Weingut Irsslinger: Der Wellentänzer vom Zürichsee

Reto E. Wild – 11. März 2022
Der Weisswein Wellentänzer 2020 vom rechten Zürichseeufer überzeugt mit seiner Mineralität und einer eleganten Cremigkeit.

Das Weingut Irsslinger in Wangen SZ am Oberen Zürichsee hat jüngst im «Vinum» für Furore gesorgt. «Falstaff» adelte den Thurgauer Winzer Robert Irsslinger (30) sogar als «Newcomer des Jahres» der Deutschschweiz. Der dreifache Familienvater hat den vier Hektar kleinen Betrieb seit 2017 gepachtet; die Besitzer fanden keine familiäre Nachfolge. Vorher bildete sich der Offizier der Schweizer Armee und einstige Leiter der elterlichen Schnittrosenproduktion berufsbegleitend zum Weinbautechniker aus und sammelte Erfahrungen im Schlossgut Bachtobel, im Lavaux VD, in Berneck SG, bei Davaz in Fläsch GR und sogar im argentinischen Mendoza.

Mit dem Wellentänzer, der zu 100 Prozent aus der pilzwiderstandsfähigen Neuzüchtung Jo­han­niter besteht, sorgt das junge Weingut für eine erste Handschrift. Irsslinger erklärt: «Die Weissweintrauben für unseren Wellentänzer ernten wir von Hand. Nach der natürlichen Gärung füllen wir die Weinmenge in die eigens dafür gebauten Edelstahlbojen ab.» Und so schwimmt die 1000 Liter fassende Boje, deren Herstellung 12 000 Franken gekostet hat, während 70 Tagen in der Nähe des Bürkliplatzes auf dem Zürichsee. «Was wir hier umsetzen, ist kein Marketinggag, sondern die Weiterentwicklung historischer Erkenntnisse, denn die stete Bewegung tut dem Wein ausgesprochen gut», betont der 30-Jährige.

Tatsächlich präsentiert sich der Wellentänzer 2020 mineralisch und nicht überfruchtig, mit einer eleganten Cremigkeit. «Bis er sein gesamtes Potenzial erreicht, braucht es noch mindestens zwei Jahre. In fünf Jahren wird er noch viel mehr Freude machen», verspricht Irsslinger. Frohe Kunde für die Gastronomen: Vom Wellentänzer gibt es (noch) genügend Flaschen. Er ist in Restaurants wie dem Rechberg und dem Igniv in Zürich oder dem Schäfli in Siebnen SZ erhältlich. Die Gastronomie steuert 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Wichtigste Abnehmer sind Privatkunden.

Rund ein Dutzend verschiedene Wei­ne gehören zum Angebot des Betriebs. Überzeugt haben unter anderem auch der Johanniter 2020 (16,5 Punkte) der Seyval Blanc 2020 (rassige französische Kreuzung, 16,5 Punkte), der Sauvignon Blanc 2020 (16,75 Punkte), die Scheurebe Barrique 2020 (17 Punkte), der knackige Weissherbst 2020 (16,5 Punkte), der Blaufränkisch 2019 (16,75 Punkte) und selbst der Orange Wine aus Souvi­gnier Gris 2021 (16,5 Punkte).