Tourismus
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Nicolo Paganini: "Nur ein geeintes Auftreten bringt Erfolg"

Reto E. Wild – 24. August 2020
Die 88. Generalversammlung des Schweizerischen Tourismus-Verbands (STV) in St. Gallen steht ganz im Zeichen der Coronakrise. Etwas Hoffnung macht die Präsenz von Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Er verspricht: "Falls nötig, werden wir weitere Massnahmen ergreifen, um dem Schweizer Tourismus zu helfen."

Noch nie in der Geschichte des STV war der Tourismus mit einer derartigen Krise konfrontiert. Die 88. Generalversammlung in St. Gallen steht entsprechend im Zeichen der Covid-19-Pandemie. Nicolo Paganini, seit Ende März 2020 STV-Präsident, sagt in seiner Rede: "Die Coronakrise hat den Schweizer Tourismus in die grösste Krise seit 75 Jahren gestürzt. Nur ein geeintes Auftreten kann Erfolg auf dem politischen Parkett bringen. Verbunden sind wir stark. In der Krise hat die Stunde des STV als Dachverband geschlagen." Der CVP-Nationalrat verdeutlicht das mit einem Beispiel: "Das unsägliche Virus konnten wir nicht vertreiben. Aber mit unserem in vielen grossen Tageszeitungen der Schweiz publizierten offenen Brief an den Bundesrat wurde einer breiten Öffentlichkeit bewusst, welche volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung unserem Sektor zukommt." Er werde den Verdacht nicht los, dass dieser gemeinsame offene Brief an den Bundesrat der Auslöser dafür war, dass Bundespräsidentin Sommaruga und die Bundesräte Parmelin und Berset zwei Mal an Sonntagnachmittagen zu Tourismusgipfeln einluden. Ein weiterer Erfolg der Allianz sei die Zustimmung des Parlaments für einen Zusatzkredit von 40 Millionen Franken, je hälftig für Schweiz Tourismus und die regionalen Tourismuspartner. Dritter Tourismusgipfel am 31. August
«Wir fordern Massnahmen, welche kurz- bis mittelfristig die Überlebensfähigkeit der Tourismusbranche sichern und langfristig die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die Branche rasch erholen kann», betont Paganini. Die Tourismusverbände werden den Inhalt dieser Massnahmen am 31. August 2020 im Rahmen des dritten Tourismusgipfels mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Vizebundespräsident Guy Parmelin und Gesundheitsminister Alain Berset besprechen. Im Kern fordert der STV weitere finanzielle Unterstützung für Betriebe, die trotz langjährig gesundem Wirtschaften in finanzielle Notlage geraten sind, sowie die Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung für tourismustypische Arbeitsmodelle, sprich für Mitarbeiter auf Abruf oder befristete Angestellte. Wirtschaftminister Guy Parmelin zeigt sich persönlich in St. Gallen und sagt an der STV-GV: "Die Zahl der Übernachtungen einheimischer Gäste hat im Juli und im August 10 bis 15 Prozent zugenommen. Ich selbst habe meine Ferien in der Schweiz verbracht, in den Waadtländer Alpen, zweimal in der Ostschweiz und einige Tage im Tessin in einer Stadt, die mit einem L beginnt." Eigentlich wären diese Zahlen erfreulich. Doch die Tourismusbranche leide stark unter der Pandemie. Er erwarte einen Rückgang der Übernachtungen von 50 Prozent. "Mir ist bewusst, dass einzelne Sektoren überdurchschnittlich viel HIlfe benötigen. Es herrschen schwierige Zeiten. Aber der Bundesrat hat die richtigen Rechtsinstrumente geschaffen, damit es mit dem Tourismus wieder bergauf gehen kann. Falls nötig, werden weitere Massnahmen folgen." Seine Rede schliesst der SVP-Bundesrat mit den Worten: "Die Schweiz ist wunderschön. Setzen wir uns mit Kreativität und Begeisterung dafür ein, dass sie jeden Tag noch etwas attraktiver wird." Fast elf Jahre, die letzten gut sechs Jahre als Präsident, setzte sich Alt-Nationalrat Dominique de Buman für den STV und damit den Schweizer Tourismus ein. In seiner Abschiedsrede schlägt er vor, dass zehn Schweizer Städte ein Sonderangebot mit Pauschalen lancieren könnten, weil gerade die urbanen Regionen der Schweiz unter den ausbleibenden Kongressgästen und ausländischen Touristen überdurchschnittlich stark leiden. Benno Stoffel neu im Vorstand
Neben der dominierenden Covid-19-Thematik steht in der Ostschweiz auch eine Personenwahl auf der Traktandenliste. Der Verband Seilbahnen Schweiz war im STV-Vorstand zuletzt durch Interim-Direktor Sepp Odermatt vertreten. Per 1. Oktober 2020 wird nun der designierte SBS-Direktor Berno Stoffel ins zwölfköpfige Gremium gewählt. Mit seiner Wahl komplettiert Stoffel, der seit 2008 Leiter der Touristischen Unternehmung Grächen VS und gleichzeitig Direktor der dortigen Bergbahnen ist, den seit Ende März neu aufgestellten STV-Vorstand. Ebenfalls an der Generalversammlung wird der Schweizer SDG Tourismus-Dialog lanciert. Ein breit abgestütztes Konsortium, zu welchem der STV gehört, gab den Anstoss zum Projekt, welches vom Seco in Auftrag gegeben wurde. Die Initiative will die globale Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) in der Tourismusbranche stärker verankern.