Am Qualitätsprogramm gebe ist nach wie vor «grosses Interesse», sagt Barbara Gisi, Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbandes (STV), am Label-Tag im Tropenhaus Frutigen. Nach 20 Jahren Praxis und einer grundlegenden Anpassung im Zuge von Entwicklungen etwa beim Digitalen sei das Programm «immer noch aktuell». Allerdings gelte es insbesondere auf den strategischen Ebenen des Tourismus «dranzubleiben, sonst gerät das schnell aus dem Fokus». Vor 20 Jahren, als das Programm lanciert wurde, seien sich Tourismus und Politik in der Schweiz einig gewesen, dass eine derart praxisorientierte Rahmenbedingung wie das Gütesiegel notwendig ist, erläutert Gisi. Dass die Errungenschaft inzwischen als selbstverständlich wahrgenommen werde, sei zwar nachvollziehbar. Aber man müsse sich immer wieder bewusstmachen, dass ein solches Angebot nicht einfach gegeben ist. Thomas Fahrni, bestandener Ausbildungschef von GastroSuisse, bricht diese systemische Gefahr auf die praktische Ebene herunter: «Qualität kann keine Kampagne sein, sondern ist eine Werthaltung.» Insofern sei es bei der Neuausrichtung des Programms richtig gewesen, «die Verantwortung näher an die Unternehmer und Betriebe zu geben», führt Fahrni aus. Ein zentraler Ausdruck davon ist die sogenannte «Outputorientierung».Die Betriebe, die ein Qualitatsgütesiegel anstreben, werden mithin an ihren Resultaten im Betrieb gemessen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass bei den Trägern des Programmes, darunter GastroSuisse, weniger Kurse stattfinden, weil diese nicht mehr Pflicht sind. Allerdings stellen der STV als Zertifizierungsstelle wie auch GastroSuisse als eine der Trägerinnen des Qualitätsprogramms fest, dass die Neuausrichtung wie auch das Programm generell ankommen: «Das geht in die richtige Richtung», sagt Thomas Fahrni. Der Label-Tag ist jeweils sozusagen die Jahresbilanz des nationalen Qualitätsprogrammes, das beim STV in den Händen von Vizedirektorin Chantal Beck liegt. Am diesjährigen Tag im Tropenhaus Frutigen konnte sie rund 140 Teilnehmende begrüssen, die einerseits von aktuellen Entwicklungen des Programms hörten und sie vertiefen konnten. Im Zentrum stand dabei das Thema der Erlebnisinszenierung, und praktische Erfahrungsbeispiele zeigten, wie praxisnah und wertvoll das Qualitätsprogramm für Betriebe ist, die Rezeptur und Umsetzung von Erlebnisinszenierung anpacken. Konkret steht beim Erarbeiten eines Gütesiegels das Wahlmodul «Erlebnis-Check» zur Verfügung. Damit können Betriebe Erlebnisinszenierungen umsetzen, und Christof Kaufmann vom Frutigresort zeigte eindrücklich auf, wie einfach und wirksam das geht. Andererseits gibt es am Label-Tag jeweils Auszeichnungen: Von Arosa bis Zuoz erhielten 23 Stationen ihr Zertifikat als «Family Destination 2019–2021», und das Heidiland durfte den «Swiss Holiday Home Award» entgegennehmen. Zwei Wermutstropfen waren aber auch in Frutigen nicht zu vermeiden: Eine Rezeptur ist immer nur so gut wie ihre Umsetzung – und diejenigen, die es am nötigsten hätten, sind in der Regel nicht dabei. Gratis online abklären Diese Woche schaltet der STV ein ebenso einfaches wie nützliches Werkzeug auf: Es ermöglicht Interessierten, per Internet kostenlos und rasch abzuklären, wie die besten und einfachsten Wege zu einem Qualitatsgütesiegel im eigenen Unternehmen aussehen.
Tourismus
Qualität: eine Werthaltung, keine Kampagne
Peter Grunder – 04. Dezember 2018
20 Jahre Qualitätsprogramm für den Schweizer Tourismus. Am Label-Tag des Schweizer Tourismus-Verbandes (STV) geht es jeweils quasi um die Rezeptur von Qualität. Und wie das so ist mit Rezepten: Sie sind stark variierbar, und letztlich zählt nur die gute Umsetzung. Am 7. Label-Tag im Tropenhaus Frutigen haben rund 140 Fachleute diskutiert – und einige brandneue Label erhalten.