«Die Kurse sind kein Ersatz für eine herkömmliche Lehre»

Oliver Borner – 03. Februar 2022
GastroLuzern und Luzern Hotels bieten Quereinsteigerinnen und -einsteigern kostenlose Servicekurse an, um dem Personalmangel in der Gastronomie entgegenzuwirken. Die Initianten hoffen auf grosses Interesse.

Die Coronapandemie hinterlässt in der Gastronomie weiterhin tiefe Spuren. Dies zeigt sich besonders beim Personal. Nach zwei Lockdowns und einer langen Zeit mit Kurzarbeit und reduziertem Lohn haben viele Angestellte der Branche den Rücken gekehrt. Zudem stecken sich momentan viele Angestellte mit der Omikron-Variante an, was regelmässig zu Personalnöten in den Betrieben führt. «Bereits heute gibt es Betriebe, die ihre Öffnungszeiten und Angebote aufgrund fehlender Arbeitskräfte anpassen müssen», schreiben die beiden Verbände GastroLuzern und Luzern Hotels in einer Mitteilung.

«Es fehlt ein leicht zugängliches Angebot»

Um diesem Personalmangel entgegenzuwirken, lancierten die beiden Verbände am Montag die Kampagne gastrojetzt.ch. Dabei sollen mit kostenlosen Servicekursen insbesondere Quer- und Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger für die Gastronomie begeistert werden. «Wir sehen bei den Quer- und Wiedereinsteigerinnen und -einsteigern Potential, die fehlenden Fachkräfte zu ersetzen», sagt Conrad Meier, Präsident von Luzern Hotels. Für diese Menschen fehle ein leicht zugängliches Angebot, das den Einstieg ins Gastgewerbe ermöglicht. Das Programm richtet sich an Erwachsene, die sich neu orientieren wollen. Von Studierenden, Über-50-Jährige bis zu Vätern und Müttern, die nach einer Auszeit wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Wichtig sei die Motivation und die Freude am Umgang mit Menschen. 

Meier Conrad

Conrad Meier ist Präsident des Verbands Luzern Hotels. (Bild: zVg)

Die Kurse finden zweimal statt und dauern je drei Stunden. Keine allzu lange Zeit, um sich für eine Tätigkeit im Service vorzubereiten. «Der Kurs kann natürlich keine Ausbildung ersetzen», gesteht Präsident Meier. Die Kurse seien für die Neueinsteiger mehr als Schnellbleiche gedacht, um die Leute für die Branche zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass die Arbeit im Gastgewerbe Freude bereitet. Grundsätzlich sollen die Kurse dazu dienen, die Hemmschwelle für Personen ohne Gastrolehre herunterzuschrauben.

«Wir hoffen auf ein grosses Interesse»

Dennoch bleiben die Kurse nicht über jeden Zweifel erhaben. So schrieb der Arbeitnehmerverband Hotel & Gastro Union letzte Woche in einer Mitteilung, dass es für Arbeitnehmende vor allem bessere Arbeitsbedingungen, Wertschätzung und Löhne braucht, damit sie in der Gastronomie bleiben. Erscheint damit ein Drehen an diesen Stellschrauben nicht sinnvoller als ein kostenloses Angebot für Quereinsteigerinnen und- einsteiger? Nicht unbedingt, meint Präsident Meier. «Dieses Thema hat bei uns grosse Wichtigkeit und wir sind auch in diesem Bereich daran, unsere Mitglieder zu unterstützen. Wir bieten Schulungen in diesem Bereich an. Es wurden zudem Angebote wie zum Beispiel Staffdeal von HotellerieSuisse kreiert, um so die Wertschätzung den Mitarbeiter zu zeigen», sagt er. Die Kurse sollen dieses Engagement lediglich ergänzen und nicht ersetzen.

Nun hofft Meier auf ein positives Feedback aus der Bevölkerung. «Wir können natürlich noch nicht abschätzen, wie die Idee bei den Leuten ankommt. Allerdings sind wir positiv eingestellt, dass unser Angebot auf offene Ohren stossen wird», sagt er. Die Kurse finden für Quereinsteigerinnen und -einsteiger am 16. und 17. Februar, für Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger am 10. und 17. März 2022 statt.