Gastronomie

Im Land der Eistee-Liebhaber

Cristina Bürgi – 13. März 2018
In keinem anderen europäischen Land wird so viel Eistee getrunken wie in der Schweiz. Auch frische Limonaden sind hoch im Kurs: eine Chance für die Gastronomie.

Rund 28 Liter Eistee trinken die Schweizerinnen und Schweizer pro Person und Jahr. Diese Zahl basiert auf Studien des britischen Marktforschungsinstituts Canadean, welches feststellte, dass der Verbrauch in keinem anderen europäischen Land so hoch ist. Weltweit werde einzig in Japan und Taiwan noch mehr Eistee getrunken. Um die Nachfrage für das Erfrischungsgetränk steht es gut, denn gemäss dem Beratungsunternehmen Zenith Global ist der Markt für Eistee seit dem Jahr 2010 um 44 Prozent gestiegen – jener für Softdrinks hingegen nur um 25 Prozent. Dieses Wachstum begründet das Unternehmen mit dem zunehmenden Gesundheits­bewusstsein der Bevölkerung: Eistee wirkt aufgrund seiner Grundzutaten (Tee. Früchte und Kräuter) auf viele Konsumenten gesünder als herkömmliche Softdrinks – und verkauft sich daher besser. Der Trend zum Gesunden macht sich auch in den Werbekampagnen der grossen Getränkehändler bemerkbar: So hat die Coca-Cola-Company jüngst mit «Fuse Tea» einen eigenen Eistee auf den europäischen Markt gebracht, der Tee- und Pflanzen­extrakte sowie Fruchtsaft enthält. Das Unternehmen wirbt damit, dass der Tee nachhaltig produziert wurde und teils den kalorienarmen Süssstoff Stevia enthält – und somit weniger Zucker. Dass der amerikanische Software-Gigant überhaupt eine Eistee-Marke lanciert, zeugt davon, dass die Nachfrage bei den Konsumenten vorhanden ist. Auch in der Gastronomie ist der kalte Tee beliebt: Das zeigt ein Blick auf die Schweizer Getränkekarten. Ein Grossteil der Restaurants bietet Eistee an, wobei häufig eine hausgemachte Version auf der Karte steht. Besonders gut kommt das Getränk beispielsweise im Restaurant Mondial in Fribourg an: Die Hausmischung mit frischer Minze und Ingwer ist so beliebt, dass die Gäste sogar auf Bewertungsportalen wie Tripadvisor davon schwärmen. Auch im Restaurant Bergbach in Adelboden sowie im Sousol in Wetzikon setzt man auf hausgemachten Eistee, der entweder mit Minze und Früchten oder mit Hibiskusblüten und Ahornsirup verfeinert wird. Der hausgemachte Eistee hat somit immer mehr mit einer fruchtigen Limonade gemein und kommt in der Gastronomie in allen Variationen vor: Zitrone-, Pfirsich- und Hibiskusaromen sind am häufigsten, doch auch Alpenkräuter, Beeren und Minze sind beliebte Zutaten. Inzwischen bildet Schwarztee längst nicht mehr die einzige Basis für Eistee: Auch Grüntee oder Kräutermischungen sind beliebt – insbesondere, da sie weniger Koffein enthalten. Hier kommt wieder das steigende Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten ins Spiel: Um der Nachfrage nach natürlicheren und gesünderen Optionen nachzukommen, entwickeln viele Getränkehersteller Eistees und Limonaden mit weniger Zucker, Koffein, aus biologischer Produktion oder mit lokalen Zutaten. Dies auch im ­Wissen, dass in gewissen Ländern bereits eine Steuer auf Süssgetränke gesetzt wurde. Ein ähnliches Vorhaben wurde zwar im Kanton Neuenburg unlängst ­verhindert, doch am Kaufverhalten der Gäste ändert dies wenig: eine Tendenz zu vermeintlich gesünderen Getränken ist spürbar, wie auch der Verband schweizerischer Mineralquellen und Softdrink-Produzenten (SMS) feststellt. Auf seiner Website schreibt er, dass «viele neue Erfrischungsgetränke exotische Aromen, weniger Zucker, dafür mehr Inhaltsstoffe mit Zusatznutzen enthalten. Dem grundsätzlichen Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten nach gesundem und leichtem Genuss wird somit Rechnung getragen.» In den letzten Jahren hat die Auswahl an Erfrischungsgetränken enorm zugenommen, so dass Gastronomen ein individuelles und abwechslungsreiches Angebot erstellen können. Attraktiv ist nicht nur die Auswahl, sondern meist auch die Präsenta­tion der Getränke: in vielen Restaurants werden diese in einem grossen Longdrink-oder Henkelglas serviert, in das noch frische Kräuter oder Zitronenscheiben gelegt werden. Als Speisenbegleitung verkaufen sie sich das ganze Jahr über gut und zu einem interessanten Preis: So kosten drei Deziliter Eistee oder Limonade mancherorts bis zu sechs Franken.  Entdeckung des Eistees 
Die Basis für Eistee bildet ursprünglich Schwarztee, der mit Eiswürfeln gekühlt und mit Zucker und Zitronensaft aromatisiert wird. Seine Entdeckung geht auf das Jahr 1904 zurück, als im amerikanischen St. Louis eine Welt­ausstellung stattfand. Dort sollte eigentlich heisser Schwarztee serviert werden, aufgrund der grossen Hitze schenkte der Aussteller den Tee aber gekühlt aus. Das Getränk kam bei den Besuchern so gut an, dass es anschliessend industriell hergestellt und weltweit vertrieben wurde.