«Nur Kochen reicht nicht!»

Oliver Borner – 30. März 2023
Mit seinen Kochvideos begeistert Nicolas Sandmeier aus Zürich tausende Fans auf Youtube, TikTok und Instagram. Im Interview mit dem GastroJournal verrät er, was ihn am Kochen fasziniert und wie Gastronomen die sozialen Medien für sich nutzen können.

Nicolas Sandmeier, Sie produzieren Kochvideos auf YouTube, Instagram und TikTok. Wie kam es dazu?
Nicolas Sandmeier: Eigentlich ergab sich das aus einer ganz anderen Richtung als zunächst erwartet. Ich betreibe seit Jahren Sport. Bis vor ungefähr einem Jahr Bodybuilding. Dort ist die Ernährung neben dem eigentlichen Training eine wichtige Komponente. Kochen war damit stets ein zentrales Element in meinem Alltag.

Die Art zu Kochen war aber eine andere, als Sie das heute in Ihren Videos tun.
Das ist richtig. Ich achtete sehr stark auf meine Ernährung und liess den Geschmack der Gerichte meist aussen vor. Irgendwann wollte ich das nicht mehr und entschied mich dazu, beim Kochen den Geschmack der Gerichte in den Vordergrund zu stellen.

Dann begannen Sie, sich beim Kochen zu filmen.
Genau. Ich hatte mit Sportvideos auf YouTube und Instagram bereits meine ersten Erfahrungen mit den Plattformen gemacht und dachte mir, dass ich dies auch mit meiner zweiten Leidenschaft, dem Kochen, tun kann.

Und das tun Sie mit durchbrechendem Erfolg. Auf YouTube, Instagram und TikTok folgen Ihnen insgesamt über eine halbe Million Menschen. Woher kommt dieser Erfolg?
Ich denke, das hängt damit zusammen, dass ich in den Videos immer versuche, authentisch und mich selbst zu sein. Dazu kommt eine gute Prise Humor und eine gute Produktion der Videos.

Wie wichtig ist die Produktion?
Sie ist eigentlich das A und O. Egal wie gut der Content ist, wenn die Videos nicht gut produziert sind, dann haben sie weniger Erfolg. Ich habe daher gutes Geld in meine Kameraausrüstung investiert, um meinen Follower die besten Videos zu liefern.

Qualität ist das eine, ob es dann angeschaut wird, das andere.
Das ist richtig. Auf TikTok sollte ein Video nicht länger als eine Minute dauern, damit der Algorithmus sie weiterbreitet. Die Wiedergabedauer ist entscheidend. Dasselbe gilt für YouTube-Shorts, welche in den letzten Monaten bei den Nutzerinnen und Nutzern enorm an Beliebtheit gewonnen haben.

Was heisst das konkret für Sie?
Ich muss darauf achten, dass ich das ganze Video in unter eine Minute hinkriege. Das erfordert einen schnellen Schnitt und kurze und prägnante Infos. Die Zuschauer müssen in den Bann gezogen werden, sonst schauen sie das Video nicht zu Ende. Die geschaute Zeit ist, insbesondere bei TikTok und YouTube, sehr wichtig. Auf Instagram ist vor allem entscheidend, wie viele Personen das Video speichern.

Das hört sich nach sehr viel Arbeit an.
Kann man so sagen. Momentan betreibe ich die Kanäle noch als Hobby neben meiner Arbeit im Finanzsektor. Das Wochenende und der Feierabend sind daher oftmals für den Videodreh und den Videoschnitt reserviert.

Wie entscheiden Sie, welche Gerichte Sie in den Videos kochen?
Das mache ich nach Lust und Laune. Manchmal sehe ich Rezepte und denke mir, dass ich das mal ausprobieren oder mit etwas kombinieren könnte. Manchmal kommt mir eine Idee, welche ich dann umsetze. Wichtig ist mir dabei, dass ich meine eigene Note verleihe. Die italienische Küche hat es mir dabei besonders angetan. Ich selbst esse sehr gerne italienisch, und bei meinen Followern kommt das in der Regel auch sehr gut an.

Geben Ihnen die Follower Rezeptwünsche weiter?
Das kommt auch vor, ja. Für diese Inputs bin ich generell offen. Das zeigt mir, dass meine Follower am Content interessiert sind.

Was fasziniert Sie am Kochen?
Ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen und immer wieder neue Sachen ausprobieren. Zudem macht es mir Freude, den Menschen gutes Essen präsentieren und auftischen zu können.

Seit bald einem Jahr kochen Sie nun auf den Social-Media-Plattformen. Erinnern Sie sich noch an Ihr Durchbruchvideo?
Ja. Das war ein Video, welches ich mit meinem kleinen Bruder Nils aufgenommen habe. Kartoffelsticks mit einer Knoblauchsauce. Dieses ging auf TikTok und YouTube im deutschsprachigen Raum viral. Auf Instagram war das die Paprika-Pasta. Das Video wurde auf Instagram bis heute über 3,7 Millionen Mal angeschaut, 270 000 Mal mit "Gefällt mir" markiert und über 100 000 Mal gespeichert. Sogar Menschen in Asien, Afrika und Nord- und Südamerika haben das Video gesehen und gespeichert. Und das, obwohl es auf Deutsch war. Das war verrückt.

Wer schaut sich Ihre Videos an?
Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Aber es ist vor allem die jüngere Generation zwischen 18 bis 35 Jahren. Ich schätze, davon sind etwa 60 Prozent Frauen. Zudem habe ich festgestellt, dass viele Familienväter oder -mütter meine Videos anschauen und mir darauf Feedback geben. Zum Beispiel, dass ihre Kinder ein Gericht nachkochen wollen. Es freut mich sehr, zu sehen, dass auch jüngere Menschen Interesse am Kochen haben.

Haben Sie ein (Koch)-Vorbild?
Ein konkretes Vorbild habe ich keines. Ich schaue gerne Videos von anderen Köchen, klar. Ich versuche immer, meinen eigenen Inhalt zu produzieren und meinen eigenen Weg zu gehen.

Für viele Köche ist Social Media neben der Arbeit eine Herausforderung. Was würden Sie einem Koch raten, der seine Reichweite mit gutem Content vergrössern will?
Es braucht sicher viel Mut, sich gegen aussen zu präsentieren. Daneben ist viel Ausdauer gefragt, denn Kochen alleine reicht in der Regel nicht, um erfolgreich zu sein. Es braucht eine gewisse Authentizität und die Fähigkeit, die Leute zu begeistern. Am Ende ist das Gesamtpaket entscheidend.

Welche Ziele stecken Sie sich für die Zukunft?
Das Hobby zum Beruf machen und davon leben können. Dazu möchte ich mich ständig weiterentwickeln und immer mein Bestes geben. Wenn es so weitergeht wie bisher, bin ich zuversichtlich, dass ich dieses Ziel erreichen werde. Für mich ist wichtig, dass ich dabei mich selbst und bodenständig bleibe.