Die Branche debattiert intensiv über 2G in Restaurants

Oliver Borner – 16. Dezember 2021
GastroSuisse nimmt 2G in Kauf, bedauert aber, dass einmal mehr das Gastgewerbe unter Sanktionen leiden soll, während andere Branchen keinen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten. Die 2G-Regelung haben in der Stadt Zürich mehrere Betriebe freiwillig eingesetzt - mit unterschiedlichen Erfahrungen.

Bekanntlich schickte der Bundesrat am vergangenen Freitag zwei Varianten in die Vernehmlassung. Er schlägt in einer ersten Variante 2G in allen Innenräumen und in einer zweiten Variante eine Schliessung der Gastronomiebetriebe vor. Seither wird in der Branche über das Thema intensiv diskutiert. «2G wird wie in umliegenden Ländern wenig nützen und einen Lockdown nicht verhindern», betont GastroSuisse und möchte konstruktiv das Gespräch mit dem Bundesrat suchen, um mit ihm Alternativen zu besprechen, etwa andere Öffnungszeiten.

Gestern äusserten sich die Kantone zu den Plänen und tendierten geschlossen für die erste Variante. Diese schreibt eine Masken- und Sitzpflicht in der Gastronomie vor. Welche Massnahmen letztlich umgesetzt werden, wird der Bundesrat voraussichtlich morgen entscheiden.

Für viele Restaurants in der Schweiz bedeutet dies also wieder eine grosse Anpassung. Von 3G geht es nun auf die strengere 2G-Regel. Für vereinzelte Betriebe wird die Umstellung allerdings bereits Alltag sein. In der Stadt Zürich setzten vor den angekündigten Verschärfungen des Bundesrats mehrere Betriebe auf die damals noch freiwillige 2G-Regel.

So zum Beispiel das Restaurant «Eichhörnli» im Kreis 4. «Mit der 2G-Regel konnte unser Personal ohne Maske arbeiten, was viel angenehmer war», sagt Gastgeber Pascal Erb. Da alle Mitarbeitenden die Kriterien für 2G erfüllten, sei diese Massnahme allen zu Gute gekommen - auch den Gästen. «Wir konnten den Gästen die mit 3G erlangten Freiheiten weiterhin bieten und damit das Erlebnis im Restaurant aufrechterhalten», sagt Erb. Diese Freiheiten werden durch die neuen Massnahmen allerdings wieder eingeschränkt. So gilt bereits jetzt für das Personal als auch für die Gäste wieder eine Maskenpflicht.

Foto Pascal 29.10.2020

Pascal Erb ist Gastgeber im Restaurant «Eichhörnli». (Bild: zVg)

Dennoch hat Pascal Erb keine Angst, dass er durch die Massnahmen Gäste verlieren wird. «95 Prozent unserer Stammgäste sind geimpft oder genesen», sagt er. Man habe in der Vergangenheit sehr positive Erfahrungen gesammelt und auch die Akzeptanz für das Zertifikat sei bei den Gästen stets hoch gewesen. So sei das Feedback der Gäste zur 2G-Regel bisher auch sehr positiv ausgefallen.

Diese Erfahrung teilt Pam Angst vom Restaurant «Heugümper» in Zürich. «Wir hatten seit der Einführung der 2G-Regel ein sensationelles Feedback. Die grosse Mehrheit begrüsst die Massnahme und erfreut sich an den Freiheiten im Restaurant», sagt sie. Es gebe zwar vereinzelte Gäste, welche die neue Regelung als Ausgrenzung empfinden, diese seien aber eine Ausnahme. «Im Endeffekt war es für uns die richtige Entscheidung, diese Regelung bereits vor dem Entscheid des Bundesrats einzuführen», so Angst.

Weiteren Lockdown verhindern

So ist für das «Eichhörnli» ist die Einführung der 2G-Regel ein richtiger und wichtiger Schritt. «Durch die Anwendung können wir viel dazu beitragen, dass sich die Kontakte zwischen Geimpften und Ungeimpften reduzieren und eine Überbelegung der Intensivstationen in den Spitälern verhindert wird», sagt Erb. 

Ob auch Betriebe in ländlichen Gebieten dieselben Erfahrungen wie die städtischen Betreibe machen werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) belegen, dass auf dem Land weniger Menschen geimpft sind als in den Städten, was für die Betriebe einen Rückgang der Gästezahl bedeuten könnte. Diese Sorge teilt der Branchenverband GastroSuisse und ist der Meinung, dass eine 2G-Pflicht kontraproduktiv sein könnte. «Die Beschränkung auf Geimpfte und Genesene führt zu einer falschen Sicherheit, wodurch ein Lockdown nicht verhindert werden kann», sagte Präsident Casimir Platzer vergangenen Freitag.

Er erhält Schützenhilfe von Patrick Grinschgl, Präsident GastroRegionLuzern, der sich gegen 2G ausspricht: «Uns brechen die Umsätze ein. Wenn wir in unserem wirtschaftlichem Tun eingeschränkt werden, so muss man uns dafür entschädigen, wir dachten das wäre mittlerweile klar. Die Instrumente sind vorhanden und müssen wieder in Kraft gesetzt werden. Was die nächsten Wochen noch bringen, macht es für uns sicher nicht einfacher.»