Tourismus

Tourismus Startup Wettbewerb: Fahrt aufnehmen

Peter Grunder – 07. August 2018
Die Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO) sucht im Rahmen eines internationalen Wettbewerbes neue touristische Geschäftsmodelle, die das Format haben, sich weltweit durchzusetzen. Ein widersprüchliches Ansinnen in der grundsätzlich gewerblichen Tourismusbranche: Tourismus ist nur in der Vermittlung global, und zur Industrialisierung strebt er systemisch nur in sehr hoch sowie sehr tief entwickelten Volkswirtschaften.

Napoleon hatte ein Problem mit der Verpflegung der Soldaten: die beschränkte Haltbarkeit vieler Lebensmittel. Um es zu lösen, schrieb er einen Wettbewerb aus. Vom Resultat profitierten nicht nur Napoleon und seine Soldaten, sondern fortan die ganze Menschheit. Die Konservenbüchse erwies sich in aktueller Sprechweise als disruptiver Startup par exellence: Ausgehend vom Wettbewerb und der praktischen Umsetzung in Napoleons Armeen, setzte sich die Konserve auf der ganzen Welt durch. Der Wettbewerb, den die Welt-Tourismus-Organisation (UNWTO) ausgeschrieben hat, verfolgt ähnliche Ansätze. In gewisser Anlehnung an das schweizerische Instrument «Innotour» sollen neue, erfolgsträchtige touristische Geschäftsmodelle ans internationale Licht treten. Was daraus wird, bleibt abzuwarten: aus der Sicht der touristischen Unternehmen, aus der Sicht der Branche und aus Sicht des Sponsors Globalia, der hier gewissermassen die Rolle Napoleons spielt. «Mit Blick auf die vierte industrielle Revolution suchen wir die disruptivsten Startups, welche die Art und Weise verändern, wie Menschen reisen und Tourismus erleben». Mit diesen grossen Worten in feinstem Marketingsprech beschreibt die Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO) den Wettbewerb, den sie neu lanciert hat. «Wir suchen Lösungen mit einem globalen Anspruch und einem hohen Skalierungspotenzial», führen die Initianten um die UNWTO und den touristischen Weltkonzern Globalia aus, der den Wettbewerb massgeblich sponsort. Zusammengefasst geht es darum, touristische Geschäftsmodelle zu finden mit grossem Verdrängungspotenzial (disruptiv) und mit der Möglichkeit des Wachstums und der Vermehrung (Skalierungspotenzial). Die Anmeldung für den Wettbewerb ist kostenlos und relativ einfach, aber nur in Englisch, Französisch und Spanisch möglich: Im Web ist ein Formular auszufüllen, das den Startup in verschiedener Hinsicht beschreibt. Die Anmeldefrist endet am kommenden 3. September, 20 Projekte ­werden selektioniert und an den Welt-Tourismus-Tag am 27. September nach Budapest eingeladen. 10 davon kommen in den Final an der Tourismusmesse FITUR Ende Januar 2019 in Madrid. Link zur Anmeldung