Tourismus

«Wohnungen für Arbeitskräfte – das ist ein Problem»

Benny Epstein – 28. Januar 2020
Zermatt boomt! Von den ­Zahlen der Walliser Ferien­destination können andere Skiorte nur träumen. Doch auch unterhalb des Matterhorns gibt es Tücken, wie ­Simona Altwegg, PR-Managerin von Zermatt Tourismus, ­erzählt.

GastroJournal: Simona Altwegg, wer sind die Gäste in Zermatt?
Simona Altwegg: Mehr als 40 Prozent kommen aus der Schweiz, rund 30 Prozent aus dem übrigen Europa. Der Rest kommt aus Asien und den USA. Wir sind eine Familiendestination für Jung und Alt, aber auch bei Paaren beliebt. Zu uns kommen Biker, Genusswanderer mit Interesse an der Kulinarik, sportliche Skifahrer, Familien, Matterhornbesucher. Es sind hauptsächlich Übernachtungsgäste. Zermatt hat touristisch ein Rekordjahr hinter sich und die Tendenz zeigt weiter aufwärts. Wie schätzen Sie die Gefahr des Overtourism ein?
Dass unsere Destination aktuell von einer grossen touristischen Nachfrage profitiert, ist eine positive Entwicklung, um die uns viele andere Bergregionen beneiden. Es ist in diesem Zusammenhang jedoch unsere Aufgabe, die Vielfalt der Destination zu zeigen, damit nicht alle aufs Mal am gleichen Ort sind – Platz und Angebot sind reichlich vorhanden. Dass die Bahnhofstrasse belebt wirkt, ist durchaus positiv, denn sie ist die Flaniermeile schlechthin. Und bei der Kirchbrücke, einem beliebten Ort für ein Foto vom Matterhorn, wurden bauliche Massnahmen getroffen, damit Fussgänger und Verkehr geregelt aneinander vorbeikommen. Über die Festtage war jedes Bett belegt, wie steht es um die Zwischensaison?
Was wir bereits erreicht haben, ist eine ausgeglichene Verteilung im Sommer und Winter. Wir sind nicht nur eine Winterdestination. 46 Prozent unserer Gäste kommen im Sommer-, 54 Prozent im Winterhalbjahr. Wir arbeiten aber auch stets an der Attraktivität in den Zwischensaisons, um eine Ganzjahresdestination zu sein. Gerade in Monaten wie Mai oder November haben wir noch Luft nach oben. Übers ganze Jahr gesehen liegt die Auslastung der verfügbaren Betten bei 64 Prozent, ein guter Wert. Wo liegen die Herausforderungen im Zermatter Tourismus?
Die grösste Herausforderung und gleichzeitig Chance ist derzeit die rasant voranschreitende Digitalisierung. Da gingen wir mit dem Projekt Bonfire in die Offensive, um auch künftig im touristischen Wettbewerb bestehen zu können. Es geht um die Vermittlung des bestmöglichen Gästeerlebnisses sowie bedarfsgerechter Information auf allen relevanten Kanälen. Wir wollen den Komfort des Gasts stetig erhöhen. Gefährdet ist der Komfort für die Arbeitskräfte in den Branchen Gastronomie, Hotellerie und Tourismus.
Es mangelt an preiswertem Wohnraum. Das wird immer mehr zum Problem. Für Vermieter ist es attraktiver, die Wohnungen an Gäste zu vermieten als an Saisonmitarbeiter. So verdienen sie deutlich mehr. Wir sind uns dessen bewusst, die Gemeinde arbeitet an Lösungen. Zuletzt gaben die Bergbahnen bekannt, 150 Millionen Franken bis 2025 zu investieren. Weshalb braucht es so grosse Investitionen?
Wir definieren uns als Qualitätsdestination. Die Gäste kommen wegen der Qualität zu uns und nicht wegen des guten Preises. Es gilt also, ständig einen Schritt voranzugehen, um den Gästen das Beste bieten zu können. Wie steht es denn um die Innovation in der Gastronomie?
Da bewegt sich viel. Im vegetarischen Bereich haben wir noch Potenzial, aber soeben eröffnete die Vegistube im Hotel Pollux. Neue Konzepte und neue Restaurants gibt es jede Saison.