Peter Kämpfer, Sie haben 1977 Ihre Kochlehre im Continental Luzern abgeschlossen, besuchten anschliessend die Hotelfachschule Luzern, gingen nach Genf, um an der Rezeption im Hotel Warwick Französisch zu lernen, und waren von 1985 bis 1996 Einkaufschef, F&B Manager und am Schluss in der Direktion der Bürgenstock Hotels. Was waren danach für Sie die wichtigsten Stationen in Ihrer Karriere?
Peter Kämpfer: Von 1996 bis 1998 war ich Direktor im Hotel Chesa Guardalej in Champfèr GR, und von 1998 bis 2018 kümmerte ich mich um den Aufbau und die Neupositionierung des Park Hotels Weggis LU. Seit Oktober 2018 bin ich nun Direktor im Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken BE.
In Ihre Zeit in Interlaken fällt die Renovation aller Zimmer, des Aussenpools und des Kinderclubs sowie die Lancierung des Restaurants Radius. Was hat das alles gekostet?
Sie können von einem zweistelligen Millionenbetrag ausgehen. Wir haben auch sehr erfolgreich gearbeitet. Doch nicht nur die Investitionen in die Infrastruktur tragen zum wirtschaftlichen Erfolg bei, sondern auch die Investitionen in die Mitarbeitenden und vor allem in den Nachwuchs. Zudem haben wir 26 Auszubildende in fünf Berufen und nochmals so viele Praktikanten von verschiedenen Hotelfachschulen. Die Zukunft liegt in der Jugend, und wenn Unternehmen nichts in die Ausbildung investieren, haben sie am Arbeitsmarkt verloren. Wir sind in der glücklichen Lage, genügend Mitarbeitende zu finden – im Sommer über 300, im Winter sind es rund 220.
Von wo sind die Mitarbeitenden?
Sie stammen aus rund 30 Nationen. In unserem italienischen Restaurant Sapori sind es primär Mitarbeitende aus Italien, ansonsten kommen viele aus der Schweiz, Deutschland und Portugal. Weiter beschäftigen wir solche aus der Ukraine, Polen, Ungarn und Rumänien, die wir gut integrieren konnten.
Was machen Sie sonst für die Mitarbeitenden?
Alle erhalten einen intensiven Einführungstag und nach fünf bis sechs Wochen ein Update. Wir haben in unserer Gruppe eine Schulungsleiterin und dadurch viele unterschiedliche Programme wie Junior Management, Advanced Leadership oder auch Lean Management. Wir investieren viel in die Weiterbildung, was immer sehr gut ankommt. Weiter erhalten unsere Mitarbeitenden diverse Vergünstigungen in Benefit-Programmen sowie in unseren Restaurants und im Spa. Sie können ihre Kinder bei uns in den Kinderclub bringen, was ebenfalls einen grossen Mehrwert für sie generiert.
Was sind die wichtigsten Veränderungen in der Branche?
Es ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, neue Impulse zu setzen. Es ist nicht mehr ausreichend, einfach eine schöne Infrastruktur zu haben, sondern das Erlebnis für den Gast muss im Vordergrund stehen. Bereits in meiner Zeit im Park Hotel Weggis durfte ich in enger Zusammenarbeit mit dem früheren Besitzer das Haus vom Viersterne- zum Fünfsternehotel umgestalten – mit den ersten privaten Spabereichen. Wir hatten die schönste Seebar, eine Weinkarte mit 2600 Positionen, eine einmalige Eventhalle und den ersten solarbetriebenen Katamaran auf dem Vierwaldstättersee. Der Schlüssel zum Erfolg war, die Ideen der Mitarbeitenden aufzunehmen. Wir liessen abklären, was gefragt ist. Auch hier im Victoria-Jungfrau sind wir stets bestrebt, unseren Gästen mit Events wie Tanzbällen, Musik-Brunches, Boogie-Woogie-Wochenenden oder Foodfestivals einen Mehrwert zu bieten.
Sie sind bis zum 30. Juni als Direktor im Victoria-Jungfrau. Was empfehlen Sie Ihrem Nachfolger Nico Braunwalder?
Offen sein für Neues, Trends erkennen. Das Teamwork wo immer möglich zu unterstützen. Dazu gehört Respekt gegenüber den Mitarbeitenden und ihnen Danke zu sagen. Motivieren ist grundsätzlich einfach und kostet nichts. Der Gast muss immer im Fokus stehen und es soll nie ein Nein, sondern nur Lösungen geben.
Wie lassen sich Trends erkennen?
Immer offen sein, Gäste befragen. Wir müssen in Betracht ziehen, was die Jungen heute mögen. Aber wir müssen uns auch treu bleiben und die etablierten Werte bewahren. Im F&B-Bereich gilt es, Abwechslung zu bieten, im Spa bieten wir wöchentlich 30 verschiedene Klassen an. In der Kindervilla kann der Nachwuchs malen, musizieren und vieles mehr. Ganz wichtig ist es, der Nachhaltigkeit grosse Beachtung zu schenken.
Peter Kämpfer: «Der Strompreis ging durch die Decke. Wir haben deshalb die Preise um rund 15 bis 20 Prozent angehoben.» (Foto: Daniel Winkler)
Eine aktuelle Herausforderung sind die steigenden Preise.
Tatsächlich: Wir haben Fernwärme, brauchen aber dazu auch Strom, dessen Preis durch die Decke ging. Wir schauen stark darauf, wie wir stetig nachhaltiger werden. Dazu gehört, qualitativ optimal einzukaufen und den Abfall so weit wie möglich zu reduzieren. Dieses Bestreben ist auch als «Waste Management» bekannt.
Wie haben Sie bei den Hotelpreisen auf die steigenden Kosten reagiert?
Durch die höheren Kosten und die enormen Investitionen mussten wir unsere Preise anheben. Unsere Gäste erhalten dafür aber ein sich stetig stark verbessertes Produkt. Wir arbeiten mit Tagespreisen, sind somit voll und ganz im Yield Management. Wichtig ist uns, in unseren Restaurants nach wie vor ein sehr attraktives Preis-Leistungs-Angebot anbieten zu können. Unser italienisches Hotelrestaurant, das Sapori, ist wahrscheinlich das am besten frequentierte Restaurant in ganz Interlaken.
Wie gross war die Preissteigerung bei den Übernachtungen?
Rund 15 bis 20 Prozent. Das ist allerdings tages- und auslastungsabhängig.
Von wo sind Ihre Hotelgäste?
Die Nummer 1 ist der Schweizer Markt, gefolgt von den USA, dem Mittleren Osten und Indien. Wir sind aber auch in vielen anderen Ländern aktiv. Brasilien ist beispielsweise aktuell ein aufstrebender und dadurch interessanter Markt, wie es früher einmal Russland war.
Was wird 2024 für ein Jahrgang?
2023 war ein Spitzenjahr. Schon 2022 war weit über 2019. Wir haben für dieses Jahr unsere Erwartungshaltung gesteigert und sind trotzdem gut im Budget. Übers Jahr gesehen weilt bei uns ein Gast rund 2,5 Nächte und sorgt für eine Auslastung von gegen 70 Prozent.
Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Erstens sind wir aktiv im Marketing und im Verkauf. Wir haben ein gutes Ertragsmanagement mit Tagespreisen. Als Teil von Michel Reybier Hospitality treten 17 Hotels vermehrt als starke Gruppe auf. Die Mitarbeitenden profitieren davon, dass sie zwischen den Häusern wechseln können, im Winter, wenn bei uns weniger Betrieb ist, beispielsweise nach Zermatt VS. Zudem sind die Jungfraubahnen ein starker Treiber. Asien kommt langsam zurück. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass wir hier praktisch das einzige Fünfsternehotel im oberen Luxusbereich sind und so beinahe ein Alleinstellungsmerkmal haben. Starke Konkurrenz in diesem Bereich findet sich erst wieder an der Lenk oder bei den Luxushäusern in Gstaad. Schliesslich haben wir ein starkes gastronomisches Angebot mit dem Gourmetrestaurant Radius, dem Sapori und der Brasserie La Terrasse. Weiter gibt es nicht viele Hotels mit einem derart grossen und vielfältigen Angebot im Konferenz- und Bankettbereich.
Ab Juli gehen Sie in den Unruhestand.
Operativ gesehen auf jeden Fall. Ich habe noch ein VR-Mandat als Vizepräsident des Hotels Saratz in Pontresina GR und einige andere Beschäftigungen. Meine Frau, Paola Masciulli, führte jahrelang das Le Crans Hotel & Spa in Crans-Montana VS und geniesst bereits jetzt schon das Leben. Sie wartet nun auf mich, sodass wir das wir dies gemeinsam tun können. Wir fahren gerne Ski, Rennvelo, gehen ins Gym und tanzen fürs Leben gerne. Sicherlich werden wir ausgiebig reisen, zumindest einmal pro Jahr nach Apulien, wo die Eltern meiner Frau herkommen.
Nico Braunwalder (Foto: ZVG)
Von Bali über Interlaken nach Zermatt und zurück
Nico Braunwalder (44) startet am 24. Juni 2024 im Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa und übernimmt am 1. Juli als Direktor des Luxushotels. Braunwalder war mehrere Jahre im Ausland tätig, etwa als Hotel Manager bei The Bulgari Beijing und The St. Regis Bali Resort. Von März 2021 bis Oktober 2022 war er bereits in der gleichen Funktion im Victoria-Jungfrau angestellt. Von November 2022 bis Juni 2024 zeichnete er als General Manager des Hotels Schweizerhof in Zermatt VS verantwortlich, das wie das Victoria-Jungfrau zur Michel Reybier Hospitality gehört. «Ich habe mich in Asien sehr wohlgefühlt. Aber ich bin glücklich, wieder daheim in der Schweiz zu sein. Meine junge Familie auch», wird der Hotelier auf GaultMillau zitiert.
Stefan Beer (Foto: ZVG)
Lesen Sie auch den Beitrag über Stefan Beer vom Restaurant Radius, Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa:
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