Das wünschen sich die Branchenleader für 2023

Oliver Borner – 05. Januar 2023
Zum Jahreswechsel blicken führende Köpfe aus der Gastronomie, Hotellerie und dem Tourismus auf das Jahr 2022 zurück und wagen einen Blick auf das neue Jahr.
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GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer. (Bild: Linda Pollari)

Casimir Platzer, Präsident GastroSuisse

Wie sieht Ihr Rückblick auf das Jahr 2022 für die Gastronomiebranche und den Verband GastroSuisse aus?
Nachdem Anfang 2022 die Coronamassnahmen aufgehoben wurden und die gastgewerblichen Betriebe wieder alle Gäste ohne Einschränkungen empfangen durften, atmete unsere Branche erstmals durch. Aufbruchstimmung war zu spüren.

Welche Herausforderungen beschäftigten Sie und den Verband 2022 am meisten, und wie konnten Sie diese bewältigen?
Die steigenden Preise haben bei unseren Mitgliedern zu einem noch sparsameren Umgang mit den Produktionsfaktoren Energie, Waren und Arbeitszeit geführt. Viele Betriebe haben Öffnungszeiten und Angebot angepasst. Unsere Branche hat bewiesen, wie unglaublich resilient, anpassungsfähig und innovativ sie ist. Das macht Mut fürs neue Jahr. Wir werden uns weiterhin gegen den Fachkräftemangel und für attraktive Mitgliedervorteile einsetzen. Auch engagieren wir uns dafür, dass unsere Mitglieder eine Energiemangellage möglichst gut überstehen werden.

Welche Herausforderungen werden für 2023 bleiben?
Die drohende Energieknappheit und die gestiegenen Energie- und Warenkosten bereiten vielen Mitgliedern weiterhin Sorgen. Auch der Fachkräftemangel bleibt 2023 akut. Gegen den Fachkräftemangel hat GastroSuisse allerdings einen Fünf-Punkte-Plan gestartet. Und in Sachen Energiemangellage haben wir die gastgewerblichen Betriebe frühzeitig sensibilisiert. Wir unterstützen sie mit umfassenden Energiespartipps. Auch fördern wir Energieberatungen im Gastgewerbe.

Was sind Ihre Wünsche für das neue Jahr?
Fürs 2023 wünsche ich mir ein Zurück in die Normalität wie vor der Pandemie, ohne ständige Panik- und Angstmache, ohne Krieg und mit einer umsetzbaren Nachhaltigkeit.

 

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Martin Nydegger, CEO von Schweiz Tourismus.

Martin Nydegger, CEO Schweiz Tourismus

Wie sieht Ihr Rückblick auf das Jahr 2022 für die Tourismusbranche und Schweiz Tourismus aus?
Es liegt ein turbulentes Jahr hinter uns, geprägt nicht nur von der Pandemie, sondern auch von vielen weiteren Herausforderungen wie etwa den Krieg in Europa, Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, Energiemangellage und Inflation. Gleichzeitig durften wir uns aber auch freuen, dass die Schweizer Gäste weiterhin begeistert in der Schweiz Ferien machen, und dass die europäischen Gäste so rasch wieder zurückgekehrt sind. Kurzum, es war ein Jahr mit viel Auf und Ab.

Welche Herausforderungen beschäftigten Sie und Schweiz Tourismus 2022 am meisten, und wie konnten Sie diese bewältigen?
Ich glaube, es war nicht eine einzelne Herausforderung, die besonders hervorsticht, sondern die einmalige Kumulation von Krisen, gerade als wir hofften, die Pandemie überstanden zu haben. Man könnte es einen perfekten Sturm nennen, den wir erlebt haben. Lichtblick waren dabei die Treue der Schweizer Gäste und die erstaunliche Resilienz der ganzen Branche: aufstehen, Staub abklopfen und weiter machen.

Welche Herausforderungen werden für 2023 bleiben? Welche kommen neu dazu?
Einiges steht an, vor allem die Bewältigung des Nachhaltigkeits-Dilemmas: Reisen, inklusive Flugreisen, ist gerade nach der Pandemie unermesslich wichtig. Gleichzeitig entspricht es einem zunehmenden Gästebedürfnis, sich nachhaltig zu verhalten. Es ist die oberste Aufgabe von uns Touristikern, den Gästen dabei zu helfen. Wir müssen alles daran setzen, um unser gemeinsames Ziel, die nachhaltigste Destination der Welt zu sein, zu erreichen und zu halten. Dafür haben wir ja auch Rezepte in der Schublade, nämlich unsere Swisstainable-Initiative. Eine neue, zusätzliche Herausforderung ist die wirtschaftliche Destabilisierung durch Verwerfungen an den Finanzmärkten, Währungswellen und allgemeine Verunsicherung durch die Inflation.

Wie sieht Ihr persönlicher Ausblick für die Tourismusbranche 2023 aus?
Ich spüre viel Optimismus und Aufbruchstimmung. Dies einerseits vor allem in unseren internationalen Marktvertretungen, wo die ST-Mitarbeitenden extrem motiviert sind, im neuen Jahr endlich wieder so richtig Gas geben zu können. Aber auch in der Branche, wo man es im neuen Jahr darum gehen wird, mit weniger Schweizer Gästen auszukommen und möglichst keine Lücke entstehen zu lassen - durch ausländische Gäste, die hoffentlich künftig länger in der Schweiz bleiben.

Was sind Ihre Wünsche für die Branche für das neue Jahr?
Ich wünsche mir, dass wir alle unseren Optimismus und Tatendrang bewahren, unsere Resilienz noch weiter stärken und dass wir die vielen Herausforderungen erst recht als Chance erkennen. Innovationen werden gefragter sein denn je, weshalb ich mich auf ein spannendes Jahr mit der Branche freue.

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HotellerieSuisse-Präsident Andreas Züllig.

Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse

Wie sieht Ihr Rückblick auf das Jahr 2022 für die Hotelleriebranche und den Verband HotellerieSuisse aus?
Wir schauen auf ein weiteres bewegtes Jahr zurück. Neben den Herausforderungen, die unten ausgeführt werden, gab es auch viele Highlights: Im Juni fand der zweite Hospitality Summit in Zürich Oerlikon statt, im November wählten die Delegierten mit Brigitte Berger Kurzen und Myriam Schlatter zwei neue Mitglieder in die Verbandsleitung oder am 1. Dezember trat die Lex Booking offiziell in Kraft. Wir haben gemeinsam mit unseren Mitgliedern und der Branche viel erreicht und bewegt. 

Welche Herausforderungen beschäftigten Sie und den Verband 2022 am meisten und wie konnten Sie diese bewältigen?
Anfang des Jahres beschäftigte uns die Pandemie nach wie vor und die Unsicherheit war gross. Ab Juli erholten sich die Logiernächte allmählich und die Gäste aus dem nahen Ausland und erfreulicherweise aus den USA kamen wieder zurück – gleichzeitig kamen auch die Herausforderungen wie die Energiekrise, die steigende Preise oder die Inflation dazu, was erneut grosse Unsicherheit hervorrief. Zudem ist der Fachkräftemangel, der sich über den letzten beiden Jahren akzentuiert hat, nach wie vor ein Thema, das nicht nur unsere Branche beschäftigt. Durch all die Herausforderungen sind wir als Branche gemeinsam hindurchgegangen und alle haben am selben Strick gezogen. So haben wir zum Beispiel auch unseren Teil zur Energiespar-Initiative des Bundes beigetragen und der Verband unterstützte die Mitglieder mit entsprechenden Hilfsmitteln.

Welche Herausforderungen werden für 2023 bleiben? Welche kommen neu dazu?
Fehlt es an Mitarbeitenden mit geeigneter Ausbildung, schadet dies der hohen Dienstleistungsqualität, die Gäste in unserem Land erwarten. Unter dem Schwerpunkt «Future Hospitality» setzt der Verband hier unterschiedliche Akzente, um gemeinsam mit der Branche dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Frage der Energieversorgungssicherheit ist ein weiteres ein grosses Thema. Niemand will, dass eine Mangellage eintritt, aber alle müssen sich darauf vorbereiten. In den politischen Diskussionen wird zu Recht ein Ausbau der landeseigenen Energieversorgung vorangetrieben. Weiter gelten die nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung als wichtigste Ziele der Tourismusstrategie des Bundes. Dies soll sich auch in der neuen Standortförderungsbotschaft 2024 – 2027 widerspiegeln. Nicht zuletzt wählt die Schweiz 2023 ihr Parlament. Es ist über 30 Jahre her, seit ein Mitglied von HotellerieSuisse im Bundesparlament Einsitz hatte. Deshalb ist es uns ein grosses Anliegen, dass unsere Mitglieder im Wahljahr zahlreich auf den Parteilisten in der ganzen Schweiz vertreten sind und mit ihrer Kandidatur die Interessen unserer Branche in allen Regionen sichtbar machen.

Wie sieht Ihr Ausblick für die Hotelleriebranche 2023 aus?
Die Logiernächtezahlen erholen sich, was sehr erfreulich ist. Der Fachkräftemangel stellt jedoch eine grosse Herausforderung dar. Die Branche ist gefordert, mit weniger Fachkräften die stets selbe Qualität, für welche die Schweizer Beherbergung wie auch der Tourismus bekannt ist, bieten zu können. Auch die Unsicherheiten im Bereich Energie, Inflation und Preise stellen Faktoren dar, die zu noch grösseren Herausforderungen werden können. Persönlich wird 2023 mein letztes Jahr als Präsident von HotellerieSuisse. Nach neun Jahren im Amt werde ich dieses Ende des Jahres wie in den Staturen vorgesehen abgeben. Ich freue mich, auch 2023 mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der Verbandsleitung sowie mit allen Mitgliedern, der Geschäftsstelle und der gesamten Branche für eine nachhaltige und innovative Beherbergungsbranche einzustehen und diese weiter voranzutreiben.

Was sind Ihre Wünsche für das neue Jahr?
Für das neue Jahr wünsche ich mir, dass sich unsere Branche nach drei Jahren gezeichnet von verschiedenen Krisen, auf unser Kerngeschäft fokussieren kann: Gastgeberinnen und Gastgeber zu sein und den Gästen einmalige Erlebnisse in unserem Land zu ermöglichen.

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Andreas Albonico-Seiler ist Präsident des Foodtruck Verband Schweiz. (Bild: zVg)

Andreas Albonico-Seiler, Präsident Foodtruck Verband Schweiz

Wie sieht Ihr Rückblick auf das Jahr 2022 für die Foodtruckbranche und den Foodtruck Verband Schweiz aus?
Ein Jahr in dem alles wieder möglich war.  Anfang Jahr war vieles noch ungewiss, dann starteten aber doch die Festivals und Anfragen für Caterings. Im Sommer waren die Auftragsbücher voll und manche konnten sich vor Anfragen kaum retten. Eine unglaubliche Anzahl an Events, manche neu und alle wollten Foodtrucks haben. Nicht alle Events waren erfolgreich und manche haben es mit der Anzahl an Foodanbietern übertrieben, so dass es nicht für jeden dann gleich erfolgreich ausging. Die Wünsche von Veranstaltern und die Anliegen von Foodanbietern liegen zum Teil weit voneinander entfernt. Hier sollten in Zukunft mehr Dialoge stattfinden.

Welche Highlights durften Sie 2022 im Verband erleben?
Beim Verband durften wir dieses Jahr zum ersten Mal wieder nach der Pandemie unsere grosse GV offline machen und wir waren alle sehr froh darüber. Der persönliche offline Kontakt ist immer noch der stärkste. 3 Jahre alt und schon über 100 Mitglieder. Ebenso durften wir uns dieses Jahr einer Einkaufsgemeinschaft anschliessen, mit der wir unseren Mitgliedern noch bessere Konditionen für Karten und Einkauf bieten können.

Welche Herausforderungen beschäftigten Sie und den Verband 2022 am meisten und wie konnten Sie diese bewältigen?
Anfangs war es sicherlich noch die Pandemie, dann kam für viele die fast nicht zu bewältigende Anfragenflut gekoppelt mit dem Personalmangel in der Gastronomie. Es war für viele Foodtruckanbieter schwierig, Personal zu finden für die Einsätze, so wie in der gesamten Gastronomie. Wir denken jedoch, dass sich hier eine Entspannung nächstes Jahr einstellen wird. Erschwerend kommt nun die Energiekrise und Inflation hinzu. Die Preise für gewisse Produkte wie Frittieröl sind explodiert und drücken die Margen. Preisanpassungen bedingen viel Mut und viel Erklärung gegenüber dem Kunden. Das wird uns weiterhin beschäftigen. 

Welche Herausforderungen werden für 2023 bleiben? Welche kommen neu dazu?
Die Inflation ist leider allgegenwärtig und sie wird es auch bleiben. Auch wenn weniger stark als in anderen Ländern, steigen die Preise in der Schweiz gerade bei für Foodtruckunternehmer relevanten Produkten. Manche haben schon die Preise angehoben oder ziehen es in Betrachtung. Hier ist vor allem die Kommunikation mit den Kunden wichtig. Beim Verband versuchen wir hier Hilfestellung zu geben und die Preise durch Einkaufsgemeinschaft tief zu halten. 

Wie sieht Ihr persönlicher Ausblick für die Foodtruckbranche 2023 aus?
Ich bin stolz, was wir mit dem Verband in den drei Jahren erreicht haben. Wir sind eine Einheit, die zusammenhält, sich nach unserem Kodex richtet und nicht gegeneinander arbeitet. Der Vorstand und ich sind dankbar für die Inputs und für die aktive Kooperation. Ich bin sehr zuversichtlich gestimmt was im nächsten Jahr kommt, es wird sicherlich anders von der Ausgangslage her und wir hoffen alle es wird stabiler als 2022.

Was sind Ihre Wünsche für die Branche im neuen Jahr?
Die Qualität wird sich durchsetzen. Es sind innovative und gute Konzepte gefragt.  Ich sehe leider viel zu oft ein bisschen ideenlose und mit dem Kopf-durch-die- Wand-Konzepte ohne grossen Charme. Viele werden sich leider nicht durchsetzen können, es braucht unglaublich viel Geduld, Einsatz, Schweiss, Engagement, Können und auch das nötige Kleingeld, um sich durchzusetzen. Ich wünsche dem Verband und der Branche weiterhin viele gute Konzepte, die dem Endkonsumenten Freude und einen gefüllten Bauch bereiten.