Ausbleibende nationale Förderung: Was heisst das für die Nachtclubs?

Oliver Borner – 04. Juli 2024
Der Bundesrat verzichtet in seiner Kulturbotschaft 2025–2028 auf die Förderung von Nacht- und Musikclubs. Damit steige das Risiko, dass diese Einrichtungen langfristig verschwinden, sagt die Schweizer Bar- und Clubkommission.

Am vergangenen Freitag entschied die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats (WBK-N), die Kulturbotschaft 2025-2028 dem Parlament praktisch unverändert zur Debatte in der Herbstsession zu überweisen.

Damit geht die Nachtkultur ein weiteres Mal leer aus. Sie wird auch in den kommenden Jahren wohl keine Fördergelder erhalten. «Der Bundesrat verpasst damit die grosse Chance, die Clubkultur anzuerkennen – Safe Spaces, zum Tanzen, für sozialen Austausch, Musik entdecken, spielen und produzieren», schreibt die Schweizer Bar- und Clubkommission (SBCK) in einer Mitteilung. Die SBCK sieht mit dem Entscheid langfristig die Existenz von Nacht- und Musikclubs in Gefahr.

Als Hauptargument führt die Kommission das Verhältnis zwischen Kosten und Einnahmen ins Feld. Der Pro-Kopf-Umsatz sei bei Musikclubs stets gesunken. Allein in Zürich ging der Umsatz seit 2018 pro Kopf um 30 Prozent zurück. Parallel dazu stiegen die Kosten im gleichen Zeitraum in praktisch allen Bereichen stark an.

Die Folge dieser Entwicklung zeigt sich mit einem Blick auf die letzten zehn Jahre. Viele Clubs mussten für immer schliessen - gemäss der Statistik der Stadt Zürich sind 20 Prozent der Clubs eingegangen. Darunter auch bekannte Orte wie die Mausefalle, der Hiltl Club oder das Variété.

Ausland zeigt, wie es gehen könnte

Mit diesem Clubsterben ist die Schweiz nicht allein. Auch im Ausland kämpfen Nachtclubs ums Überleben. Anders als in der Schweiz gibt es in vereinzelten Ländern allerdings bereits Regierungen, die Fördermassnahmen für Clubs beschlossen haben. In London gibt es beispielsweise seit 2015 einen «Rescue Plan for London’s Grassroot Music Venues». Es handelt sich dabei um einen Rettungsplan für nicht kommerzielle Musikstätten.

Auch in Deutschland setzt sich die Regierung für die Nachtclubs ein. Seit 2021 werden Clubs planungsrechtlich als Anlagen für kulturelle Zwecke eingestuft. So sollen Nutzungskonflikte eingedämmt und Standortsicherheit gewährt werden.

Eine Frage der Existenz

Ähnliche Förderungsmassnahmen gibt es in der Schweiz zwar auch, allerdings nur auf kantonaler Ebene. So hat beispielsweise das Basler Stimmvolk 2020 die Trinkgeldinitiative angenommen. Diese fordert, dass jährlich mindestens fünf Prozent des ordentlichen Kulturbudgets des Kantons in die aktive Basler Jugend- und Alternativkultur aller Sparten fliessen sollen. Dazu gehört auch die Clubszene.

 

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Alexander Bücheli ist Mediensprecher bei der Schweizer Bar- und Clubkommission. (Bild: Archiv)

Eine solche Förderung könnte gemäss Alexander Bücheli, Mediensprecher der SBCK auch ein Modell für andere Schweizer Städte sein . Doch um eine Grundlage dafür zu schaffen, steht der  Bundesrat in der Pflicht. «Die Kulturbotschaft ist ein Leitbild dafür, wie Kultur gefördert werden soll. Mit einer Anerkennung der Clubkultur würde der Bundesrat den nötigen Rahmen für die dringend benötigte kommunale Förderung schaffen», sagt er. Der jetzige Entwurf der Kulturbotschaft schaffe nun leider nicht die Klarheit die dringend benötigt werde.

Wohin das führen kann, zeigt das Beispiel der Stadt Zürich. Der Zürcher Stadtrat äusserte sich kürzlich zu diesem Thema. In einer Antwort auf eine entsprechende schriftliche Anfrage der GLP-Gemeinderatsmitglieder Ann-Catherine Nabholz und Sven Sobernheim argumentiert er, «dass es sich bei der Bar- und Clubbranche um eine privatrechtliche Branche handelt, deren Angebot und Nachfrage den Marktkräften unterliegen». Er sehe daher keinen Handlungsbedarf.

So wird die Branche auf kommunaler Ebene weiter um ihre Unterstützung kämpfen müssen. «Ohne Bekenntnis des Bundesrats sind solche Verhandlungen meist lang und schwierig», sagt Bücheli. Immerhin: in Zürich sollen demnächst wieder Gespräche mit der Stadt und der Politik stattfinden, um über die Förderung der Clubszene zu diskutieren. Dennoch steht die Branche vor einer ungewissen Zukunft.