Tourismus

Bewirtschaftete Resorts statt Betongold

Peter Grunder – 11. Oktober 2017
Nach der Zweitwohnungsbremse: Ein neues, wegweisendes Geschäftsmodell für den alpinen Tourismus.

Als Beatenberg vor ein paar Jahren von Resortprojekten schwadronierte, war das so wenig ernst zunehmen wie die grossen Pläne, die man in Oberried am Brienzersee oder in Meiringen zeichnete: Weit und breit waren keine Investoren in Sicht. Und auch das bewährte Geschäftsmodell, das ausländisches (Schwarz-)Geld in Schweizer Ferienwohnungen und damit in Betongold verwandelte, hatte sich überlebt. Eines der letzten Zeichen dieser immobiliengetriebenen Ära gesetzt hat jüngst das Walensee-Resort mit einem weiteren Zusammenbruch. Gleichzeitig greift aber ein neues Geschäftsmodell Raum. Bei diesem Modell treffen sich die Interessen der im März 2012 angenommenen Zweitwohnungsinitiative mit den Interessen des Tourismus sowie von ausländischen und anderen Investoren, die auf Schweizer Immobilienwerte setzen. Nicht mehr Ausländer kaufen hiesiges Wohneigentum, das dann weitgehend leersteht oder gar, wie etwa im Palace Mürren, wegen komplizierter Konstrukte Entwicklungen blockiert. Vielmehr können sich ausländische und andere Investoren an Schweizer Firmen beteiligen, die in der Schweiz Ferienresorts realisieren und diese bewirtschaften. Insofern die Lagen attraktiv und die Bewirtschaftungen professionell sind, erscheint dieser Ansatz wegweisend: Zwar bleibt ein Hauptmotiv der Investition die Sicherung von Werten in Form von Schweizer Immobilien. Aber einerseits ist dieses Motiv die positive Kehrseite des teuren Schweizer Frankens, unter dem gerade touristische Produkte leiden. Und andererseits kommt als weiteres Motiv, das auch die Immobilieninvestoren teilen, eine professionelle Bewirtschaftung und eine gute Auslastung der Resorts hinzu. Marco Hartmann, einst erster Direktor von Schweiz Tourismus, darf als Pionier dieses Modells gelten. Und Philippe Lathion, der unter anderem während Jahren das Bergbahnen von Télénendaz geführt hatte, bringt es nun zur Blüte (siehe GJ28): In Brigels hat Lathion ein Resort übernommen, das massgeblich Pierin Vinzenz von Raiffeisen angeschoben hatte. In Vercorin steht auf die Wintersaison hin die Eröffnung eines weiteren Resorts bevor, in Zinal wird es im Sommer 2018 soweit sein. Und auch Meiringen wird jetzt wahr: Lathions Immobilienfonds hat das zentral gelegene Areal gekauft, wird bis 2019 für rund 30 Millionen Franken 450 Ferienwohnungsbetten realisieren und mit Interhome bewirtschaften – und hoffentlich gleich das nahe Hotel Sauvage übernehmen sowie dem Schneeparadies zwischen Meiringen-Haliberg, Engelberg und Melchsee-Frutt neuen Schub geben. Beatenberg wiederum ist noch nicht soweit, aber dafür Adelboden: Dort blockierte das Phantom eines ausländischen Investors jahrelang viel – dafür steht das entsprechende Areal jetzt für Lathion brach. Und auch in Oberried ist es übrigens vorwärtsgegangen. Allerdings mit einem klassischen ausländischen Investor.