Tourismus

«Tourismusförderung des Bundes ist gut aufgestellt»

Peter Grunder – 18. Juli 2017
Begriffsverwirrung: Tourismuspolitik ist keine Industriepolitik

Vielleicht ist es ein Missverständnis: dass der Bundesrat Industriepolitik meint, wenn in der Schweiz Klagen über ungenügende Tourismus- und Gewerbepolitik kommen. «Die Tourismusförderung des Bundes ist gut aufgestellt», sagt jedenfalls Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann in einem längeren Gespräch, das nächste Woche in GastroJournal erscheinen wird.

Mit Blick aufs Gewerbe macht sich der Bundesrat zwar «Sorgen, dass in der Schweiz die Rahmenbedingungen gerade für KMU teilweise verschlechtert statt verbessert werden». Oft gehe es «zum Beispiel bei der Bürokratie einen Schritt vorwärts und dann wieder zwei Schritte zurück». Aber das Gewerbe habe durchaus eine Stimme, findet Schneider-Ammann. Die gastgewerblichen und touristischen Branchenverbände und der Gewerbeverband wüssten sich «durchaus Gehör zu verschaffen».

Gewerbe und Tourismus sehen das anders, und zwar im historischen Vergleich wie auch im Quervergleich mit anderen Branchen oder Staaten. Niemand will Industriepolitik, und niemand wünscht sich die Zwischenkriegszeiten zurück, als der Bund handeln musste. Aber ähnlich wie in der touristischen Strukturkrise der 1990er Jahre ist heute vom Bund wieder mehr gefragt als parlamentarisch getriebene Aktion, ein föderalistisch austarierter Geldverteilungsmechanismus und gutes Zureden.

Seit der Krise der späten 1970er Jahre liegt die Zurückhaltung bei der Tourismuspolitik freilich eher bei der Regierung als bei der Verwaltung. Die nationalen Tourismuskonzepte haben nämlich bis zum letzten von 2010 gezeigt, dass die Beamten hervorragende Arbeit leisten und strategisch wie operativ auf hohem Niveau vorausdenken.

Wie etwa die Bergbahnen oder die alpine Familienhotellerie zeigen, zerreiben die Regierungen das Gedankengut jedoch gnaden- und wirkungslos – im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) milliardenschwer bis auf die Regionalebenen. Doch statt innezuhalten, lässt der Bund bereits wieder an einer neuen Tourismusstrategie arbeiten: «Im Vordergrund stehen die Themen Digitalisierung, Unternehmertum und Rahmenbedingungen», sagt Bundesrat Schneider-Ammann.