Gastronomie

Markus Utiger sorgt für Blaufränkisch vom Neusiedler See

Reto E. Wild – 12. März 2021
2007 war der erste Jahrgang von Markus Utigers Rappbühl, einem reinen Blaufränkisch, der an den Ufern des Neusiedler Sees im österreichischen Burgenland wächst. Wer diesen Wein auf die Karte aufnimmt, wird den Gast überraschen und begeistern.

Als Markus Utiger (40), gelernter Koch und Servicefachangestellter, seine berufliche Karriere bei der SwissRe fortsetzte, konnte er nicht ahnen, wie dies sein Leben verändern sollte: Er liess sich als Sommelier berufsbegleitend zum Weinakademiker ausbilden, verbrachte dabei oft Zeit im burgenländischen Rust am Neusiedler See und lernte so die österreichischen Weine und deren Macher kennen. 2008 nahm der Aargauer das Weinakademiker-Diplom entgegen – als bester seines Jahrgangs und damals Jüngster der Schweiz. Eines Tages sagt René Pöckl, der zu den renommiertesten Rotweinproduzenten in Österreich gehört, zu seinem Schweizer Schulkollegen: «Mach doch mal deinen eigenen Wein!» Gesagt, getan: Die zwei jungen Weinakademiker lancierten mit dem ersten Jahrgang 2007 gemeinsam das Projekt, einen der besten Blaufränkisch in Österreich zu produzieren – mit der Lage Rappbühl an der Nordostseite des Neusiedlersees. In normalen Jahren steht Utiger gut ein halbes Dutzend Mal vor Ort in den Rebbergen im Burgenland und schaut nach dem Rechten.

Ein gereifter Blaufränkisch erinnert an einen Nebbiolo
«Wir bringen es in Spitzenjahren auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern zu maximal 2500 Flaschen. Der Ertrag ist zugunsten der Qualität minimal, aber durchaus so gewollt.» Utiger ist begeistert vom Blaufränkisch, nach dem Zweigelt die wichtigste Rotweinsorte Österreichs: «Mit ihren Gerbstoffen, der knackigen Säure und der Frische erinnert ein gereifter Blaufränkisch an einen Nebbiolo und kann ebenfalls locker zehn Jahre und länger gelagert werden.» Das pannonische Klima am Neusiedlersee mit dem warmen Sommer ähnelt der Toskana. Salami, Grilladen, Lamm oder ein höhlengereifter Gruyère bieten sich beim Lemberger als Speisenbegleiter an.

Utigers 2018 drängt sich geradezu für die Gastronomie auf: 15 bis 18 Monate im 500-Liter-Eichenfass und im Stockinger-Barrique gereift (Neuholzanteil 30 bis 50 Prozent), präsentiert sich dieser Jahrgang als Charmeur mit einnehmenden Noten von Cassis, Heidelbeeren, Brombeeren sowie Süssholz. Dazu gesellen sich Aromen von weissem Pfeffer, Schwarztee und kaltem Rauch. Dieser Blaufränkisch zeigt sich elegant und trotzdem mit viel Kraft und Länge. Er befindet sich jetzt in einer fruchtigen Phase, die sich wohl bis zum Sommer hinzieht. Dann dürfte sich der schön strukturierte Wein laut Utiger wieder etwas schliessen. Nahezu 100 Prozent des Utiger Rappbühl werden vom Burgenland in die Schweiz exportiert. Wer die Weinkarte mit dieser raren österreichischen Spezialität des Schweizer Winzers anreichert, wird bei Weinliebhabern viele Komplimente ernten.

Utiger Rappbühl Blaufränkisch 2018; 17.5/20 Punkte, Preis ⚫⚫⚫⚫⚫ Preisskala: ⚫ bis 10 Franken ⚫⚫ 11 bis 20 Franken ⚫⚫⚫ 21 bis 30 Franken ⚫⚫⚫⚫ 31 bis 40 Franken ⚫⚫⚫⚫⚫ 41 bis 60 Franken ⚫⚫⚫⚫⚫⚫ 61 Franken und mehr