Der Weg zum Erfolg in den sozialen Medien

Fabrice Müller – 30. September 2021
Immer mehr Gastronomiebetriebe nutzen die sozialen Medien als Kommunikationskanal – mit Erfolg! Drei Betriebe berichten über ihre Strategien und Erfahrungen mit WhatsApp, Instagram und Facebook.

Hanna Meier (43) hat kürzlich Cremeschnitten zubereitet. Um die Vorfreude auf die süssen Kalorienbomben bei den Gästen zu erhöhen, drehte sie kurzerhand einen Film. Darin sehen die Zuschauer, wie in der Küche des Restaurants Eintracht in Kestenholz SO der Blätterteig und die Vanillecreme hergestellt, verarbeitet und mit Puderzucker bestreut werden. Die gleiche Ehre wurde auch dem selbst gebackenen Brot und Zopf zuteil, die man jeden Freitag im Restaurant ofenfrisch kaufen kann. Und vor Muttertag wurden die Gäste auf den Terrassenbetrieb mit speziellen Festtagsmenüs aufmerksam gemacht.

Aktuelle Menüs werden im WhatsApp-Status angezeigt

Ob Film, Menüs oder eine Vorschau für eine Veranstaltung, der Gilde-Koch Marco Meier (50) und seine Frau Hanna nutzen die sozialen Medien wie Facebook, Instagram, aber auch WhatsApp-Meldungen und E-Mail-Newsletter mehrmals wöchentlich, um bei den Kunden im Gespräch zu bleiben. «Die Bedeutung der sozialen Medien hat in unserem Betrieb in den letzten Jahren enorm zugenommen», sagt Marco Meier. Er führt den Traditionsbetrieb in der sechsten Generation zusammen mit seiner Frau. Während der Küchenchef sich um die Website und die wöchentlichen E-Mail-Newsletter kümmert, ist seine Ehepartnerin für Facebook, Instagram und WhatsApp zuständig. «Wir wollen unseren Gästen zeigen, dass wir innovativ sind und was wir alles zu bieten haben», berichtet Marco Meier. Im WhatsApp-Status werden die aktuellen Menüs vorgestellt, damit die Gäste übers Handy direkt bestellen oder reservieren können.

Mit den Gästen im Gespräch bleiben

Wie wertvoll ist das Marketing über die sozialen Medien für das Restaurant Eintracht? «Die sozialen Medien sind für die Kommunikation mit bestehenden und potenziellen Gästen optimal», betont Marco Meier. Mit relativ geringem Zeitaufwand könne man das Netzwerk mit aktuellen Informationen bedienen und in kurzer Zeit eine Reaktion auslösen – zum Beispiel ein «Gefällt mir» auf Facebook oder gar eine Bestellung oder Reservation. «Die Leute posten und liken unsere Meldungen, sodass sich vieles, was wir ins Netz stellen, schnell herumspricht», freut sich Meier. Vor allem die jüngeren Gäste können über die sozialen Medien angesprochen werden. Gerade während des Lockdowns haben sich die sozialen Medien für das Restaurant Eintracht als wertvoller Kommunikationskanal entpuppt, um mit den Gästen im Gespräch zu bleiben. «Wir wollten auch in diesen schwierigen Zeiten ein Zeichen setzen und für die Gäste da sein, wenn auch nur mit ‹Take- away› oder auf der Terrasse», sagt Hanna Meier.

Eine breitere Zielgruppe ansprechen

Pro Woche investiert Marco Meier etwas zwei bis drei Stunden in den Unterhalt der Website und für den E-Mail-Newsletter. Für die Posts in den sozialen Medien belaufe sich der Zeitaufwand auf jeweils etwa fünf Minuten pro Medium. Mit dem verstärkten Engagement in den sozialen Medien sind im Restaurant Eintracht die Ausgaben für Zeitungswerbung zurückgegangen. «Wir können mit weniger Kosten mehr Infos publizieren und erhalten zum Teil direkte Rückmeldungen von den Gästen», lobt Marco Meier die Vorzüge der sozialen Medien und kommt zum Schluss: «Unterm Strich sprechen wir auf diesem Weg eine breitere Zielgruppe an und erhalten dadurch auch mehr Gäste.» Wichtig sei, stets aktuell zu sein und immer mal was Neues zu posten, auch wenn es nur kurze Meldungen sind.

Spezialmenü auf Instagram generiert 40 Buchungen

40 Reservationen innerhalb einer Stunde: Als Fadri Arpagaus (38), Gastgeber im Berghuus Radons oberhalb von Savognin GR, über Facebook und Instagram einen Post für das Muttertagsmenü auf der Terrasse des Restaurants veröffentlichte, konnte er sich vor Reservationen kaum retten. Natürlich ist der gebürtige Savogniner, der früher als Sous- und Küchenchef in Bangkok und Kanada sowie als Privatkoch in den USA und Europa arbeitete, in den sozialen Medien nicht unbedarft unterwegs. Als Fadri Arpagaus im Sommer 2019 das Heimweh packte, das traditionsreiche Berghuus Radons übernahm und zur Luxusherberge umbaute, nutzte er schon damals die sozialen Medien als Kommunikationskanal. «Wir haben zum Beispiel tolle Bilder von unseren neuen Zimmern gepostet. Gab es freie Zimmer, konnten wir diese oft mit einer Meldung innerhalb kurzer Zeit mit spontanen Buchungen belegen», erzählt der Gastgeber. Die Take-away-Menüs werden ebenfalls regelmässig auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Im Berghuus Radons ist Social Media Chefsache

Für ein besonders grosses Echo sorgte zum Beispiel eine Social-Media-Kampagne von Graubünden Tourismus, wo Fotos und Texte über das Berghuus gepostet wurden. Auch als das Berggasthaus dieses Jahr von der Handelszeitung aufgrund aktueller Einschätzungen von 27 relevanten Reise- und Lifestyle-Publikationen in den Kreis der besten 40 neuen Ferienhotels Europas gewählt wurde, teilten viele treue Gäste und Fans des Betriebs diese Erfolgsmeldung in den sozialen Medien. «In der Küche oder mit dem Ambiente unseres Hauses wollen wir eine gewisse Linie pflegen, trotzdem ist es uns wichtig, in den sozialen Medien eher spontan und unkompliziert aufzutreten», betont Arpagaus. Für ihn ist das Social-Media-Marketing Chefsache. Deshalb legt er Wert darauf, jeden Post, der über sein Haus veröffentlicht wird, vor dem Versand zu sehen.

Vor einem halben Jahr noch im Wachkoma

Auch im Grandhotel Giessbach, hoch über dem Brienzersee gelegen, ist Social-Media-Marketing Chefsache, wie Gastgeber Mark von Weissenfluh (52) betont. «Ich lese alle Posts und wir planen alles, was wir kommunizieren.» Bis vor gut einem halben Jahr lag das Traditionshaus mit seiner über 140-jährigen Geschichte in Sachen Social Media laut dem Hoteldirektor im «Wachkoma». «Wir waren in den sozialen Medien nicht aktiv und betrieben eine veraltete Website.» Mittlerweile jedoch bewegt sich das Hotel regelmässig in den sozialen Medien, genauer auf Facebook und Instagram. Gepostet werden Meldungen rund um den Hotelbetrieb – von Nachhaltigkeit über Veranstaltungen wie die Giessbach Sessions mit internationalen Stars im familiären Rahmen im Belle-Époque-Saal bis zum Nostalgie-Pass für kostenlose Fahrten beispielsweise auf dem Brienzersee oder auf das Brienzer Rothorn. «Wie im gesamten Marketing sollen auch in den sozialen Medien unsere Werte wie Demut vor der Natur zum Ausdruck kommen», sagt
von Weissenfluh.

Wenn der Hochglanzprospekt plötzlich wichtiger wird

Trotz des Booms dieser digitalen Kanäle sieht der Hoteldirektor die sozialen Medien als ergänzende Massnahme zu den übrigen Kommunikationsmassnahmen. «Unser Hotel ist das Hauptmedium vor Ort. Wir kommunizieren von innen nach aussen, indem wir die Gäste als Botschafter gewinnen.» Zudem geniesse die Präsenz in Printmedien immer noch ein stärkeres Gewicht. Auch ein hochwertiger, schön gestalteter Prospekt habe oft eine nachhaltigere Wirkung als eine Meldung in den sozialen Medien, ist Mark von Weissenfluh überzeugt. Trotzdem möchte er nicht mehr auf die sozialen Medien als Kommunikationskanal verzichten. Was wird als Nächstes veröffentlicht? «Wir werben für die Giessbach Sessions und die Eröffnung unseres neuen Restaurants, das von der Emmentalerin Barbara Blaser, der ersten Küchenchefin im Giessbach überhaupt, geleitet wird.»


www.eintrachtkestenholz.ch
www.berghuus.ch
www.giessbach.ch