden. Zudem sind die Betriebe verpflichtet, jederzeit mindestens fünf Produkte in Schweizer Bioqualität an Lager zu haben. So soll garantiert werden, dass in den Labelrestaurants auch immer etwas in Bioqualität serviert werden kann.
Vom Label sollen langfristig nicht nur die Gäste, sondern auch die Betriebe profitieren. «Für Gastro-Betriebe kann es eine Chance sein, sich ein Stück vom Nachhaltigkeitskuchen abzuschneiden und sich in diesem Gebiet zu positionieren», sagt David Herrmann von Bio Suisse. Da es ein solches Label zuvor noch nicht gab, könnten sich viele Betriebe als Pionierbetriebe positionieren. Zudem erhielten sie Unterstützung bei der Umstellung, bekämen Sichtbarkeit und profitierten von der Glaubwürdigkeit und Bekanntheit einer etablierten Bio-Marke.