Mitgliederumfrage zeigt: Zertifikatspflicht trifft Gastgewerbe hart

Oliver Borner – 15. Oktober 2021
Die allermeisten gastgewerblichen Betriebe verzeichnen Umsatzeinbussen infolge der Zertifikatspflicht. Das zeigt die Auswertung einer Mitgliederumfrage von GastroSuisse.

Demnach meldeten mehr als 4 von 5 gastgewerblichen Betrieben (81.3 Prozent) GastroSuisse zurück, dass sie wegen der Ausweitung der Zertifikatspflicht Umsatzeinbussen erlitten haben, wie der Verband in einer Mitteilung von heute Freitag schreibt. Annähernd die Hälfte dieser Betriebe (46.4 Prozent) verzeichne dabei einen Umsatzrückgang von mehr als 30 Prozent. Das ergab eine Befragung von GastroSuisse bei 2'337 Mitgliedern. Die Umfrage wurde zwischen dem 6. bis 11. Oktober 2021 durchgeführt.

Über alle Umfrageteilnehmenden hinweg betrugen die Umsatzeinbussen seit dem 13. September durchschnittlich 27.6 Prozent. Am stärksten betroffen seien die Betriebe in ländlichen Regionen mit durchschnittlichen Umsatzeinbussen von 31.5 Prozent. Am wenigsten stark fielen die Umsätze in den Seeregionen (- 24.4 Prozent) und in den Städten (- 24.8 Prozent). Nur 3.4 Prozent der befragten Betriebe hätten seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Umsatzzunahme verzeichnet.

Düstere Aussichten wegen der Zertifikatspflicht

Die Umfrage zeige weiter, dass die Reserven bei vielen Betrieben aufgebraucht seien. Seit Mai 2021 verschlechtere sich die Liquidität wieder deutlich, nachdem die Härtefallmassnahmen kurzzeitig entlastet haben. Die gastgewerblichen Betriebe beurteilen ihre Liquidität im Januar 2022 so schlecht wie seit Februar 2021 nicht mehr, sollte die Zertifikatspflicht weiter bestehen.

Grosse Sorgen bereiten den Mitgliedern die aktuelle Stornierungswelle. So hätten mehr als 75 Prozent der Umfrageteilnehmer (78.6 Prozent) seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Zunahme an Stornierungen von Reservationen verzeichnet.

Härtefälle brauchen weitere Entschädigungen

Gemäss den Umfrageresultaten trifft die Zertifikaftspflicht die gastgewerblichen Betriebe unterschiedlich stark. Angesichts der grossen Unterschiede griffen Durchschnittswerte zu kurz, um die aktuelle Lage im Gastgewerbe zu beurteilen, wie der Verband weiter schreibt. Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse, fordert: «Die stark betroffenen Unternehmen benötigen nun dringend neue Härtefallentschädigungen. Die Verzweiflung in der Branche wächst von Tag zu Tag wieder.»

Nebst den Umsatzeinbrüchen verursache die Zertifikatspflicht zusätzliche Lohnkosten, heisst es weiter. 86.2 Prozent der Betriebe melden zurück, dass sie einen Mehraufwand verzeichnen. Ebenfalls als problematisch wahrgenommen wird das Konfliktpotenzial. Vier von zehn Betrieben vermelden, dass es in ihrem Betrieb bereits zu kritischen Auseinandersetzungen gekommen sei.