Gastronomie

Die Terrasse als Umsatzjoker

Heidi Bacchilega – 16. Mai 2019
Gäste sitzen gerne draussen – und zwar von Frühling bis Herbst und oft sogar im Winter. Jeder Gastgeber sollte die Chance nutzen, mit einer stimmungsvollen Terrasse ­zusätzliche Einnahmen zu generieren. Das GastroJournal hat besonders aussagekräftige Beispiele gesucht und sie von einer Expertin beurteilen lassen.

Egal ob Dezember oder Juni – die Lust ist gross, das Essen oder den Apéro im Freien zu geniessen. Vorausgesetzt, die Terrasse bietet den entsprechenden Rahmen. Ohne eine klare Linie bleibt das optische und räumliche Konzept auf der Strecke. Wer seinen Aussenbereich gestaltet, sollte für die Planung Zeit einberechnen oder die Hilfe eines Profis in Anspruch nehmen. Der rote Faden
Der Aussenbereich muss zum Gesamtbild des Hauses passen: Farben, Formen und Materialien des Gebäudes sollten sich im Aussenbereich wiederfinden. Bestenfalls richtet sich der Aussen- auch nach dem Innenbereich des Lokals. Bettina Cohen, Inhaberin und Geschäftsführerin von Outhentic GmbH, berät seit mehr als zehn Jahren Gastronomen bei der Planung und Umsetzung ihrer Outdoor-Konzepte. «Vielleicht hat man nicht immer die finanziellen Möglichkeiten oder die Zeit, eine Terrasse komplett neu zu gestalten. Es geht aber auch in mehreren Etappen oder zonenweise. Wichtig ist es, von Anfang an eine klare Strategie und eine Vorstellung zu haben.» Funktionale Möbel
Bei der Ausstattung des Aussenbereichs muss neben der Optik auch die Funktionalität der gewählten Möbel berücksichtigt werden. «Die Stühle sind bei meiner Beratung das zentrale Element», erklärt Cohen. Welcher Stil, welche Farbe und welches Material passt in den Garten oder auf die Terrasse? Zusätzlich sollte man sich bei der Planung fragen, wohin man die Möbel stellt, wenn eine Saison zu Ende ist. Sind sie stapelbar? Kann man sie leicht umstellen und einen Teil vielleicht das ganze Jahr draussen lassen? Egal welche Farbe oder Form eingesetzt wird: Qualität zahlt sich bei der Wahl der Sitzmöbel aus. Denn nur wer bequem sitzt, bleibt lange, konsumiert entsprechend mehr und kehrt zurück.
Neben der passenden Sitzgelegenheit braucht es auch einen optimalen Sonnenschutz. «Die Sonnenschirme sind leider oftmals ein vernachlässigtes Gestaltungselement», weiss Bettina Cohen. «Ein Mix an Formen und Materialien bei den Sonnenschirmen und unterschiedliche, teils verrostete Sockel hinterlassen einen ungepflegten Eindruck.» Werden die Sonnenschirme hingegen aufeinander abgestimmt, wirkt das Gesamtbild professionell und einladend. Offene Schirme schaffen eine wohlige Atmosphäre, geschlossene erwecken den Anschein, das Restaurant sei geschlossen. Darum sollten Gastgeber die Schirme auch abends offenhalten. Eine andere Menükarte für den Aussenbereich?
Wer Aussengastronomie betreibt, sollte sich Gedanken um das Menüangebot machen. Wird draussen dasselbe wie drinnen angeboten? Oder gibt es mit einer Terrassenkarte eine reduzierte Auswahl? Auf jeden Fall verzichten viele Gäste bei hohen Temperaturen auf schwere Speisen und wünschen sich stattdessen leichte Salate und Grillspezialitäten. Es lohnt sich, den Grill in den Mittelpunkt zu stellen und die Gäste mit aussergewöhnlichen Köstlichkeiten zu überraschen. Es muss ja nicht immer eine Bratwurst allein sein! Mitarbeitende und Servicequalität
Je nach Grösse der Terrasse müssen für die Aussensaison zusätzliche Servicekräfte eingestellt werden. Denn auch draussen erwarten die Gäste einen einwandfreien und zuvorkommenden Service. Lange Wartezeiten sind selbst auf der schönsten Terrasse mühsam. Man sollte sich überlegen, ob Mitarbeitende im Aussenbereich eine andere Kleidung benötigt als im Innenbereich. Je nach Bodenuntergrund sind auf jeden Fall festere Schuhe gefragt. Bei kühleren Temperaturen halten Westen oder Jacken die Mitarbeitenden warm und sorgen für ein einheitliches Erscheinungsbild. So passt auch die Aussengastronomie zur Corporate Identity des Hauses. Warnung vor Lärm
Um die Nachbarn nicht zu verärgern, müssen die vorgegebenen Ruhezeiten unbedingt eingehalten und der Lärmpegel moderat gehalten werden. Gastgeber sollten sich nach den örtlichen Regelungen erkundigen. Zusätzlich kann es helfen, die Nachbarn bei einem gemeinsamen Treffen über die Gestaltungspläne zu informieren. Und wer alles richtig machen will, informiert sich bei einem Akustiker, wie man den Lärmpegel unter freiem Himmel reduzieren kann. Der Einsatz eines speziellen Glasdachs oder Wintergartens kann hilfreich sein. Grundsätzlich gilt: Keine freie Sicht zum nächsten Nachbarn, da der Schall so freie Bahn hat. Wichtig: Pflanzen und WLAN
Ein wenig Grün schafft eine natürliche und behagliche Atmosphäre auf der Terrasse. Kleine Bäume in Kübeln oder Kräuter in Hochbeeten verschönern die Terrasse. Ist der Aussenbereich ohnehin bewachsen oder Teil eines schön angelegten Gartens, darf die zusätzliche Bepflanzung etwas sparsamer ausfallen. Wichtig: Die Wege für den Service müssen frei bleiben, damit ein effizienter Service möglich ist. Und wenn es dann noch einen kostenlosen Wifi-Zugang im Outdoor-Bereich gibt, ist schon viel gewonnen. _______________________________________________________________________________________ Profitipps von Bettina Cohen, Outhentic exterior design, Thalwil ZH
Der Eingangsbereich muss klar gekennzeichnet, gepflegt und einladend sein. Besen, hässliche Stehtische zum Rauchen oder Werbeabfalleimer gehören nicht vor den Restauranteingang. Pflanzen oder stilvolle Dekorelemente sind bei der Kennzeichnung hilfreich. • Die meisten Elemente mit Feuer sehen zwar schön aus, sind aber vielfach unpraktisch im Handling. Erkundigen Sie sich vor dem Kauf genau nach dem Gebrauch. • Man kann jederzeit mit der Planung der neuen Terrasse beginnen. Die (Wieder)-Eröffnung oder die Neugestaltung kann auch mitten im Sommer als Event vermarktet werden. Die Gäste schätzen es jederzeit. • Verzichten Sie auf Krimskrams. Selbst der schönste Outdoor-Bereich wird beispielsweise durch Werbeschirme, billige Aschenbecher oder bekannte Gadgets, die von günstigen Möbelhändlern kommen, in seiner Wertigkeit gemindert.