Hotellerie

Hotel der Zukunft: Schlaf bleibt die Kernleistung

Christine Bachmann – 31. Oktober 2017
20 Jahre des Lebens verbringen wir durchschnittlich im Schlaf. Das sollten sich Hoteliers zu Nutze machen. Wie? So!

Ausgiebig schlafen verkommt in unserer 24-Stunden-Leistungsgesellschaft immer mehr zur Nebensache. Die Folgen: Schlafstörungen nehmen zu, insbesondere bei jungen Menschen, wie Schlafforscher bestätigen. Eine beunruhige Entwicklung einerseits, eine interessante andererseits, weil gerade die Hotellerie bei diesem Thema mit ihrer Kernkompetenz bei den Gästen punkten könnte. Könnte, denn wie eine Umfrage des Online-Buchungsportals Hotel.de zeigt, wird diese Chance noch viel zu wenig wahrgenommen und genutzt. So zeigt die Umfrage, dass rund 80 Prozent der befragten Gäste sich an der mangelhaften Qualität der Betten in Hotels stören. 39 Prozent haben Mühe mit der Zimmer-Temperatur und 38 Prozent ärgern sich über die Lautstärke ausserhalb des Hotels. Weiter werden zu weiche oder durchgelegene Matratzen sowie unbequeme Kissen von den Gästen bemängelt. Im jüngste Trend-Guide des Zukunftsinstituts Österreich nimmt sich des Themas «Schlafen» an, zeigt Schwachstellen in den Hotelbetrieben auf und gibt wertvolle Tipps. Beispielsweise zum Thema Raumklima. Ein Punkt, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Das führt unter anderem dazu, dass die Zimmertemperatur mit durchschnittlich 22 Grad in Hotelzimmern viel zu hoch ist. Ideal seien 16 bis 18 Grad. Woher kommt das? Gemäss Trend-Guide sind die meisten Hotelzimmer zu warm, «weil es besser ist, dem Gast ist zu heiss als zu kalt, denn bei Bedarf kann er ja das Fenster öffnen». Zudem würde Kälte für den Gast eine grössere Unannehmlichkeit darstellen, weil sich ein Zimmer nur langsam erwärmt. Das Problem hier ist einfach, dass ein warmes Zimmer alles andere als schlaffördernd ist, denn in einem solchen wird der Körper nicht ausreichend abkühlen können, was dazu führt, dass der Gast entweder schwitzt, unruhig schläft oder sogar aufwacht. Das hat damit zu tun, dass durch die zu hohe Temperatur das Schlafhormon Melatonin nicht mehr gebildet werden kann und der Gast folglich schlecht schläft. Weiter zu beachten gilt beim Thema Raumklima, dass weibliche Gäste oftmals ein anderes Kälteempfinden haben als männliche. Bei einem Paar kann das in einem Zimmer rasch zu einer Herausforderung werden. Der Hotelier kann hier insofern Abhilfe schaffen, indem er beispielsweise zwei unterschiedliche Schlafsets anbietet: eine dickere Decke für die Frau und eine leichte für den Mann. Wichtig für den Schlafbereich in ­Hotelzimmern ist zudem eine beruhigende Atmosphäre. Optik, Akustik. Gerüche, bestimmte Farben und Formen können sehr rasch zu einem Wohl- oder Unwohlbefinden der Gäste beitragen. Nicht zu unterschätzen sind auch elektronische und technische Geräte in den Zimmern. Interessant bei diesem Thema ist, dass inzwischen schon etliche sogenannte «Offline-Hotels» existieren, die ihren Gästen unter anderem eine absolut handyfreie Zone im gesamten Betrieb anbieten – alleine in der österreichischen Steiermark finden sich 14 Angebote. Essenziell für einen gesunden Schlaf sind auch die richtigen Kissen und Duvets. Hier gibt es auch bereits in der Schweiz erste Betriebe, die sich dieses Themas angenommen haben. Beispielsweise das Hotel Blausee am Blausee: Dort können die Gäste bis 20 Uhr an der Reception mitteilen, ob sie auf ein «exklusives Kopfkissen aus der Kollektion des Schlafspezialisten sleepgreen» zurückgreifen wollen, oder nicht. Auf ein ganzheitliches Schlafkonzept setzen auch die Gastgeber des Hotel Kemmeriboden-Bad in Schangnau, die neben einem Kissen- und ­Duvetmenü auch noch spezielle «Schramm»-Betten sowie Arvenzimmer anbieten. Matratzen sind ebenfalls sehr wichtig, wenn es um einen guten Schlaf geht (siehe auch GJ48/2016). Interessant ist hier, dass das Auswahlkriterium für eine Matratze bei den Hoteliers die Langlebigkeit, während es bei den Gästen der Komfort ist. Die Matratze ist eine Heraus­forderung für den Hotelier, weil er den passenden Mittelweg finden muss. Denn während die einen Gäste weiche Matratzen ­bevorzugen, mögen andere harte. Bei den bevorzugten Materialien dominieren gemäss einer Statista-Um­frage Kaltschaummatratzen (37%), vor Federkernmatratzen (35%) und Boxspring-Betten (14%). Fazit: Um den Gästen einen wohligen Schlaf zu bieten, gibt es etliche Möglichkeiten: Sie müssen nur genutzt werden. Trend-Guide unter: href="http://bit.ly/Zukunftsinstitut_Schlaf"

Skurril normal: Schlafen in verschiedenen Ländern
Je nach Land existieren andere Schlafgewohnheiten: eine Auswahl. USA: Amerikaner schlafen am liebsten in Boxspring-Betten. Deutschland: Die Deutschen mögen indes Doppelbetten, die mit zwei Decken ausgestattet sind. Frankreich: Für französische Betten ist eine durchgehend und 150 cm breite Matratze typisch. Indien: Die Inder und Pakistani schlafen auf einem Charpai. Das ist ein vierfüssiges Holzgestell, das mit einer Liegefläche aus ver­wobenen Gurten aus Stoff oder Seilen versehen ist. Japan: Die Japaner breiten in einem ihrer Zimmer (meist gibt es kein spezifisches Schlafzimmer) einen Futon am Boden aus, den sie untertags wegräumen. Quelle: Trend-Guide Schlafen