Gastronomie

Italienische Weine: Zwei Schnäppchen und ein Halleluja

Reto E. Wild – 20. Juni 2019
Vom 8. bis 12. November 2019 geht das nächste Weinfestival in der Südtiroler Kurstadt Meran über die Bühne. Es ist das Stelldichein grosser Südtiroler Weine, aber auch von anderen Italienern.

Helmuth Köcher, der Präsident des Festivals, besuchte vor ein paar Tagen die Schweiz und stellte ein paar aussergewöhnliche Weine aus unserem südlichen Nachbarland vor. «Bei der Gründung des Festivals sprach man von Mengen und nicht von Qualität. Heute sorgen gerade die Weissen aus dem Südtirol für beste Qualitäten, weil sie durch die Höhenlagen von kühlen Nächten und warmen Tagen profitieren.» Das führt bekanntlich zu einer optimalen Säure. Im Reisegepäck hatte er aber einen Pinot Noir aus Alto Adige dabei, den eleganten Vassal Gilfenstein 2017. Der Wein präsentierte sich mit weichen Tanninen, roten Beeren, einer schönen Würze, elegant und mit Tiefgang. Der Rote passt zu Fisch und verdient 17 Punkte. Für eine grosse Überraschung sorgte der kalabrische Gaglioppo 2017 vom Weingut Statti, der zu 100 Prozent aus der vermutlich aus Griechenland stammenden alten Rotweinsorte Gaglioppo besteht. Sie gilt als Barolo Süditaliens, sorgt für eine schöne Frische mit einer Nase aus Brombeeren und Gewürzen. Ab Hof gibt es den Wein für unter 10 Euro. Wenn das kein Tipp für Gastronomen ist! Ich gebe diesem Wein aus Kalabrien ebenfalls 17 Punkte. Weit bekannter ist das DOCG-Weinanbaugebiet Morellino di Scansanno in der südlichen Toskana, die auch landschaftlich besonders schön ist. Aus dieser Region hatte Köcher den Heba 2016 dabei, der zu 95 Prozent aus Sangiovese und zu 5 Prozent aus Syrah besteht. Die Trauben von über 20 Jahre alten Rebstöcken wachsen auf rund 300 Meter über Meer und werden im Zementtank (biologisch) ausgebaut. Die Fruchtaromatik und die floralen Noten überzeugen ebenfalls. Den Wein gibt es ab Hof doch tatsächlich für 6,50 €. Er verdient 16,75 Punkte. Der Höhepunkt der Masterclass bildete der Monteverro Toscana Rosso IGT 2014, eine Cuvée aus 40 Prozent Cabernet Franc, 30 Prozent Cabernet Sauvignon, 20 Prozent Merlot und 10 Prozent Petit Verdot vom Weingut Monteverro. Die Trauben profitieren vom kühlen Wind, der vom Meer her übers Land zieht. Der im neuen Barrique ausgebaute Wein zeigt sich mit roten Beeren, überreifen Aromen, würzig und elegant und trotzdem kräftig. Er wird seine Weltklasse erst in zehn Jahren ausspielen. Leider spielt er auch preislich in einer anderen Liga. Monteverro 2014 18.5/20 Punkten , Preis ⚫⚫⚫⚫⚫⚫  __________________________________________________________________________________________ Preisskala:
⚫ bis 10 Franken
⚫⚫ 11 bis 20 Franken
⚫⚫⚫ 21 bis 30 Franken
⚫⚫⚫⚫ 31 bis 40 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫ 41 bis 60 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫⚫ 61 Franken und mehr Punkteskala: 
20–19 perfekt 
18–17 Spitzenwein 
16–15 überdurchschnittlich 
14–13 mit Abstrichen 
12–0 unterdurchschnittlich, Fehler ★ Reto E. Wild ist Chefredaktor des GastroJournals, Weinliebhaber und Ehrenmitglied des Sommelierverbands Deutschschweiz SVS.