«Wir erleben momentan einen regelrechten Boom»

Oliver Borner – 02. Dezember 2021
Bed and Breakfast erfreuen sich in der Schweiz wachsender Beliebtheit. Daran hat nicht nur die Coronapandemie, sondern auch der Trend des einheimischen und persönlichen Tourismus einen grossen Anteil.

Die Parahotellerie erlebt zur Zeit ein äusserst erfolgreiches Jahr. Nach 3,6 Millionen Übernachtungen im zweiten Quartal 2021 wurden wurden von Juli bis September insgesamt 7,6 Millionen Übernachtungen gezählt, wie das Bundesamt für Statistik (BfS) letzte Woche anhand provisorischer Zahlen bekannt gab. Vor allem die Campingplätze erfreuen sich einer weiterhin grossen Beliebtheit, insbesondere bei Schweizer Gästen.

Boom bei BnB Switzerland

Ähnlich sieht die Situation bei den Bed and Breakfast-Anbieter in der Schweiz aus. «73 Prozent aller Gäste kommen momentan aus der Schweiz», sagen Dorette und Jennifer Provoost, Co-Geschäftsführerinnen von BnB Switzerland. In den letzten Jahren erfreut sich die Branche eines regelrechten Booms, der bis heute anhalte. Die Gründe dafür sehen für die Verantwortlichen unter anderem in der aktuellen Situation. «Der lokale Tourismus geniesst bei Herr und Frau Schweizer vor allem wegen der Coronapandemie momentan grosse Aufmerksamkeit», so Provoost. Da viele Auslandreisen durch die Corona-Restriktionen verunmöglicht wurden, blieben in den vergangenen beiden Sommerzeiten viele Schweizerinnen und Schweizer zu Hause und machten Ferien in der Schweiz.

Daneben sieht Provoost einen bestimmten Trend verantwortlich für die steigende Beliebtheit der Branche. «Viele Menschen sind auf der Suche nach dem Speziellen, den einmaligen Erlebnissen und den persönlichen Begegnungen. Das alles kann ein Bed and Breakfast auf seine eigene Art und Weise bieten», ist sie überzeugt. Das hat zu einem Umdenken bei den Anbietern geführt. Normale Bed and Breakfast, wo es zum Zimmer mit Frühstück keine besonderen Extraleistungen gibt, gäbe es zwar immer noch. Aber: «Viele Anbieter haben in den letzten Jahren Investitionen in die Infrastruktur gesteckt. So ist es an vielen Orten mittlerweile Standard, dass die Gäste ein eigenes Badezimmer haben oder die Zimmer moderner eingerichtet sind», so Provoost.

Damit verschwimmen die Grenzen zwischen der klassischen Hotellerie und BnB's immer mehr, was für Provoost allerdings kein Nachteil ist. «Die Gäste erhalten dadurch noch mehr Flexibilität und können genau definieren, welche Unterkünfte für sie die richtigen sind», sagt Dorette Provoost. Der Grundsatz bleibe bei den BnB's dabei immer derselbe. «Der Gastgeber muss in der Nähe sein, damit der persönliche Kontakt, der für diese Übernachtungsart sehr wichtig ist, auch aufrecht erhalten bleibt.»

 

Foto Dorette und Jennifer Provoost mit Rita Bucher Spycherli BB 2

Jennifer (l.) und Dorette Provoost (r.) beim Besuch in einem Bed and Breakfast. (Bild: zVg)

Damit verschwimmen die Grenzen zwischen der klassischen Hotellerie und BnB's immer mehr, was für Provoost allerdings kein Nachteil ist. «Die Gäste erhalten dadurch noch mehr Flexibilität und können genau definieren, welche Unterkünfte für sie die richtigen sind», sagt Dorette Provoost. Der Grundsatz bleibe bei den BnB's dabei immer derselbe. «Der Gastgeber muss in der Nähe sein, damit der persönliche Kontakt, der für diese Übernachtungsart sehr wichtig ist, auch aufrecht erhalten bleibt.»

Corona als Chance

Trotz der steigenden Beliebtheit ist das Angebot in der Schweiz in den letzten Jahren nicht grösser geworden. Offiziell sind auf der Website der Dachorganisation knapp 700 Bed and Breakfast gelistet. «Das Angebot ist durchaus noch ausbaufähig, gerade in einer Zeit, in der die Nachfrage steigt», sagt Jennifer Provoost. Dafür wolle man in Zukunft zusätzliche Partner finden, um die Attraktivität von BnB's weiter zu steigern. Dabei soll nicht zuletzt der neue Webauftritt helfen, den BnB Switzerland vor einem Monat neu aufgesetzt hat. Neben der Benutzerfreundlichkeit wurde vor allem auch an der Präsentation gegen aussen gearbeitet, um alle Altersgruppen und Interessierten anzusprechen.

Dementsprechend ist der Blick in die Zukunft zuversichtlich. «Wir sind nun gespannt, was das nächste Jahr, vor allem auch im Hinblick auf die Pandemie, mit sich bringt», sagt Jennifer Provoost. Dabei hofft sie weiter auf die einheimischen Gäste. «So komisch es auch klingt, die Reisebeschränkungen haben für uns etwas Gutes. Die einheimischen Gäste bleiben im eigenen Land und geben das Geld hier in der Schweiz aus», so Provoost. Gleichzeitig erhalten die Gastfamilien die Unterstützung, die ihnen durch die Mitgliedschaft zusteht. Über neuste Richtlinien werden alle Bed an Breakfast laufend und ausführlich informiert. Die Schutzkonzepte werden speziell auf die Diversität der Bed and Breakfast-Betriebe vorgefertigt und an die Gastfamilien als Vorlage zur individuellen Anpassung übermittelt. «Wir müssen im Tourismus zusammenhalten», so Jennifer Provoost.