Tourismus

Direkterer Weg zu mehr Qualität

Peter Grunder – 02. März 2017
Der Weg zum Qualitäsgütesiegel wird einfacher, die ­Qualität des Siegels aber bleibt hoch.

In den 1990er Jahren durchlitt der Schweizer Tourismus eine strukturelle Krise. Sie rief die touristischen Branchen und die Politik auf den Plan; heraus kamen nachhaltige taktische und strategische Massnahmen: taktisch die Umgestaltung der Schweizerischen Verkehrszentrale in Schweiz Tourismus (ST) oder die komplette Neulancierung der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH), strategisch die Lancierungen von SchweizMobil, Innotour und dem Qualitätsprogramm für den Schweizer Tourismus. Der Schweizer Tourismus steckt inzwischen samt dem Gastgewerbe wieder in einer strukturellen Krise. Doch nachhaltig reagiert wurde bislang nur vereinzelt: An der SGH hat die Politik etwas hektisch geschraubt, ST sucht etwas alleingelassen zeitgemässe Wege – die gros-sen Würfe jedoch fehlen. Geradezu vorbildlich erscheint da der Umgang mit dem Qualitätsgütesiegel von 1998: Die breite Trägerschaft, zu der auch GastroSuisse gehört, hat unter Federführung des Schweizer Tourismus-Verbandes (STV) das Qualitätsprogramm in den letzten Jahren sorgfältig geprüft und überarbeitet. Das Qualitätsprogramm geniesst vorab im Ausland hohes Ansehen und ist in verschiedene Länder exportiert worden. In der Schweiz wiederum erwies sich zwar, dass dieses Werkzeug funktioniert: So haben im Lauf der Jahre Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass zertifizierte Betriebe bessere Resultate erzielen. Auch die Zahl von über 11 000 Q-Absolventen und gut 8500 verliehenen Gütesiegeln seit 1998 erscheint imposant. Aber «die Bilanz der Marktdurchdringungen fällt durch-wachsen aus», hat letztes Jahr Chantal Beck resümiert, als Vizedirektorin beim STV unter anderem fürs Qualitätsprogramm zuständig (GJ32/2016). Obwohl die Schweizer Gastronomie im Vergleich zu anderen Branchen und zu ausländischen Programmen besonders schlecht dasteht (vgl. Grafik), äussern die Programmverantwortlichen keine Branchenkritik. Eher haben sie Selbstkritik geübt und das Programm so umgestaltet, dass der Zugang einfacher wird, das Niveau aber hoch bleibt. Die grösste Veränderung betrifft das klassische Kurswesen, das wegfällt. Zwar gibt es noch Kurse, aber grundsätzlich zählt, was herauskommt: Das ist die soge­nannte «Output-Orientierung», die am Ende die Qualifikation prüft, den Weg dorthin aber weitgehend offenlässt. Laut Thomas Fahrni, als Leiter der Unternehmerausbildung von GastroSuisse auch mit dem Programm befasst, bleiben die «Anforderungen klar und präzis» (GJ8/2016). Aber die Betriebe können in Zukunft «flexibler und individueller» zum Gütesiegel gelangen. Gerade für die Gastronomie ist diese Vereinfachung eine grosse Chance. Es ist sozusagen die zweite Chance, auch in den heutigen schweren Zeiten einen sicheren Schlüssel zum Erfolg zu haben: messbare Qualität.

Am 21.3. geht es los

Ab dem 21. März stehendie Türen zum neuen Qualitätsgütesiegel offen: Dann können auf der Website des Qualitäts-Programms nicht nur alle relevanten Informationen abgeholt, sondern auch Anmeldungen deponiert werden.

www.swisstourfed.ch/quality