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Der Stets-in-die-Bresche-Springer

Christine Bachmann – 22. September 2017
Er ist leidenschaftlicher Koch und Familienvater, ­geerdeter Gastgeber ­sowie neuer Präsident von GastroSchaffhausen: Renato Pedroncelli.

Wer zum neuen Präsidenten von GastroSchaffhausen möchte, den verschlägt es an die Kantonsgrenze: Thayngen. Eine idyllische Landgemeinde zwar, bedingt durch den zunehmenden Gastronomietourismus aber kein einfaches Pflaster mehr. Eine Entwicklung, von der sich Renato Pedroncelli vom Landgasthof Hüttenleben aber nicht kleinkriegen lässt, denn dafür ist er zu lange auf dem Platz, zu sehr Kämpfernatur. Eigenschaften, die dem neuen ­Präsidenten von GastroSchaffhausen gut anstehen. zudem über viel Leidenschaft und Temperament, da drückt dann wohl ab und an der italie­nische Vater, die österreichische Mutter durch. Ersterer hätte gerne gesehen, dass der junge Renato dereinst in seine handwerklichen Fussstapfen tritt, doch dieser wollte schon immer Koch werden. «Schon während meiner Kindheit in Altdorf wusste ich, dass es für mich nur diesen Beruf gibt.» Die Eltern akzeptierten am Ende seinen Wunsch. «Am Kochen hat mich immer fasziniert, dass man etwas herstellen sowie anderen eine Freude machen kann», erklärt Pedroncelli, der seine Lehrzeit in zwei Betrieben absolvierte: «Im Winter waren wir in Andermatt, im Sommer in Amsteg». Da es damals immer wieder zu personellen Wechseln kam, wurde der junge Renato schon früh ­gefordert und ­gefördert. «Ich habe praktisch ab dem zweiten Lehrjahr die ganze Küche geleitet. Das war eine Herausforderung, aber ich habe auch viel gelernt.» Als Dank für seinen Einsatz während der Lehrzeit bekam er dann ein Zeugnis, «da gehen dir die Schuhbändel auf», er schmunzelt. Nach der Lehre, in der er bereits seiner späteren Frau Maria begegnete, verschlug es ihn nach Locarno ins Hotel La Palma au Lac. Nach dem Tessin zog es ihn zurück nach Andermatt, wo er erneut auf Maria traf. Dieses Mal blieben die beiden zusammen, «wir haben geheiratet, und mit 21 Jahren wurde ich Vater», erzählt er. Früh! «Ja, aber bereut habe ich es nie.» Heuer ist er mit Maria 40 Jahre verheiratet, hat vier Kinder und drei Enkelkinder – «und wir sind immer noch glücklich», betont er. Die Familie ist für Renato bis heute das Wichtigste in seinem Leben geblieben. So wundert es wenig, dass der Zusammenhalt im Pedroncelli-Clan gross ist. «Unsere Kinder wohnen alle in der Umgebung, und am Samstagmorgen zelebrieren wir jeweils einen Familienbrunch: Das ist wunderschön.» In den ersten Familien­jahren waren Renato und Maria durch die wechselnden beruflichen Engagements noch viel unterwegs. Sta­tionen waren unter anderem Glattbrugg, Mülhausen, Braunau, Diessenhofen und ab 1997 dann Thayngen. Zum Landgasthof Hüttenleben kamen die beiden durch einen Stammgast, der sie darauf aufmerksam machte, dass er zum Verkauf stünde. «Wir überlegten und schlugen zu.» Seither hat sich einiges getan, denn die beiden haben kontinuierlich in den Betrieb investiert. «Uns war es stets wichtig, dass er auf dem Level erhalten bleibt, auf dem wir ihn übernommen haben.» Pedroncelli ist aber nicht nur Gastgeber und Vater, sondern auch Verbandsmensch. Bereits 1987 war er als Präsident der Sektion Untersee und Rhein als Vorstandsmitglied von GastroThurgau tätig, ab 1997 dann Vorstandsmitglied sowie Vizepräsident von Gastro­Schaffhausen sowie seit 2009 auch noch Präsident der Hotel & Gastro formation des Kantons. Gerade letztere Aufgabe liegt ihm sehr am Herzen, «denn nur so können wir etwas für die Sicherung unseres Berufsstands tun». Ja, und seit der letzten Generalversammlung ist er nun auch noch der neue Präsident von GastroSchaffhausen. Ein Posten, den er nicht angestrebt hat. «Dazu bin ich, bedingt durch den plötzlichen Rücktritt von Tomislav Babic, praktisch wie die Jungfrau zum Kinde gekommen.» Inzwischen habe er sich daran gewöhnt, im Wissen darum, dass man im Vorstand intensiv nach weiteren, jüngeren Vorstandsmitgliedern sucht. «Das ist wichtig, dass wir Nachwuchs bekommen, der sich engagiert!» Auch im Betrieb ist die Suche nach Nachfolgern langsam ein Thema, «da keines unserer Kinder übernehmen möchte, werden wir wohl dereinst verkaufen», aber bis dahin laufe noch etwas Wasser den Rhein hinunter. Vorerst ist Pedroncelli noch voll motiviert.