Dauerregen bedroht Obst- und Weinernte

Oliver Borner – 16. Juli 2021
Das wechselhafte Wetter mit Regen, Sturm und Hagel verursacht bei den Obst- und Weinbauern in diesem Sommer grosse Schäden. Von einem Negativ-Rekordjahr kann allerdings (noch) nicht gesprochen werden.

Was die Schweiz in den letzten Wochen wettertechnisch erlebt hat, entspricht in keinerlei Hinsicht einem Sommer, wie ihn sich so manch einer vorstellt. Regen, Sturm und Hagel haben nicht nur zu Überschwemmungen und grossen Schäden geführt, sondern auch die Landwirtschaft hart getroffen. So verwüsteten die teils intensiven Hagelfälle in den letzten Wochen immer wieder Obstfelder und Weinreben und schmälerten damit die Ernte für 2021. Es stellt sich daher bereits jetzt die Frage, ob 2021 ein Hageljahr ist.

«Mit der Serie an Unwetterereignissen seit dem 18. Juni 2021 liegen wir insgesamt bei einer erwarteten Schadenssumme von 50 Millionen Franken. Im Vergleich zu den Vorjahren befinden wir uns deutlich über dem Durchschnitt, aber noch nicht auf dem ausserordentlichen Schadenniveau von 2013 und 2009», sagt Esther Böhler von der Schweizer Hagelversicherung gegenüber der Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW). Dennoch räumt sie ein, dass die Anzahl der Unwetter, die von Hagel, Sturm und Starkregen begleitet wurden, überdurchschnittliche Werte angenommen haben. «Im Vergleich zu den vergangenen durchschnittlichen Schadenjahren sind die Ereignisse mit total 6000 Schadenmeldungen für die Periode vom 18. bis 28. Juni 2021 aussergewöhnlich», sagt sie gegenüber der Zeitung.

Von einem Rekordjahr will sie allerdings nicht reden. So halte das Hageljahr 2009 mit über 16000 Schadenmeldungen und einer Schadenssumme von über 110 Millioenn Franken weiterhin alle Rekorde. Da schneidet das Jahr 2021 mit seiner Schadensumme von bisher «nur» 50 Millionen Franken noch gut ab.

Regionale Unterschiede

Im Durchschnitt entstünden an landwirtschaftlichen Kulturen Hagel- schäden in der Höhe von 65 Millionen Franken pro Jahr, wie die Zeitung weiter schreibt. Schweizweit müsse mit 33 sogenannten Hageltagen (Wahrscheinlichkeit eines Hagels auf einer Fläche von mindestens 100 km2 von ≥ 80 %) während des Sommerhalbjahrs gerechnet werden. Besonders gefährdet sind das (Süd-)Tessin, das Emmental, das Napfgebiet und der Jura. Gemäss des von Schweizer Hagel erstellten Swiss Agro Index sind jedoch auch die Gegenden rund um St. Gallen, von Zug bis zum Zürichsee und das Berner Oberland eine Gefahrenzone. Kaum vor Hagel fürchten müssen sich indes das Wallis und weite Teile des Bündnerlands. Allerdings kann es auch in diesen Gegenden im äussersten Fall zu Hagelniederschlägen kommen.