Das Five Zürich ist anders. Tritt man am Graffiti-Wandbild des Zürcher Künstlers Redl vorbei in das neu eröffnete Fünfsternehaus am Fusse des Uetlibergs, findet man sich gleich im Bar-Café Tune In. Die Rezeption liegt dahinter. Es ist der erste Schritt in eine Lifestylewelt – nach dem Konzept der zwei Five Hotels und Resorts in Dubai.
Hoteldirektor Markus Rapatz (44) freut sich nach der neunmonatigen Umgestaltung auf die Eröffnung. «Der Vibe ist so anders als in anderen Hotels», sagt der gebürtige Kärntner, der seit Jahrzehnten in internationalen Hotels arbeitet. «Ob Entertainment, Gastronomie oder Zimmer, wir sehen uns als Schmelztiegel aus Kunst, Fashion und Lifestyle, verbunden mit diesem Glamour aus Dubai.» Die Architekten arbeiteten in Kameraperspektive, Influencer und Social-Media-Affine werden ihre helle Freude haben. Und: Fast von überall schweift der Blick über das Lichtermeer der Limmatstadt.
Das Interieur präsentiert sich in einem Kleid aus Stein, Marmor, Holz, Glas und ist durchgestylt. Die Kulinarik wartet mit sechs Restaurant- und Nightlife-Konzepten (total 600 Sitzplätze) auf: mal hell wie im Maiden Shanghai mit chinesischer Gourmetküche oder warm und bunt wie im Soul-St-Restaurant mit lateinamerikanischen, arabischen, asiatischen und indischen Spezialitäten à la Streetfood. Weinliebhaber zieht es in die klassische Lounge The Vault. Draussen lockt der Social Pool, und The Penthouse vereint japanisches Restaurant, Lounge-Bar und den Nachtclub. «Jedes Restaurant hat sein eigenes authentisches Konzept und soll den Gästen ein Erlebnis bieten», erklärt der Hausherr. Dazu gesellen sich ein Spa, der Ballraum und diverse Seminarräume.
Badeschlappen sind erlaubt
Ist Zürich bereit für den Extrakick Glamour und Erlebnisgastronomie à la Dubai? Rapatz nickt. «Auf jeden Fall. Ich denke an all die internationalen Firmen hier sowie an die Zürcher und Zürcherinnen, die Spass haben und etwas Besonderes erleben möchten.» Das Five ist explizit auch für externe Restaurantgäste aufgestellt, die wirtschaftliche Wunschauslastung liegt bei 50 bis 60 Prozent.Um eine hohe Qualität zu garantieren, sind die zwei Five-Küchenchefs, Luo Bing und Orlando Acevedo (siehe Peoplemeldungen, Seite 8), aus Dubai angereist und wirken vor Ort.
Das Five Hotel ist Fünfsternehaus, aber man darf auch in Badeschlappen durch die Lobby schlurfen. «Luxus verstehen wir anders, nämlich Zeit auf die beste Art und Weise zu verbringen», sagt Rapatz, «Und mit Glamour. Oder in der Natur. Beides ist da.»
Das Five hat als Atlantis eine lange Geschichte hinter sich: In den 1970er-Jahren nächtigten hier Muhammad Ali oder Sophia Loren, es wurde als Flüchtlingsunterkunft genutzt, darbte als besetztes Haus und ging 2020 als Atlantis by Giardino in Konkurs. Neuer Besitzer des Five ist der indische, in Dubai lebende Geschäftsmann Kabir Mulchandani. Ziel ist es, den Geist von früher mit Zeitgeist zu beleben. Im Haus verteilte Schwarz-Weiss-Fotos sind Zeugen einer vergangenen Epoche.
Klicken Sie sich durch die Galerie des neuen Hotel Five in Zürich. (Bilder: zVg)
Die Musik ist unsere DNA
Die Musik ist omnipräsent: ob die Alphorn-Skulptur des Schweizer Künstlers Franz Koster am Eingang oder der Chandelier aus bunt beleuchteten Glaskugeln, der sich vom Parterre bis unters Dach hochzieht: Die wechselnden Farben spiegeln die Ströme des menschlichen Gehirns wider, die man beim Hören von Musik misst. Ganz oben liegt die Entertainment-Etage mit The Penthouse Lounge, Restaurant und Club. Mitten im schwarzen Gang gehts zu den Toiletten, inklusive einer für alle Geschlechter, die Tür zur Bathroom-Bar, der bis 6 Uhr morgens offenen Chill-out-Lounge.
Und überall Musik. Auch in den Restaurants stehen teilweise DJ-Pulte. «Die Musik ist unsere DNA, die Five-Holding besitzt gar ihr eigenes Musiklabel», sagt Rapatz. «Im Five läuft alles ineinander. Auch mit der Kunst.» Die Bilder in den 87 Suiten (ab 400 Franken) stammen von den Schülern der Kunstakademie Zürich. «Auch Mode findet bei uns statt wie etwa Fotoshootings», ergänzt der Direktor.Schlafen scheint im Five fast eine Nebensache zu sein. Rapatz lacht. «Wir bieten unseren Gästen natürlich auch tolle Zimmer an. Aber schlafen können sie zu Hause auch, hier erleben sie etwas!»
«Five steht für Diversity»
220 Mitarbeitende (davon 100 in der Gastronomie) beschäftigt das Five aktuell. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, rekrutierte Rapatz Leute aus ganz Europa, fast alle über Social-Media-Kanäle. Habe jemand die Chance, in einem solchen Trendhotel zu arbeiten, greife er auch zu, erklärt er. Es sind Menschen aus 60 Nationen – nicht einfach für einen Hoteldirektor, mit all den diversen Kulturen und Sprachen zurechtzukommen. Hotelsprache ist Englisch.
Er ist ein Hands-on-Direktor, sieht sich als Teil des Teams und nimmt die Mitarbeitenden so wie sie sind. «Five steht auch für Diversität. Wir bieten den Mitarbeitenden so, eine Plattform, sich zu präsentieren und ihr Können einzubringen», erklärt er. «Sie sind die Spezialisten! Wir wollen zusammen erfolgreich sein und uns sowohl in der Gastronomie und mit dem Hotel mit den Besten messen.» Als ein Little Dubai in Zürich? «Es heisst zwar Hotel», sagt Rapatz, «aber wir sehen uns mehr als Destination.»