Hotellerie

«Nischenprodukt» Hotel Regina in Mürren

Christine Bachmann – 20. Dezember 2017
Bald stehen im Hotel Regina in Mürren grössere ­Investitionen an. Möglich werden diese durch die ­neuen Besitzer, die Gäste, die SGH, die Berghilfe und den Denkmalschutz.

«Wen einmal der Virus das Hotel Regina gepackt hat, den lässt er nicht mehr los», sagt Peter Vollmer, Mit-­Eigentümer des historischen Betriebs in Mürren. So auch ihn, den ehemaligen Berner Nationalrat und Direktor von Seilbahnen Schweiz, der 2014 mit weiteren Regina-­Begeis­terten den Betrieb kaufte und vor der Schliessung bewahrte. Ein gewagtes Unterfangen, war in den Betrieb doch seit langem nicht mehr viel investiert worden und keiner der neuen Besitzer je im Hotelgeschäft tätig gewesen. Herausforderungen, von denen sich die sieben Stammgäste aus Bern, ­Basel und Zürich nicht abschre­cken liessen. Vielmehr machten sie sich, nachdem die bisherigen zwei Basler Eigentümer-Familien bereit waren, ihnen das Haus zu verkaufen, auf die Suche nach den finanziellen Mitteln. «Preislich hat es einfach geheissen: Wer am meisten bietet, der bekommt es», erinnert sich Vollmer. «Anfänglich dachten wir, das könnte schwierig werden gegen liquide, ausländische Investoren. Da das Haus jedoch unter Denkmalschutz steht, hatten wir schon bald keine grosse Konkurrenz mehr.» Am Ende konnten sie den Betrieb für einen tiefen Millionenbetrag übernehmen, wie Vollmer bestätigt. Am 1. Juni 2014 fand die Handänderung statt, und seither gehört das Regina via Aktionariat den Gästen. Da keiner der Eigentümer operativ in den Betrieb einsteigen und die bisherige Gastgeberin den Betrieb verlassen wollte, übernahm interimistisch die bisherige Receptionistin die Führung während der Sommersaison. «Für den Winter haben wir dann Ausschau gehalten nach einer länger dauernden Lösung, doch mit den damals engagierten Gastgebern mussten wir bald ­feststellen, dass die Zukunftsvisionen nicht übereinstimmten.» ­Betreffend Gastgeber blieben die Zeiten von da an für die Eigentümer des Regina unruhig, stellenweise sogar so, dass Peter Vollmer das Hotel interimistisch selbst führen musste. Seit diesem Jahr ist nun endlich diejenige Stabilität eingekehrt, die sich die Eigentümer für das Regina gewünscht haben. «Wir haben mit Dimitri Schüttel einen jungen Gastgeber gefunden, der Ideen hat und das Haus in unserem Sinne führt», erklärt Vollmer. Das sei gar nicht immer so leicht für einen Gastgeber, der sich im Spannungsfeld zwischen Idealismus der Eigentümer und der Ökonomie des freien Marktes zurechtfinden müsse. «Und der auch noch versteht, dass wir «streng» sind, wenn es um die historische Substanz und Einrichtung des Jugendstilhauses geht, denn am Ende sind wir ein Nischenprodukt für wertorientierte und kulturell interessierte Gäste.» Das Jugendstil-Produkt ist ein Bijou, jedoch eines, das in die Jahre gekommen ist, nachdem die Vorbesitzer nur noch wenig investiert hatten. Deshalb stehen nun grössere Umbau- und Sanierungsarbeiten in den 52 Zimmern mit 110 Betten sowie im Gesamtbetrieb an. «Für den Umbau haben wir nicht nur finan­ziell sondern auch beratungstechnisch von Anfang an die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) ins Boot geholt», erzählt Vollmer, dem als ehemaliger Touristiker die Tätigkeiten der SGH gut bekannt waren. Die SGH sei ein interessanter Partner, weil sie neben dem fachlichen Finanz- auch das nötige Branchenwissen mitbringe – und ihre Gutachten gegenüber Finanzinstituten entscheidend seien. «Wir haben uns intensiv mit dem Regina beschäftigt und danach mit der SGH ein Investitions-Programm ­sowie einen Bauentwicklungsplan erstellt.» Ersteres sehe vor, dass in den nächsten drei Jahren rund 1,2 bis 1,5 Millionen Franken in die Infrastruktur investiert werden sollen. Konkret sollen in der ersten Bau-Etappe eine neue Heizung und neue Etagen-Duschen entstehen, sowie in einer weiteren Etappe die Sanierung der Zimmer folgen. «Für die Finanzierung konnten wir unsere Hausbank, die SGH, die Berghilfe sowie die Denkmalpflege gewinnen», freut sich Vollmer. Finanziell sowie hinsichtlich physischer Unterstützung können Peter Vollmer und seine Mitaktionäre zudem auf die Gäste zurückgreifen. «Einerseits existiert bei uns ein sogenanntes Sponsoring: Hier könnten sich Gäste bereit erklären, finanziell etwas zu übernehmen, angefangen beim Wasserhahn im Zimmer bis hin zum Parkett im Speisesaal.» Andererseits gäbe es Bau-Wochenenden, an denen die Gäste im Regina selber Hand anlegen und beim Umbau mithelfen können. «Der Zulauf und die Unterstützung gerade hier ist sehr gross. Diesen Dezember findet deshalb bereits das vierte Bau-Wochenende statt.» Der Blick in die Zukunft sei hinsichtlich der bevorstehenden Sanierungs- und Umbauarbeiten positiv, betont Vollmer: «Wir konnten zudem seit der Übernahme die Auslastung steigern und auch den Sommer wiederbeleben – und wenn die Umbauten auch noch gut über die Bühne gehen, dann haben wir eine solide Zukunft vor uns.» www.reginamuerren.ch

Hotel Innovations-Award 2018: Kandidaten gesucht!

Das Landhotel Hirschen in Erlinsbach von Silvana und Albi von Felten und das Hotel-Projekt «Albergo Corippo» von der Fondazione Corippo haben eines gemeinsam: Sie sind beide ­Gewinner des Hotel Innovations-­Awards, der jährlich von GastroSuisse und der Schweizerischen Gesellschaft für ­Hotelkredit (SGH) verliehen wird. Ausgezeichnet werden jeweils die vielversprechendsten Innovationskonzepte kleiner und mittlerer Hotels. Zurzeit sind die beiden Veranstalter wieder auf der Suche nach neuen Kandidaten für den Award 2018. Als Preis erhalten die Kandidaten mit den besten Konzepten eine kostenlose Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihres Projektes, und der Hauptgewinner wird bei der Umsetzung seines Konzepts durch ein professionelles Coaching im Wert von insgesamt 15 000 Franken prämiert. Am Wettbewerb teilnehmen können (zukünftige) Betreiber eines kleineren oder mittleren Hotels (mind. 10 / max. 50 Zimmer), die entschlossen sind, ein innovatives Hotel-Konzept umzusetzen. Teilnahmeschluss ist der 15. April 2018.

www.hotelinnovation.ch