Sie ist 27, fällt mit ihrer frechen Frisur auf, ist engagiert, geerdet – und sie weiss, was sie will: Nathalie Hoffmann, Gastgeberin im Seehotel Baumgarten in Kehrsiten und im Restaurant & Bar Alte Post in Davos sowie neue Präsidentin von GastroNidwalden.
Dass sie allerdings in zweiter Generation in den Familienbetrieb im idyllischen Kehrsiten einsteigen würde, war für Nathalie nicht von Anfang an klar: «Mein Traum, den ich 14 Jahre verfolgte, war professioneller Eiskunstlauf.» Auf dem Eis sah sie ihre Zukunft, auch wenn sie, wie ihre beiden Brüder ebenso, von klein auf mit dem elterlichen Betrieb verbunden war. «Als Kind war das Seehotel für mich ein riesiger Spielplatz, später dann meine erste ‹Arbeitsstelle›, um das Sackgeld zu verdienen», erinnert sie sich.
«Ich habe gekämpft und am Ende den Tumor besiegt»Während ihre Brüder letztlich einen anderen Weg als die Gastronomie für sich wählten, hat Nathalie sich mit 18 Jahren dann doch neben dem Eiskunstlauf für die Lehre zur Restaurationsfachfrau entschieden – «im elterlichen Betrieb». «Viele haben gesagt, dass ist keine gute Idee. Aber ich kann bestätigen, meine Eltern haben mir nichts geschenkt, und ich habe unglaublich viel gelernt.» Eiskunstlauf. Lehre im elterlichen Betrieb. Alles war so perfekt. Doch dann diagnostizierten die Ärzte bei der 19-jährigen Nathalie einen Hirntumor. «Mir wurde gesagt, dass ich 30 Prozent Überlebenschance hätte. Das wollte ich so nicht hinnehmen. Da hat mich wohl die Disziplin vom Eiskunstlauf gepackt. Ich habe gekämpft und am Ende den Tumor besiegt.» Ein Jahr hat ihr die Krankheit genommen – und nicht nur das, auch die Rückkehr in den Spitzensport. Denn: «Ich war einfach zu lange weg.» Auch betreffend Lehre habe man ihr geraten, dieses Jahr nochmals zu wiederholen. «Ich habe abgelehnt und meinen Abschluss gemacht», lächelt sie. Ja, Nathalie ist eben eine Kämpfer- und eine Frohnatur, eine, die nicht aufgibt, wenn mal Wolken am Himmel aufziehen.
«Jede Generation hat ihre Ansichten, ihre Ideen»Nach der Lehre absolvierte sie gleich die Wirteprüfung, um danach für eine erste Wintersaison nach Davos zu gehen: ins Bolgen Plaza. Zuerst als Barangestellte, ab der zweiten Saison dann als Chef de Bar. «Nach meiner vierten Saison fragten mich die Eltern: ‹Willst du jetzt übernehmen oder nicht?›.» So kam sie zurück nach Kehrsiten. «Heute habe ich zwar den Lead des Betriebs, aber meine Eltern Monika und Wilfried Hoffmann-Breisacher helfen nach wie vor tatkräftig mit, genauso wie mein Partner.» Als Familie unter einem Dach zu arbeiten, sei nicht immer ganz einfach, «das ist nun mal so, jede Generationen hat ihre Ansichten, ihre Ideen, und die gilt es unter einen Hut zu bringen». Aber grundsätzliche laufe es gut. «Meine Eltern lassen mir freie Hand.» Gleichzeitig seien sie aber immer da, wenn Nathalie sie brauche. «Am Ende ziehen wir alle an einem Strang.» Bei der Kalkulation des bestehenden Betriebs war ihr aber bereits nach einem Jahr klar: Das Seehotel ist nicht genug. Einerseits, weil im Winter am See nichts laufe, «und bei mir muss was laufen», andererseits, weil sie Davos vermisste. So kam es, dass sie nach 35 Jahren mit einer Familientradition brach, indem sie das Seehotel im Winter schloss, einen Teil der Mitarbeitenden packte und sich einen Winterbetrieb zulegte: das Restaurant & Bar Alte Post in Davos. «Am Anfang war diese Änderung nicht leicht für meine Eltern. Das hat ziemlich Wirbel gegeben», erinnert sie sich. Aber heute ist es perfekt. Im Winter sind wir in den Bergen, im Sommer am See. Nathalie Hoffmann ist aber nicht nur im Familienbetrieb engagiert, sondern auch im Vorstand von GastroNidwalden: neu als Präsidentin. «Am Anfang habe ich oft gehört, dass ich zu jung, zu frech bin, aber ich habe mich durchgesetzt» – und so nehme sie nun auch die Herausforderung an, in die Fussstapfen von Urs Emmenegger zu treten. «Mein Ziel ist es, Gas zu geben, für die Anliegen der Mitglieder da zu sein und junge Leute für den Verband zu motivieren.» Denn nur mit Engagement, auch von jüngerer Seite, könne ein Verband weiterkommen, ist sie überzeugt.
«Ich möchte für die Anliegen der Mitglieder da sein»Weiterkommen, vorwärts, aber «immer mit einer Leichtigkeit», das möchte Nathalie. Und letztlich: «Am wichtigsten ist es doch, dass ich Freude am Betrieb, an den Gästen und den Verbands-Mitgliedern habe. Und natürlich, dass ich gesund bleibe: Nichts ist kostbarer!»