Coronapandemie: Keine Restaurantöffnungen vor Ende Mai!

Redaktion – 21. April 2021
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 21. April seine Strategie für die kommenden Monate konkretisiert. Er hat dazu drei Phasen definiert, bis alle Massnahmen gegen Covid-19 weitgehend aufgehoben werden können. Eine komplette Öffnung der Restaurants dürfte erst Ende Mai zur Debatte stehen.

Wie lange die einzelnen Phasen dauern, hängt von der Impfbereitschaft der jeweiligen Bevölkerungsgruppen und dem Verlauf der Impfkampagne ab, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Bundesrat hat das Drei-Phasen-Modell bei den Kantonen in Konsultation geschickt. Aufgrund der aus Sicht des Bundesrats weitreichenden Öffnungen per 19. April 2021 und der fragilen epidemiologischen Lage werden vor dem 26. Mai 2021 kaum weitere Öffnungsschritte möglich sein.

Schutzphase: Impfen der besonders gefährdeten Personen

Die Schutzphase dauert so lange an, bis alle Impfwilligen unter besonders gefährdeten Personen vollständig, das heisst mit zwei Dosen, geimpft sind. Sofern die Impfbereitschaft in dieser Gruppe bei 75 Prozent liegt, geht der Bundesrat davon aus, dass diese Phase Ende Mai 2021 beendet sein wird. Der Bundesrat wird am 12. Mai eine Auslegeordnung vornehmen und allenfalls ein Öffnungspaket in die Konsultation senden, wie der Bundesrat heute an einer Pressekonferenz bekannt gab.

 

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Bis im Juli sollen alle Impfwilligen in der Schweiz geimpft sein. (Bild: Steven Cornfield/Unsplash)

Bis dahin müssen die aktuell bestehenden Schutzmassnahmen beibehalten werden, um einen unkontrollierten Anstieg der Fallzahlen und in der Folge einen Anstieg der Hospitalisierungen und Todesfälle zu vermeiden - diese beide Kennzahlen sind seit Wochen rückläufig. Der Bundesrat hat zur Beurteilung der epidemiologischen Lage Richtwerte für allfällige Verschärfungen definiert. Werden einzelne oder mehrere dieser Richtwerte überschritten, werde der Bundesrat erneute Massnahmenverschärfungen prüfen und gegebenenfalls ergreifen.

Stabilisierungsphase: Zugang zur Impfung für die gesamte erwachsene Bevölkerung

In der Stabilisierungsphase erhält die gesamte erwachsene Bevölkerung Zugang zur Impfung. Bei einer Impfbereitschaft der Bevölkerung von 60 Prozent (Schätzungen aufgrund von Umfragen) sei davon auszugehen, dass alle impfwilligen Erwachsenen bis Ende Juni mindestens eine erste Impfung erhalten haben. Der Abschluss dieser Phase hänge von der Impfbereitschaft der Bevölkerung ab. Es könne zum jetzigen Zeitpunkt angenommen werden, dass die vollständige Impfung (2 Dosen) der erwachsenen Bevölkerung bis Ende Juli 2021 abgeschlossen ist. Voraussetzung ist, dass es bei den Impfstoffproduzenten zu keinen weiteren Lieferproblemen kommt und die Verimpfung planmässig voranschreitet.

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Momentan dürfen Gastrobetriebe nur ihre Terrassen öffnen. Das wird wohl noch länger so bleiben. (Bild: Archiv)

Erst wenn die Fallzahlen, die Hospitalisierungen und die Belegung der Intensivstationen stabil sind, werde der Bundesrat in dieser Phase über weitere Öffnungsschritte diskutieren. Der erste könne allenfalls am 26. Mai 2021 gemacht werden. Möglich sei dabei auch die Wiedereröffnung der Innenbereiche der Restaurants.

Normalisierungsphase: Aufhebung der Massnahmen

Sind alle impfwilligen erwachsenen Personen vollständig geimpft, beginnt die Normalisierungsphase. Der Bundesrat ist der Ansicht, dass dann keine starken gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen mehr zu rechtfertigen sind. Die verbleibenden Massnahmen (Zugangs- und Kapazitätsbeschränkungen) sollen dann schrittweise aufgehoben werden. An dieser Strategie soll auch dann festgehalten werden, wenn die Impfbereitschaft der Bevölkerung entgegen der Erwartungen tief bleibt.

Auch nach der Impfung aller impfbereiten Personen werde aber das Virus weiter zirkulieren. Um eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, sei es daher von grösster Bedeutung, dass sich möglichst viele Menschen in der Schweiz impfen lassen. Sollte sich das epidemischen Geschehens trotz allem verschärfen und eine Überlastung des Gesundheitssystems drohen, behält sich der Bundesrat vor, bestimmte Massnahmen wie Maskentragpflicht, Schutzkonzepte, Abstandregeln oder Kapazitätsbeschränkungen für eine gewisse Zeit beizubehalten oder erneut einzuführen. Diese sollen jedoch nur noch für die Personen vorgesehen werden, die kein Covid-Zertifikat vorweisen können.

GastroSuisse: Zu lange Durststrecke für die Branche

Beim Gastronomieverband GastroSuisse zeigt sich ein weiteres Mal enttäuscht über den Entscheid des Bundesrats. «Dass die Innenräume weiterhin zu bleiben müssen, ist unverständlich und nicht nachvollziehbar», sagt Präsident Casimir Platzer. Der Verband sieht sich von den momentanen Massnahmen gegen das Coronavirus benachteiligt. Es widerspreche jeder Logik, dass Kinos und Fitnesscenter den Betrieb in Innenräumen wieder aufnehmen dürfen, Restaurants aber nicht, obwohl nicht erwiesen ist, dass die Ansteckungsgefahr höher ist. Auch von der Terrassenöffnung profitieren nur die wenigsten.

Dass der Bundesrat die Situation laufend neu beurteilen und dann über eine Öffnung der Gastronomie entscheiden will, stösst dem Berner Oberländer sauer auf. «Der Plan des Bundesrates ist alles andere als eine echte Perspektive», macht Platzer deutlich. Im schlimmsten Fall könnten die Betriebe erst Ende Juli aufmachen, was für viele angesichts der Lage aber bereits zu spät sein könnte.

Freude und Kritik bei der Clubkommission

In einer andere Kerbe schlägt die Schweizer Bar und Club-Kommission. Dort ist man zwar überrascht, aber gleichzeitig erfreut darüber, «dass das heute vorgestellte Drei-Phasen-Modell bei einer guten epidemiologischen Lage vorsieht, dass Veranstaltungen ab frühestens Ende Mai für genesene, getestete und geimpfte Personen wieder durchgeführt werden können.» Aus der Sicht der Kommission wäre es nun wichtig, dass Pilotveranstaltungen auf kantonaler Ebene, schon früher durchgeführt werden können. Daraus würden wichtige Erkenntnisse für die praktische Durchführung von Veranstaltungen mit Zugangangsbeschränkungen in der Schweiz resultieren.

Bei aller Freude kritisiert die Kommission allerdings, dass das Modell immer noch keine wirkliche Perspektive für grosse Veranstaltungen, die im Sommer 2021 geplant sind, biete. Da der Entscheid über die Durchführbarkeit von der Zahl der Geimpften und der epidemiologischen Lage abhängt, müsse daher mit weiteren Absagen von Festivals ist gerechnet werden.