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Halbe Sachen, die macht er nicht

Christine Bachmann – 09. März 2017
Daniel Borner agiert gradlinig, transparent und hat ein Gespür für Menschen: eine Begegnung.

Der direkte Draht zur Basis ist ihm wichtig. «Ich möchte die Mitarbeitenden und Mitglieder spüren, um zu verstehen, was sie umtreibt. Denn nur so kann ich in ihrem Sinn agieren», hält der neue Gastro­Suisse-Direktor Daniel Borner fest, der seit knapp zwei Monaten im Amt ist. Ein Mann, der durch seine langjährige Führungs­erfahrung genau weiss, was er kann, was er will und wohin er möchte. Aufgewachsen in Tägerwilen genoss der «Seebub und stolze Thurgauer» eine behütete Kindheit mit seinen drei Geschwistern. Als Jugendlicher mit der Berufswahl konfrontiert, hätte er sich in der touristisch geprägten Gegend durchaus einen Beruf in diesem Bereich vorstellen können. «Auch Schauspieler war für mich damals eine Option, da ich viel Theater gespielt habe.» Am Ende wurde es weder das eine noch das andere: Borner absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Rausch AG in Kreuzlingen.

«Ein Verband ist nichts anderes als ein grosser Verein»
Im Anschluss folgten nach ­einem Welschland-Aufenthalt und einer Zeit beim ACS in Kreuzlingen prägende Jahre im Militär. Denn wer Da­niel Borner als Mensch abbilden möchte, der kann diesen Teil seines Lebens nicht ausblenden, der ihn bis 2014 begleitet hat: vom Rekrut über den Offizier bis hin zum Chef des Kantonalen Territorialverbindungsstabes. Sein Antrieb, eine militärische Karriere anzustreben: «Ich wollte es besser machen als die Chefs, die ich erlebt habe!» Was macht einen aus? «Ein guter Vorgesetzter verlangt nicht mehr, als das er selber zu geben vermag. Muss Vorbild sein», betont er. Deshalb sei es ihm auch so wichtig, dass er das, was er verspreche, auch halten und umsetzen könne.
«Als Chef muss man eine Vorbild-Funktion einnehmen»
Führungskompetenz konnte Daniel Borner neben dem Militär schon früh auch im Arbeitsalltag erproben. Mit erst 23 Jahren wurde er Leiter Verkaufsadministration bei der Strellson AG in Kreuzlingen. «Eine lehrreiche Zeit, in der ich aber merkte, dass ich mich immer mehr für das Personalwesen als den Verkauf zu interessieren begann.» So folgte der Wechsel, zuerst in die Käner AG Wettingen, danach als Personalleiter zur Forster Rohner AG in St. Gallen. «Hier konnte ich wiederum viel lernen und Erfahrungen für meine spätere Selbstständigkeit sammeln.» 1996 war es dann so weit: Daniel Borner machte sich selbstständig. Sieben Jahre folgten, in denen er rekrutierte, beriet, Konzepte schrieb. «Intensive Jahre», die wohl weiter angedauert hätten, wenn die Auswirkungen des 11. Septembers 2001 sich nicht langfristig negativ auf seinen grössten Kunden niedergeschlagen hätten. «Mein Team und ich haben noch einige Zeit gestrampelt und es weiter versucht, aber irgendwann war es für mich als Ehemann und Vater zweier Söhne vernünftiger, wieder ins Arbeitnehmerverhältnis zu wechseln.» Welche Fügung, dass gerade die Stelle als Senior-Personalberater bei der Raiffeisen in St. Gallen frei wurde. «Neben der Sicherheit brachte die Stelle aber auch die Möglichkeit mit sich, dass ich einen Master in Business Administration machen konnte.» Etwas, das er sich schon länger gewünscht hatte. Fünf Jahre blieb er, bis die Schreiner an die Tür klopften. «Ein Verband. Und ich hatte in dieser Richtung noch keinerlei Erfahrung. Wobei», meint er mit einem Schmunzeln, «ein Verband ist eigentlich nichts anderes als ein grosser Verein. Von daher habe ich doch etwas Erfahrung als Gründungsmitglied der Alumni HFW Ostschweiz wie auch der Guggenmusik Rhytüfeli».
«Die Frage muss stets sein: Nutzt es dem Mitglied?»
Überhaupt war und ist Borner ein umtriebiger Mensch, der sich gerne engagiert. Ob in diversen Vereinen oder ­als Stiftungsratsmitglied der Stiftung Napoleon III. Letzteres Engagement hat er 2011 mit Wehmut aufgegeben. «Die Zeit fehlte und mein Motto ist nun mal: Halbe Sachen, die mache ich nicht.» Heute gehört seine knapp bemessene Freizeit vor allem der Familie. Acht Jahre war Borner als ­Direktor des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten tätig. Jahre, in denen er es schaffte, das Silodenken aufzubrechen und den Verband so aufzustellen, dass alle an einem Strick ziehen. «Vom Gärtlidenken zum Team.» Denn ein Verband sei eine Herausforderung, gerade weil so viele verschiedene Interessen unter einem Dach koordiniert und zum Nutzen der Mitglieder gebündelt werden müssten. «Am Ende ist die Frage stets: Nutzt es dem Mitglied?» Diese Frage treibe ihn auch als neuer Direktor von GastroSuisse an. Er bleibt sich treu: gradlinig eben. «Und ja: Ich freue mich sehr über diese neue Herausforderung.»