Tourismus

«Ich fordere, dass tierquälerische erzeugte Produkte nicht importiert werden»

Peter Grunder – 06. Juli 2017
Mit Unterstützung der Bauernvertreter fordert der Nationalrat ein noch schärferes Regime landwirtschaftlicher Importe.

Matthias Aebischer, ursprünglich Lehrer, war ein bekannter TV-­Journalist, bevor er 2011 im Kanton Bern für den Nationalrat kandidierte und prompt gewählt wurde. Aebischer ist Vater dreier Töchter, lebt in Bern in einer Patchworkfamilie und hat Mandate vorab im Kultur- und Sportbereich. Im Nationalrat hat er eben erfolgreich einen Vorstoss eingereicht, der ein Importverbot für tierquälerisch erzeugte Produkte fordert und etwa Stopfleber oder Froschschenkel betreffen würde.

GastroJournal: Es gibt verschiedenste Produkte, auf die ich verzichte – unter anderem weil ich die Produktionsweise nicht gutheisse. Aber weil alle ihr Verhalten selber verantworten sollen, fällt es mir schwer, anderen meine Vorstellungen aufzudrängen. Ihnen nicht?
Matthias Aebischer: Dieses Interview beginnt ja gut. Bricht man diese Frage herunter, darf jeder so schnell fahren, wie er will, und ­seine Angehörigen misshandeln, wenn er es für angemessen hält. Keineswegs, es geht um eine liberale Grund­haltung, die demokratisch normiert wird. Sie haben mitbekommen, dass der Nationalrat meiner Motion auf demokratische Weise klar zugestimmt hat? Aber um auf Ihre Frage von vorhin zurückzukommen: Ich fordere ja nur, dass tierquälerisch erzeugte Produkte, welche Schweizer

«Ich fordere, dass tierquälerische erzeugte Produkte nicht importiert werden»
Bauern nicht produzieren dürfen, auch nicht importiert werden. Wir sprechen da zum Beispiel von Daunen lebendig gerupfter Gänse oder von Schlangen, denen bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wird.

Das sind zwei Extrembeispiele, es geht aber auch um alltägliche Produkte wie Fleisch oder Eier. Und gleich einleitend schränken Sie Ihren Vorstoss ja insofern ein, als er vereinbar sein solle mit internationalen Pflichten. Jenseits dieser Ex­trembeispiele sieht es nicht danach aus, jedenfalls legt der Bundesrat das in seiner ablehnenden Stellungnahme zu Ihrer Motion nahe.

Ist Ihr Vorstoss also Zwängerei und Scharade, oder wollen Sie einem Trend das Feld bereiten?
Ganz und gar nicht. Sie sind also der Meinung, dass wir unseren Bauern sagen, sie dürften keine Batteriehuhneier produzieren, wollen aber Millionen solcher Eier von ausländischen Bauern importieren. Wenn Sie das wollen, ok. Ich aber will das nicht und die Schweiz auch nicht, denn der Import von Batteriehuhneiern ist schon heute verboten. Seien wir also konsequent und machen es bei anderen, tierquälerisch erzeugten Produkten auch so.

Reichen die bestehenden Regelungen denn nicht aus, um Ihrem Anliegen zu entsprechen?
Doch, das Tierschutzgesetz und das Landwirtschaftsgesetz erlauben Importverbote für tierquälerisch erzeugte Produkte bereits heute, und meine Motion verlangt ja nur, dass der Bund diese Importverbote auch erlässt.

Im Nationalrat sagten Sie, es gehe eher um Logik als um Politik. Nach meiner Logik und in meinem Alltag als Gast und Konsument haben wir es aber mit völlig unterschiedlichen Produktewelten zu tun, und wie etwa Bio- oder Regionalprodukte zeigen, wählen die Menschen durchaus mit Bedacht. Vertrauen Sie nicht auf die Menschen, und biedern Sie sich nicht einfach bei den mächtigen Schweizer Bauern an, um mehrheits­fähiger zu werden?
Wissen Sie, die Schweizer Landwirtschaft produziert nachhaltig und ist darin weltmeisterlich, und zwar vom Acker bis in den Stall. Dazu gehört auch der Tierschutz. Angesichts dessen kann es doch nicht sein, dass wir tierquälerisch erzeugte Produkte importieren.
«Ich will den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen dürfen und was nicht»
Das meine ich, wenn ich davon spreche, die Forderung habe mit Logik und nicht mit Politik zu tun. Es geht überhaupt nicht darum, dass ich den Leuten vorschreiben will, was sie essen dürfen und was nicht. Vorstoss und Debatte: parlament.ch