Gastronomie

Den anderen etwas Gutes tun

Christine Bachmann – 20. April 2017
Er ist ein passionierter Gast­geber, ein Macher und stets auf der Suche nach einer Win-win-Situa­tion: Mario Mosimann.

«Sind Sie sicher, dass Sie das mit mir riskieren wollen?», war Mario Mosimanns Antwort auf die Frage, ob er für ein Porträt zu haben sei. Im Nachhinein lässt die Frage schmunzeln, denn der Gastgeber des Hotel Paladina in Pura-Lugano ist wahrlich eine Herausforderung. Ein leidenschaftlicher Vertreter seines Berufsstandes und seiner Berufung, ein Macher und ein sprühendes Feuerwerk, dessen Ideen aber nicht irgendwo verpuffen, sondern nachhaltig funktionieren und wirken. Infiziert mit dem Virus Gastgewerbe hat sich der Zürcher während seiner Kochausbildung bei der Flughafenrestaurant AG. «Eine vielseitige und lehrreiche Zeit», erinnert er sich, «bis heute kann ich noch sauber ausbeinen, auch wenn ich nicht mehr so oft in der Küche anzutreffen bin. Ausnahmen sind da die Produktion von Confi, Schnaps …» Mosimann redet sich in Fahrt, nicht das erste und nicht das letzte Mal. Er ist eben begeisterungsfähig und kann begeistern.

«Bis heute kann ich noch sauber ­ausbeinen»
Nach der Lehre zog es ihn in die Westschweiz ins Hotel Royal Savoy in Lausanne, um dort noch die einjährige Kellnerausbildung anzuhängen. «Promis, Highlife, da ist buchstäblich die Post abgegangen.» Nicht immer einfach für einen tugendhaften jungen Menschen, der in dieser Zeit zum christlichen Glauben gefunden hatte. «Die anderen haben schräge Partys gefeiert, und ich hatte einen ‹Jesus›-Kleber an meiner Türe.» Welten halt. Doch trotz dieser Kluft hat Mosimann seine Ausbildung und die Zeit in der Westschweiz geschätzt, «auch die weiteren Lausanner Jahre im Beau Rivage Palace.» Zurück in der Deutschschweiz folgten die Ausbildung an der Hotelfachschule Luzern und eine Zeit im St. Gotthard in Zürich. «Das war gerade die Übergangsphase von Caspar auf Ljuba Manz: chaotisch, schillernd, aber auch sehr interessant.» Doch am Ende wurde ihm das reale Glanz und Gloria doch zu viel und er verliess den Betrieb. Fast hätte es Mosimann in die arabische Welt verschlagen, doch statt Ra’s al-Chaima war die nächste Station das Hotel Intercontinental in Basel. «Beim Vorstellungsgespräch für die heissbegehrte Sprungbrettstelle als Resident Manager haben sie mich gefragt, was ich in meiner Freizeit tue. Ich habe gesagt: Anderen Gutes tun, Bibel lesen et cetera. Da haben die kurz geschluckt und mir den Job dann gegeben. Authentisch bleiben, bringt einem eben weiter», schmunzelt er.
«Promis, Highlife, da ist buchstäblich die Post abgegangen»
Die Zeit in Basel ist Mosimann als eine ziemliche Rosskur in Erinnerung, da Direktor Rolf Gasteiger nicht einfach im Umgang war. «Eines muss ich aber sagen, ich habe nie mehr so einen sauberen und korrekt geführten Betrieb erlebt.» Und einiges habe er von damals auch mitgenommen. «Wenn bei mir irgendwo ein Fleck, etwas kaputt ist, sei das in einem Zimmer, in der Küche oder sonst wo, dann wird das immer sofort geflickt.» Denn die Sorgfalt der Gäste und Crew sei einfach grös­ser, wenn etwas intakt sei. Nach der Zeit in Basel zog er sich für einige Jahre aus dem Gastgewerbe zurück. «Ich war unter anderem als Buchhalter, als Küchenchef auf einem Schiff, als Detailhandelskaufmann, als Leihpfarrer und Mitbegründer einer christlichen Kirche sowie als Werbeverkäufer tätig.» Ein Potpourri an Berufen, die wieder eines verdeutlichen: Mosimann ist vielseitig interessiert und begeisterungsfähig.
«Wir hatten in den letzten zwei Jahren Rekordjahre»
Vor zwölf Jahren kehrte er dann mit seiner Frau und den drei Kindern in die Hotellerie zurück – ins Tessin. Der Zufall wollte es, dass für das Hotel Paladina ein Gastgeber gesucht wurde. Ein Betrieb, der damals mit 65 Prozent Personalkosten wirtschaftlich schlecht dastand. Eine Umsatz-Herausforderung also, wie auf Mosimann zugeschnitten. «Ich habe ja gesagt und heute zeigt sich, dass es eine gute Entscheidung war, denn das Paladina ist auf Kurs, und wir hatten in den letzten zwei Jahren Rekordjahre – und das im Tessin.» Als Schlüssel für seinen Erfolg sieht der «partizipative Chef» Mosimann unter anderem, dass er stets auf andere zählen konnte, sei das auf seine Frau, treue Mitarbeitende oder Kooperationspartner. Denn der dynamische Gastgeber ist ein Verfechter von Win-win-Situationen. «Ich glaube, ein grosses Manko im Gastgewerbe ist, dass wir zu wenig zusammenarbeiten.» Denn zusammen sei man weniger alleine. «Habe ich Ihnen übrigens schon vom neuesten Projekt erzählt?», lacht er. «Nein.» Der Mann ist definitiv nicht zu bremsen.