Gastronomie

Eine Institution in der Institution

Daniela Oegerli – 12. Februar 2018
Bereits seit 22 Jahren arbeitet der gebürtige Ire David O’Reilly im Paddy O’Brien’s in Winterthur.

Das original irische Pub Paddy O’Brien’s in Winterthur ist eine Institution, der Barman David O’Reilly ebenfalls. David, den alle Gäste und Freunde Dave nennen, kam am 14. Februar 1996 vom irischen Dublin nach Winterthur. Ein Freund seines Arbeitgebers Max Kühni heuerte ihn an seinem Arbeitsplatz in einem Pub in Dublin an. «Max suchte einen neuen Mitarbeitenden, und Don fragte, ob ich in der Schweiz arbeiten möchte», erinnert sich Dave. Am Anfang war es ziemlich hart für ihn in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht mächtig war und in dem er fast niemanden kannte. «Susi und Max Kühni, meine Arbeitgeber, haben mich wie ein Familienmitglied aufgenommen.» Die ersten zwei Jahre besuchte er am Morgen den Deutschunterricht.

«Ich kam in ein Land, dessen Sprache ich nicht mächtig war»
«Das Paddy’s ist bis um 2 Uhr morgens geöffnet. Bis ich ins Bett kam, war es 3 Uhr. Und mich um 9 Uhr wieder zu konzentrieren, war ziemlich hart.» Offenbar hat der Sprachkurs gefruchtet, Dave spricht sehr gut Deutsch. Seinen irischen Akzent hat er jedoch nicht verloren, und das ergibt eine sympathische Mischung. Hinter dem Tresen sprechen die Mitarbeitenden normalerweise Englisch miteinander. «Gary ist ebenfalls Ire, und Jess kommt aus Australien.» Das Paddy O’Brien’s ist erst die zweite Arbeitsstelle des 49-Jährigen. «Schon als ich 15 Jahre alt war, half ich in den Schulferien in einem Pub in der Nähe meines Wohnorts aus.» Und als er die Schule beendet hatte, bot ihm die Besitzerin des Pubs eine Lehrstelle an. «Meine Ausbildung war sehr spannend. Ich lernte nicht nur das Handwerk, sondern auch viel über Bierstile, Weine und Spirituosen.» Dass er seine alten Kollegen wegen den unregelmässigen Arbeitszeiten nicht mehr so oft sah, störte Dave wenig. «In der Berufsschule lernte ich andere Leute kennen, die in derselben Branche wie ich arbeiteten.» Mit einigen habe er heute noch Kontakt. Aufgewachsen ist Dave mit fünf Geschwistern in Dublin: ein Zwillingsbruder, drei Schwestern und ein weiterer Bruder. «Wir sehen uns zwar nicht sehr oft, aber wir haben einen tollen Zusammenhalt in der Familie.» Dieses Jahr beispielsweise feiern seine Eltern den 60. Hochzeitstag, und dann treffen sich alle in Irland. Eigentlich vermisse er Irland nicht so sehr, die Schweiz habe ja eine gewisse Ähnlichkeit. Ausserdem sei das Paddy’s sein neues Zuhause geworden. «Susi und Max sind tolle Arbeitgeber,
«Susi und Max sind tolle Arbeitgeber, sie kümmern sich sehr»
sie kümmern sich sehr gut um ihre Mitarbeitenden.» Mittlerweile wirkt Sven, ihr Sohn, ebenfalls im Betrieb mit. Er schätzt Dave sehr. «Er ist jemand, der die Arbeit sieht und immer und überall anpackt.» Das Paddy O’Brien’s ist ein original irisches Pub. Max und Susi Kühni reisten ein paar Mal nach Irland, und da habe es ihnen die irische Lebensart und die Landschaft angetan.
«Das Paddy O'Brien's ist eine Institution in Winterthur»
Sie beschlossen, ein irisches Pub in Winterthur zu eröffnen. Und sie haben das ganze Interieur von Irland in die Schweiz importiert. «Sogar die Bilder an der Wand stammen zum grössten Teil aus Irland», erklärt Dave O’Reilly. Das Paddy’s ist mittlerweile nicht mehr aus Winterthur wegzudenken. Selbstverständlich ist nicht nur das Interieur, sondern auch das Angebot im Paddy’s zu einem grossen Teil irisch. «Ich finde es spannend, dass ich immer wieder etwas Neues über Bier lerne.» Obwohl er selber eher selten Bier trinkt. Erstaunt ist er, wie gut die Gäste über die verschiedenen Bierstile Bescheid wissen. Das mache das Beraten zu einer positiven Herausforderung. An seiner Arbeit mag Dave die grosse Abwechslung. «Kein Tag ist wie der andere.» Und die Gäste seien völlig durchmischt. «Bei uns trifft sich die halbe Stadt – sowohl Bankdirektoren wie auch einfache Angestellte.» Die verbindende Gemeinsamkeit sei die Sympathie für Irland. Einige der Gäste seien in all den Jahren zu seinen Freunden geworden. Diese treffe er ab und zu in seiner Freizeit. Und wenn er nicht arbeite, fotografiere er sehr gerne und reise darum oft in der Schweiz umher.