Sterbende Betriebe, ausbleibende Härtefallentschädigungen und verzweifelte Betreiberinnen und Betreiber. Die Coronakrise trifft das Gastgewerbe weiterhin sehr hart und hat für die Branche ein neues Ausmass erreicht. Letzte Woche teilte der Dachverband GastroSuisse mit, dass fast jeder fünfte Betrieb wegen der Pandemie bereits aufgeben musste. Präsident Casimir Platzer rechnet alleine in der Gastronomie mit einem Verlust von bis zu 100 000 Arbeitsplätzen, sollten die Restaurants nicht bald öffnen können. Es erstaunt daher nicht, dass der Verband vom Bundesrat seit Wochen lautstark eine Lockerung der Massnahmen und damit die Öffnung der Restaurants auf den 22. März fordert. «Es gibt keinen Beweis dafür, dass sich die Menschen in den Gastrobetrieben vermehrt anstecken», sagte Platzer kürzlich in einem Interview mit dem GastroJournal. Die Schliessungen seien daher unverhältnismässig und müssen sofort beendet werden.
Momentane Entwicklung lässt Fragen offen
Nur, weitere Öffnungsschritte sind von der epidemiologischen Situation abhängig und diese spricht im Moment wieder eine beunruhigende Sprache. Von den vier Richtwerten, die der Bundesrat Ende Februar festlegte, ist momentan nur gerade einer erfüllt: die Zahl der belegten Intensivbetten. Sie liegt mit 174 deutlich unter dem Richtwert von 250. Alle anderen Richtwerte zeigen seit letzter Woche wieder leicht nach oben. Gestern wurden über 1400 Neuansteckungen gemeldet, die Positivitätsrate liegt bei 5 Prozent und die Reproduktionszahl (R-Wert) übersteigt mit 1.07 weiterhin den Richtwert. Ob der Bundesrat vor diesem Hintergrund die Öffnungen von Aussen- und Innenräumen von Restaurants per 22. März beschliesst, bleibt damit weiterhin offen. Zumindest politisch steht der Bundesrat seit der Frühlingssession unter Druck. Anfang letzter Woche wurde eine Erklärung zur sofortigen Lockerung der Coronamassnahmen im Nationalrat angenommen. Zusätzlich forderte ein ein überparteiliches Komitee aus FDP, SVP und der Mitte die Öffnung der Gastrobetriebe per 22. März. Ob dies den Bundesrat bei seinen Entscheidungen beeinflusst, wird sich heute Nachmittag zeigen.