Gastronomie

Grenzenlose Möglichkeiten

Marco Moser – 16. November 2017
Sei es im Kontakt mit den Gästen oder im ­Hintergrund des Restaurants: Die Digitalisierung bietet die Chance, dass sich Gastgeber auf die Gäste konzentrieren können.

Bei der Digitalisierung stellt sich nicht die Frage, ob sie im Gastgewerbe eintreten wird, sondern wie. Jede Kasse und jeder Steamer beinhaltet heute einen Computer. Diese Entwicklung ist nicht zu verhindern, und bereits kokettieren Restaurants damit, indem sie beispielsweise die Gäste direkt auf einem Tablet die gewünschten Speisen bestellen lassen. Im Europapark in Rust oder im Wiener Prater stehen Restaurants, in denen die Tablet-Bestellungen automatisch in der Küche landen, zubereitet werden und mittels ausgeklügeltem Schienensystem ähnlich einer Achterbahn an die jeweiligen Tische gelangen. Diese Restaurants sind nur die Spitze des Eisberges, und das Vollautomatische gefällt nicht allen Gästen. Doch Digitalisierung findet auch im Hintergrund statt. Eine automatisierte Temperaturkontrolle der Kühlräume beispielsweise bemerkt der Gast nicht, hilft aber dem Koch, sich aufs Kochen zu konzentrieren. In Zeiten des Fachkräftemangels bietet die Digitalisierung viele derartige Möglichkeiten, die raren Fachkräfte von Nebenarbeiten zu entlasten, damit sie sich wieder auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können: also der Koch aufs Handwerk und die Kreativität oder der Service dank dem digitalen Block auf die Gäste statt auf Laufkilometer – mittlerweile schon normal ist das digitale Bezahlen mittels Karte oder Mobiltelefon. Auch der Gast könnte profitieren, beispielsweise durch eine digitale Speise- und Getränkekarte. Anhand seiner Essensauswahl werden passende Weine vorgeschlagen. Oder die Provenienzen lassen sich nach Region, Traubensorte, Ausbau, Geschmack und vielem mehr sortieren oder filtern. Der Gast überblickt die Weinkarte dank der Filterfunktionen. Allen Beispielen gemein ist, dass sie einen Prozess vereinfachen oder automatisieren: Digitalisierung soll nützen. Dazu gehört auch das Internet. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass die Gäste per Handy das nächstgelegene Restaurant suchen und gleich auch online den Tisch reservieren? Oder dass Restaurants ihre Menüs in Büros liefern? Früh schon war der Basler Wirteverband im Internet tätig. «Wir überlegten uns einfach, wie wir etwas Nützliches für unsere Mitglieder und die Branche tun können», blickt Maurus Ebneter zurück, Delegierter des Vorstandes. Mit dem Online-Gastronomieverzeichnis sind die Restaurants auffindbar, mit den Fachinformationen auf der Verbandswebseite bleiben die Mitglieder à jour, und auf dem Online-Marktplatz sind Mitarbeitende ebenso zu finden wie Occasionsgeräte. Die Digitalisierung der Restaurants schreitet voran. Aufgrund der technologischen Entwicklung wird sich dies noch beschleunigen. Ebneter beobachtet eine Schere, die sich öffnet: zwischen jenen, die digital hochprofessionell unterwegs sind, dem grossen Mittelfeld und jenen, die offline sind. Gerade ihnen und speziell in Basel empfiehlt Maurus Ebneter, wenigstens eine Webseite als digitale Visitenkarte zu pflegen: mit Öffnungszeiten, Anfahrt, Kontakt und der aktuellen Menükarte, vielleicht noch zwei guten Fotos und einer englischen Übersetzung. «Das Marketing wird sich weiter Richtung Digital bewegen», prophezeit er. Gäste informieren sich heute schon online, reservieren und bewerten. Wer nicht im Internet präsent ist, ist nicht sichtbar. Im Ausland entstehen erste Konzepte, die Reservationen nur noch online entgegennehmen oder nur noch digitale Zahlmittel akzeptieren. In der Schweiz gibt es Restaurants und Clubs, die ihre hunderte oder tausende von Gästen in einer «Community» pflegen, sie dort informieren, ein­laden und gleich auch Vorreservationen entgegennehmen. Wie die Digitalisierung in den Res­taurants und Hotels umgesetzt wird, hängt von jedem einzelnen ab und ist ein unternehmerischer Entscheid. Sie könnte vielerorts nützen, entlang der ganzen Produktions- und Servicekette. «Bei jedem Element dieser Kette gibt es Chancen, das finanzielle Ergebnis zu verbessern», fasst Ebneter zusammen. Der Basler Wirteverband will seinen Mitgliedern hierbei helfen und entwickelt entsprechende Angebote. Im Januar ist ein erster «Weiterbildungshappen» geplant zum Thema Bewertungsplattformen. www.baizer.ch