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Anton Mosimann tritt kürzer

Corinne Nusskern – 03. November 2021
Im Alter von knapp 75 Jahren gibt der Starkoch Anton Mosimann per Ende 2021 seine Verpflichtungen bei Mosimann’s in London (GB) ab. 33 Jahre lang verkörperte er als Verwaltungsratspräsident seine Unternehmungen und galt, wie die Daily Mail 2005 schrieb, als «The last gentleman chef».

Mosimanns Söhne Philipp und Mark stiegen bereits 2007 in die Geschäftsleitung ein. Bei ihnen sei die Marke Mosimann’s in besten Händen, ist Anton Mosimann überzeugt: «Sie beschreiten sowohl mit dem renommierten Private Dining Club als auch mit dem Fokus auf internationale Grossanlässe neue Wege. Der Anspruch an höchste Qualität und beste Organisation aber bleibt unverändert.»

«Ich wusste immer, dass ich Koch werden will»

Als Wirtesohn in Nidau aufgewachsen, wurde Mosimann 1975 nach diversen Stationen auf der ganzen Welt mit nur 28 Jahren Küchenchef des renommierten Dorchester Hotels in London – und Chef über 132 Köche. Er führte das Haus zu zwei Michelinsternen und machte sich 1988 mit Mosimann’s Private Dining in einer ehemaligen presbyterianischen Kirche im eleganten Londoner Stadtteil Belgravia selbständig.

Im Laufe seiner Karriere kochte Mosimann in 80 Küchen und Städten rund um den Globus. Sein Gespür für Medienarbeit machte ihn schnell populär, war er doch auch einer der ersten Fernsehköche. Seine «Cuisine naturelle» ohne Rahm, Butter und Fett erlangte schnell Berühmtheit, gefördert wurde sie zudem durch seine Kochserien im britischen Fernsehen.

Der Rest ist Geschichte

Der beliebte Starchef kochte für vier Generationen der britischen Königsfamilie, richtete unter anderem auch das Hochzeitbankett für Prinz William und Miss Kate aus. Zusätzlich kann er sieben US-Präsidenten, acht britische Premierminister und viele andere Staatsoberhäupter zu seinen Gästen zählen.

2004 verlieh ihm Königin Elisabeth II den Order of the British Empire (OBE) für sein Verdienste um die britische Gastronomie. Die Liste seiner Auszeichnungen, Preise und Ehrungen ist endlos. Neben 50 Goldmedaillen ist Mosimann der erste Preisträger der 2019 von GastroSuisse verliehenen «Flamme de l'accueil», 2021 erhielt er den Ehrenpreis der Kulinarischen Meriten Schweiz.

 

Platzer Mosimann Mini Copyright Reto Schlatter

GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer überreicht Anton Mosimann 2019 die «Flamme de l'accueil». Foto: Reto Schlatter

Mosimann blickt dankbar und mit Freude auf seine Karriere zurück. Mit seinem Engagement für den Nachwuchs hat er der Branche viel zurückgegeben. «Ich motiviere gern junge Leute für diesen wunderbaren Beruf, ich durfte über 1000 junge Köche ausbilden», erzählt er. «Zudem ein Dutzend Kochbücher schreiben und unzählige Freundschaften schliessen – mein Berufsleben war eine einzige fantastische Reise als Koch, Unternehmer und Arbeitgeber.»

In Zukunft im Unruhestand

Mit seiner Frau Kathrin wird Anton Mosimann weiterhin zwischen London und Montreux pendeln. Der passionierte Sammler will sich nun etwas intensiver seinem Museum am César Ritz College in Le Bouveret VS am Genfersee widmen: «The Mosimann Collection» beherbergt unter anderem Mosimanns Sammlung von rund 6000 Kochbüchern aus fünf Jahrhunderten, sowie eine Galerie mit 265 Schwarz-Weiss-Fotografien von Rockstars, Adligen, Sportgrössen und Weltlenkern. Oder wie es Mosimann sagt: «Von spannenden Menschen auf der ganzen Welt, für die ich während sechs erlebnisreichen Jahrzehnten kochen durfte.»

Doch ganz zurückziehen wird sich Anton Mosimann nicht. «Ich kann nicht wirklich in den Ruhestand gehen», verriet er der Zeitung «The Sunday Times». «Es gibt ein Wort, das ich nie gut aussprechen konnte, und das ist “Nein“.»