Hotellerie

Neues aus der Aufhübschzone

Christine Bachmann – 28. März 2018
Weg von den kleinen Flacons, hin zu hochwertigen Produkten in ökologischen Spendersystemen: der Hotel-Badezimmer-Report oder von Seifen, Duschgel, Shampoos und anderer Hotelkosmetik.

Sie gehört ab einer gewissen Sterne-Klassifikation zur Grundausstattung (siehe Kasten), wird von den Gästen ab und an schon mal gerne mitgenommen und ist ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor: die Hotelkosmetik. Doch was erwarten die Gäste im Hotelbadezimmer wirklich? Was ist den Gastgebern wichtig in Sachen Produkten, und was liegt im Trend? GastroJournal ist in die Hotel-Badezimmerwelt eingetaucht. «Die Gäste erwarten bei uns hochwertige Produkte», weiss Gastgeber Daniel Kost vom Hotel Belvoir in Rüschlikon. Wichtig sei deshalb einerseits eine Top-Qualität, andererseits aber auch ein Preis, der im Budget liege. «Mir persönlich ist zudem wichtig, dass die Pflegeprodukte einen Schnapp-Verschluss haben. Denn es ist für den Gast äusserst nervig, wenn er unter der Dusche versucht, mit nassen Händen einen Drehverschluss zu öffnen.» Qualität bei den Produkten ist auch im Relais & Châteaux Hotel Walther in Pontresina sehr wichtig. «Erwartet werden bei Seife, Dusch- und Badegel sowie Bodylotion hochwertige Produkte, wenn möglich ein bekannter Brand», teilt Gastgeberin Anne-Rose Walther mit. Für die Gäste seien Wattestäbchen, Wattepads und Nagelfeile im Hotelbadezimmer inzwischen ebenfalls eine Selbstverständlichkeit, wohingegen die Nachfrage nach Conditioner vorerst weniger bestehe. «Genutzt wird grundsätzlich alles, was wir im Bad bereitstellen. Wobei wir auch beobachten, dass die Pflegeprodukte für zu Hause eingepackt werden und während dem Aufenthalt die eigene mitgebrachte Kosmetika im Gebrauch sind.» Eine Beobachtung, die einige ihrer Hoteliers-Kollegen ebenfalls gemacht haben. In der «Oberwaid. Das Hotel. Die Klinik» in St. Gallen hat man sich diese Mitnahmefreude deshalb via Zusatzgeschäft zu Nutzen gemacht. Dort kann der Gast nämlich nach der Abreise die Badezimmerprodukte ganz legal erwerben und mit nach Hause nehmen, wie Spa Leiter Philipp Moser mitteilt: «Den Gästen gefällt das, und sie nutzen dieses Angebot auch rege, denn so können sie den Urlaub oder den Verwöhntag im Spa mit nach Hause nehmen.» Wichtig ist das Bereitstellen von Hotelkosmetik vor allem auch in Betrieben, die ihr Augenmerk auf Frauen richten, wie beispielsweise das Hotel «LADYs FIRST» in Zürich: «Wir punkten bei der Hotelkosmetik mit Grosszügigkeit und bieten Shampoo, Duschgel, Bodylotion sowie Nagelfeile, Vanity Kit und Rasierset in jedem Gästezimmer an», erzählt Gastgeberin Verena Kern Nyberg. Auf Anfrage gebe sie auch Conditioner gratis ab. Wichtig sei bei der Hotelkosmetik nicht nur die Qualität der Produkte, sondern auch der erste Eindruck. Heisst, dass die Flacons auch schön daherkommen und optisch ins Bad passen. «Wir haben uns deshalb für hochwertige Pumpspender mit Chromstahl-Halterungen entschieden. Billige Mini-Plastikflacons, womöglich noch mit schlecht oder schief aufgedrucktem Hotellogo, gehen gar nicht mehr», konstatiert Kern Nyberg. Der Duft der Produkte müsse zudem angenehm und dezent sein, so dass ihn sowohl Frauen wie auch Männer mögen. «Damit die Kosmetika ausserdem zur Ausstrahlung des gesamten Betriebs passt, haben wir uns für ein Produkt mit Fair-Trade-Inhaltsstoffen entschieden», führt Kern Nyberg weiter aus. Der Trend in Sachen Hotelkosmetik geht, gemäss der befragten Hoteliers, ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit und Ökologie. So bestätigt Verena Kern, dass in der Hotellerie, «sofern es nicht um die Luxushotellerie geht», hochwertige Spendersysteme ihren Weg in die Badezimmer gefunden hätten. «Zum einen, weil es für den Betrieb wirtschaftlich Sinn macht, zum anderen, weil es auch von der Nachhaltigkeit her überzeugt, da viel weniger Plastikmüll produziert wird.» Zudem betont Kern Nyberg, dass solange das Produkt im Spender von den Gästen als gut empfunden werde, er oder sie die kleinen Portiönchen auch nicht vermisse. Im Hotel Belvoir in Rüschlikon geht der Trend ebenfalls hin zu Spendersystemen, wie Daniel Kost bestätigt: «Ich bin kein Fan von Handseifen, vor allem aus ökologischen Gründen. Denn wir haben eine Aufenthaltsdauer von knapp zwei Tagen pro Zimmer, und somit braucht der Gast niemals eine ganze Seife.» Die Konsequenz sei kiloweise Seifenresten-Abfall pro Jahr. «Deshalb haben wir vor einem Jahr auf Handseifen-Dispenser umgeschaltet, und das bewährt sich sehr.» Dispenser heisst übrigens bei allen Hoteliers nie billig oder qualitativ schlecht, denn wie Anne-Rose Walther betont: «Mittlerweile bieten auch exklusive Marken nebst kleinen Flacons auch grosse Dispenser-Flaschen an.» Badezimmer: Was die Klassifikation fordert
1-Stern: Zahnbecher/-glas, Seife oder Waschlotion
2-Sterne: Zusätzlich: Schaumbad oder Duschgel
3-Sterne: Zusätzlich: Shampoo und Papiergesichtstücher (Tissues)
4-Sterne: Zusätzlich: Duschhaube, Nagelfeile, Wattestäbchen, Wattepads, Bodylotion (mindestens eine)
5-Sterne: Zusätzlich: Körperpflege­artikel in Einzelflacons
Quelle: GastroSuisse